Teil 343

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Wincent

Es war ein unbegreiflich schönes Gefühl, endlich wieder ihre Lippen zu spüren, ihren Duft wahrzunehmen. Die letzten zwei Wochen waren unfassbar hart gewesen und mir wurde gerade immer stärker bewusst, wie sehr sie mir in dieser Zeit gefehlt hatte. Natürlich waren wir auch schon für längere Zeit voneinander getrennt gewesen. Wenn ich auf Tour war, ließ sich das ja auch nicht vermeiden. Aber dann hatten wir trotzdem jeden Tag Kontakt, telefonierten täglich. Vermutlich war es jetzt deshalb noch einmal ein stärkeres Gefühl.
Mir war aber klar, dass es nicht über den Kuss hinausgehen würde. Sofy würde es sicher nicht zugeben, aber man merkte ihr einfach doch noch an, wie erschöpft sie noch war. Ich löste mich also aus unserem Kuss uns strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Vielleicht solltest du dich noch mal hinlegen, hm? Und noch mal was essen. Ich hol dir was", murmelte ich und wollte schon aufstehen, aber Sofy hielt mich fest. „Wincent. Mr geht es wirklich besser. Und wenn ich meinen Kreislauf wieder in den Griff bekommen will, kann ich nicht den ganzen Tag im Bett liegen. Außerdem ... müsst ihr da gerade was ausbaden, was ich euch eingebrockt hab. Da will ich wenigsten dabei helfen, es wieder einigermaßen hinzubiegen." „Aber der Arzt hat gesagt ..." „Der Arzt hat gesagt, dass ich mich ausruhen soll, ja. Aber er hat nicht gesagt, dass ich nur im Bett liegen soll. Ist ja nicht das erste Mal, dass mein Kreislauf wieder auf Trab gebracht werden muss. Ich werd es schon nicht übertreiben, aber lass uns gucken, ob ich helfen kann", blieb sie hartnäckig, „Außerdem will ich auch endlich mal wieder duschen." „Ach, ich kann es dir ja doch nicht ausreden", seufzte ich nur, „Aber versprich mir, dass du auf dich aufpasst und nicht direkt übertreibst. Meinst du denn ... dein Kreislauf macht duschen schon mit?" „Ich denke ja. Dusche einfach in der Badewanne. Geh du schon runter. Ich komm dann nach", versicherte sie mir. „Okay. Dann sag ich Amelie Bescheid, dass wir auf dich warten", sagte ich also und gab ihr noch einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe ich wieder nach unten ging. „Und? Habt ihr geredet?", fragte Amelie auch sofort. „Ja. Ist alles geklärt", entgegnete ich lächelnd, „Aber sie hat drauf bestanden, uns zu helfen, was die Geschichte mit den Fotos angeht und alles." „Wenig überraschend", Amelie musste schmunzeln, „Aber Hauptsache ihr habt alles geklärt. Und um den Rest kümmern wir uns mit der Zeit." „Irgendwas muss uns ja einfallen. Willst du auch noch einen Kaffee? Ich brauch definitiv noch einen ...", erwiderte ich nur. „Hm ja. Kann nicht schaden", überlegte sie und musste dann grinsen, „Wer weiß, wie lang wir brauchen. Wobei, Niilo und Elina sorgen wohl schon dafür, dass hier niemand einschläft." „Ach die Zwei dürfen das auch", merkte ich grinsend an, ehe ich in die Küche verschwand. Ich holte uns den Kaffee und kochte für Sofy auch direkt einen Tee. Das konnte definitiv nicht schaden. Danach ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer. „Okay. Dann wollen wir mal", fing Amelie an. „Warte ... ich hab Sofy versprochen, dass wir auf sie warten. Na ja vielleicht fällt ihr ja mehr ein als mir. Wäre ja nicht das erste Mal", unterbrach ich sie, während ich Niilo dabei half auf meinen Schoß zu klettern.
Nur einige Minuten später setzte sich Sofy zu uns. „Wie geht es dir?", erkundigte sich Amelie auch gleich. „Deutlich besser", versicherte sie Amelie lächelnd, „Tut mir nur leid, dass du jetzt wieder so viel Arbeit hast." „Da kannst du ja nichts für. Das wird wohl nicht der letzte männliche Auftraggeber gewesen sein, mit dem du dir Locations ansiehst. Und vielleicht sollte man einfach genau diese Richtung einschlagen. Wenn wegen jedem bisschen, so eine Welle entsteht ... Ich möchte dich jetzt nicht ständig aus dem Krankenhaus abholen müssen", überlegte Amelie. „Ne, ich auch nicht", murmelte ich. „Ich hab da auch keine Lust drauf", seufzte Sofy, „Aber ich überlasse sowas dann wohl in Zukunft Melina." „Das ist aber auch nicht Sinn und Zweck", wandte ich also ein, „Du sollst dich nicht so einschränken. Das tust du ohnehin schon genug." „Das sehe ich auch so", stimmte Amelie mir zu, „Du sollst ganz normal leben und arbeiten. Na ja. So normal es eben möglich ist, mit dem da." „Was soll denn das heißen?", wollte ich skeptisch von Amelie wissen. „Na, dass du nicht normal bist", sagte Amelie lachend. Und auch Sofy musste grinsen. „Na danke auch", murmelte ich schmollend, wusste aber natürlich, was sie meinte. Wir überlegten danach eine ganze Weile, was wir tun konnten. Irgendwann hatte Sofy ihren Kopf an meine Schulter gelehnt, aber dabei dachte ich mir natürlich nichts. Das machte sie ja eigentlich immer, wenn wir so lang zusammensaßen und uns die Köpfe zerbrachen. Aber irgendwann legte Amelie ihren Finger an die Lippen und deutete auf Sofy. Erst jetzt schaute ich zu ihr, um auch gleich festzustellen, dass sie eingeschlafen war.

Vielleicht irgendwann (2)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora