Teil 219

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Sofy

„Will ich nicht“, schluchzte ich, „Aber …“ „Sofy. Was ist los?“, forschte Amelie sehr vorsichtig nach, „Was belastet dich? Wir können dir wirklich nur helfen, wenn du mit uns redest?“ „Ich … ich hab Angst“, gab ich leise zu. „Wovor denn?“, kam es gleich von Wincent, der mittlerweile extrem unruhig war. Ich konnte es ihm nicht mal Übel nehmen. „Ich … habe euch etwas bisher nicht erzählt, weil ich es bis vor kurzem nicht ernstgenommen habe. Aber seit wir offiziell zusammen sind, bekomme ich Nachrichten. Und in der letzten Zeit wurde es einfach schlimm.“ Zack, jetzt waren beide hellhörig. „Was für Nachrichten?“, entfuhr es Amelie direkt. Mir fiel es schwer, es auszusprechen, weshalb ich Wincent einfach mein Handy gab, ehe ich mein Gesicht einfach nur noch an Wincents Schulter vergrub. Ich wollte das nicht noch mal alles lesen. Amelie wechselte schnell den Platz auf Wincents andere Seite, um mitlesen zu können. Daraufhin folgten einige Minuten der Stille, die sich wie unerträgliche Stunden anfühlten. „Sofy?“, kam es irgendwann vorsichtig von Amelie, „Du hast nicht zufällig wegen dieser Nachrichten überlegt, mit Wincent Schluss zu machen oder?“ „Ich muss doch meine Kinder beschützen“, schluchzte ich verzweifelt, „Und Wincent auch.“ „Schatz, das … Du hättest doch mit mir reden können. Sowas musst du nicht mit dir allein ausmachen. Schon gar nicht, wenn dich das auf Trennungsgedanken bringt. Du weißt, wie sehr ich dich liebe …“ „Ja. Ich liebe dich doch auch. Mehr als alles andere. Aber ich hab doch gemerkt, wie sehr dich das fertiggemacht hat, als ständig Leute bei uns zu Hause standen. Ich hatte Angst davor, was das hier in dir auslöst. Ich brauche dich. Deine Kinder brauchen dich. Ich wollte einfach nicht, dass dich das in ein weiteres Loch zieht. Und dann dachte ich … bevor ich deinem Traum mit der Musik im Weg stehe …“ „Was dann? Schmeißt du alles hin? Vergiss es, da hab ich ja wohl noch mitzureden. Und wir lassen uns doch nicht erpressen. Da merkt man wieder, dass die keine Ahnung haben, was in unserem Leben abgeht. Die wissen nichts über uns, über dich oder unser Leben“, redete Wincent einfach drauf los und nur Amelie unterbrach ihn. „Wobei wir hier jetzt einen Punkt erreicht haben, an dem genug ist“, warf sie ein, „Sofy. Das sind teilweise Drohungen an dich und an eure Kinder. Damit müssen wir zur Polizei und können das so nicht stehen lassen. Hier wird eine Grenze überschritten und das geht alles zu weit!“ „Ich denke auch, dass da kein Weg mehr dran vorbeiführ“, murmelte Wincent, „Auch wenn das immer der Weg war, den ich vermeiden wollte.“ „Ja. Das weiß ich, aber wir haben hier absolut keine andere Möglichkeit.“ „Ich weiß Amelie“, entfuhr es ihm, „Ich muss mal raus.“ Damit stand er auf und verschwand im Flur. Amelie folgte ihm natürlich und jetzt war es sie, die lauter wurde: „Wo willst du denn jetzt hin? Deine Frau sitzt da völlig am Ende und du willst abhauen?“ „Ich muss meinen Kopf freibekommen, verdammt. Ich kann besser für sie da sein, wenn ich mich abgeregt habe!“ Und dann vernahm ich nur noch, wie die Haustür ins Schloss fiel und eine schnaubende Amelie zurück ins Wohnzimmer kam. „Lass ihn“, murmelte ich nur, „Ich wusste, dass es ihn runterziehen wird. Deshalb wollte ich es ihm gar nicht erst sagen …“ „Und dich einfach trennen? Das ist auch nicht besser meine Liebe! Und daran denkst du auch gar nicht erst noch mal! Und sowas darfst du wirklich nicht für dich behalten, hörst du? Hier wird massiv eine Grenze überschritten. Ich muss da jetzt auch ein paar Telefonate führen, kann ich dich kurz allein lassen?“ „Sicher. Alles gut“, versicherte sie sich, damit sie beruhigt telefonieren konnte. Ich hatte auch gerade kein Problem damit, einen Moment allein zu sein, um mich zu sammeln. Mir war bewusst, dass Wincent jetzt auch sehr verletzt war. Und da hatte ich eben auch viel zu beigetragen. Dabei hatte ich ihn einfach nur schützen wollen. Und selbst dabei machte ich alles falsch.

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now