Teil 316

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Sofy

Wir traten die lange Heimfahrt an, auf der ich natürlich auch viel Zeit am Handy verbrachte. Wincent ließ mich eh nicht mit seinem heiligen Auto fahren, also konnte ich mich auch einfach zurücklehnen. Alex hatte mir noch eine weitere Nachricht geschrieben, in der er fragte, ob wir uns bald treffen könnten, wegen des Auftrags, den er Melina und mir geben wollte. Ich entschied mich, ihm dies Mal zu antworten. Ich beließ es bei einer ganz förmlichen Nachricht, in der ich ihm mitteilte, dass dies erst im neuen Jahr klappen würde und ich ihm da vermutlich auch nur ein Telefonat anbieten konnten. Immerhin war ich mir sicher, dass Wincent keine Lust darauf hatte, dass Alex zu uns nach Hause kam. Auch, wenn ich nach wie vor nicht verstand, warum er so ein Problem mit ihm hatte. „Mit wem schreibst du?", fragte Wincent irgendwann neugierig. „Nur mit Melina", entgegnete ich, weil ich ihm nach wie vor verschwiegen hatte, dass Alex ja meine Nummer hatte. Ich wusste, dass es nicht richtig war, ihn anzulügen, aber ich wollte einfach so kurz vor Weihnachten keinen Streit mehr provozieren. Und ich wusste ja, dass er echt ausrasten würde, wenn er mitbekam, dass Alex mir schrieb. So gut kannte ich ihn ja doch. Die Fahrt verlief ansonsten recht schweigsam. Wir waren einfach Beide recht kaputt und freuten uns, die Zwillinge bald wiederzuhaben. Entsprechend lang fiel auch die Begrüßung aus, als wir endlich bei seiner Mutter ankamen.  „So bald lass ich euch Zwei nicht mehr allein", murmelte ich, während einer extra langen Kuscheleinheit mit den Zwillingen. „Na wer hat hier wen mehr vermiss", warf Angela lachend in den Raum. „Na ja Elina und Niilo verstehen das ja noch nicht richtig. Also geht der Punkt an Sofy", stimmte Wincent mit ein. Ich sagte da nichts zu. Sollte er sich doch darüber lustig machen. Nur weil es ihm offenbar so leicht fiel, Zeit ohne die Kinder zu verbringen, musste es mir nicht auch so leicht fallen. Er war es gewohnt ständig unterwegs zu sein. Ich nun einmal nicht. „Ich würd auch eigentlich jetzt langsam nach Hause wollen", sagte ich irgendwann, „Ich bin echt müde." „Verständlicherweise. Und wir sehen uns ja die Tage schon wieder." Also verabschiedeten wir uns und bedankten uns noch einmal dafür, dass sie die Kinder über das Wochenende zu sich genommen hatte. Dann ging es endlich nach Hause. Dort angekommen machten wir auch nicht mehr viel. Für die Kinder war es ohnehin schon wieder an der Zeit, dass sie ins Bett kamen. Und auch Wincent und ich kuschelten uns danach einfach nur noch unter die Decke. „Denk bitte nicht, ich hätte die Kinder nicht auch vermisse", meinte er irgendwann wie aus dem Nichts. „Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte ich ihn ein wenig verwirrt. „Ich hab deinen Blick vorhin gesehen und wusste gleich, was du denkst. Mir fehlen die Kinder auch extrem. Und auf Tour vermisse ich euch alle. Ich hab nur einfach inzwischen gelernt, es einfach für mich zu behalten und mit mir selbst auszumachen. Wenn ich das gezeigt hätte die letzten Tage, dann hättest du dir doch noch mehr Sorgen gemacht. Natürlich weiß ich, dass es den Beiden bei meiner Mutter bestens geht. Aber ich hab sie doch auch viel lieber bei mir", erklärte er also. „Na ja. Ich würde mich besser damit fühlen, wenn du da einfach zu stehen würdest ... Weil so hab ich immer das Gefühl, als Übermama dargestellt zu werden. Ich weiß, dass ich Schwierigkeiten hab, loszulassen. Aber die werden in zwei Wochen gerade mal ein Jahr alt. Ich muss doch auch noch gar nicht loslassen ... Aber wenn du das dann immer so runterspielst ... Dann fühl ich mich halt nicht wirklich ernstgenommen von dir." „Es tut mir leid. Natürlich nehme ich dich ernst. Mir war nur nie bewusst, dass dich das eher verletzt. Wollte damit eigentlich eher erreichen, dass du ein wenig beruhigter bist", er zog mich in seine Arme und ehrlich gesagt war das Thema damit dann auch erledigt. Stattdessen lenkte ich das Thema lieber auf das Video. „Ist das Q&A denn eigentlich jetzt online?", fragte ich also. „Hm seit ein paar Stunden schon. Aber ich hab mir bisher keine Reaktionen angesehen", nuschelte er. „Bist du gar nicht neugierig? Also ich schon!", und damit löste ich mich aus seinen Armen, um nach meinem Handy zu fischen. Gerade noch rechtzeitig entdeckte ich die Nachricht von Alex, die ich schnell wegwischte und den Chat dann schnell auf stumm stellte. Einfach nur zur Sicherheit. Danach öffnete ich Instagram und kuschelte mich wieder in Wincents Arme. Ein wenig neugierig schien er aber dann auch zu sein, denn irgendwann lehnte er seinen Kinn auf meine Schulter und schien doch mitlesen zu wollen. Und er atmete hörbar erleichtert aus, als relativ schnell deutlich wurde, was für liebe Reaktionen es gab. Es fiel aktuell nicht eine einzige negative Reaktion auf. „Ich hab doch gesagt, dass das Video gut ankommen wird", ich legte das Handy wieder weg. „Ja. Und ich bin verdammt froh, dass dein Gefühl da richtig lag", murmelte er und man sah ihm die Erleichterung richtig an. „Vielleicht wird es ja jetzt besser, was dieses Thema angeht. Es sieht doch ganz danach aus." „Ey, das wäre so schön", murmelte er, „Und wirklich höchste Zeit."

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt