Teil 259:

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Sofy

„Bitte? Das kannst du grad nicht ernst meinen? Wie stellst du dir das denn vor? Ich habe zwei kleine Kinder zu Hause. Mir steht diese Zeit zu!“, brachte ich ziemlich perplex hervor. Also damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Was sollte das denn? Wie kam er nur darauf? „Ja und? Die Kinder haben auch einen Vater. Und es gibt genug Krippen und Kindergärten. Ist doch nichts dabei“, entgegnete er schulterzuckend. „Also ich glaube, du hast den Schuss nicht mehr gehört. Ja, die Zwei haben einen Vater und der übernimmt verdammt viel. Ist aber berufsbedingt auch viel unterwegs. So. Und Krippenplätze sollten in erster Linie für die Kinder sein, deren Eltern wirklich arbeiten müssen. Tut mir leid. Da hab ich einfach das Glück, dass bei uns nicht Beide in Vollzeit arbeiten gehen müssen. Also geb ich meine Kinder auch nicht unnötiger Weise in eine Ganztagsbetreuung, wenn es Eltern gibt, die diese Plätze viel dringender brauchen. Und nur mal zur Info, meine Kinder sind nicht mal ein Jahr alt“, platzte es jetzt aus mir raus, weil ich seine Worte einfach nur dreist fand. Was dachte er eigentlich, wer er war? „Ach, andere stellen sich da auch nicht so an. Das ist ausgebildetes Personal, da musst du dir doch gar keine Sorgen machen.“ „Mir geht es nicht um die Fachkräfte. Es geht mir darum, dass mir diese Zeit zusteht, alles auch rechtmäßig eingereicht wurde und es Menschen gibt, die diese Plätze dringender brauchen. Und das hast du zu akzeptieren. Und nur mal so nebenbei. Wenn ich nach der Elternzeit wieder anfange, dann nicht direkt in Vollzeit!“ „Wie stellst du dir das vor? Was soll ich denn mit einer Halbtagskraft? Da schaffst du doch nichts. Also das geht nicht! Na ja und bis dahin solltest du vielleicht auch noch ein wenig Sport machen. Sieht besser aus und ist besser fürs Geschäft. Und dein Mann dankt es dir sicher auch, wenn du doch noch mal wieder was abnimmst.“ „Nicht? Schade, weil ich das Recht dazu habe. Aber weißt du was? Dann machen wir das ganz anders. In den nächsten Tagen hast du meine schriftliche Kündigung im Postfach. Und damit ist das hier auch erledigt“, entschied ich also knallhart, um mich auch gleich aus dem Stuhl zu erheben. Insbesondere seine letzte Bemerkung hatte mich doch sehr getroffen, auch wenn ich es jetzt nicht zeigte. „Sofy. Das kannst du nicht machen. Jetzt übertreibst du wirklich“, warf er noch einmal ein, aber mein Entschluss stand fest. „Das ist mein voller Ernst. Wie gesagt, die Tage erhältst du meine Kündigung. Alles gute noch“, blieb ich standhaft und verließ dann auch schnurstracks die Agentur. Draußen musste ich erstmal tief Luft holen. Hatte ich das grad wirklich getan? Und jetzt? Was sollte ich tun? Mir was Neues suchen? Jetzt stand ich ohne was da. Ohne Job. Ohne eigenes Geld. Das war nie das, was ich wollte. Seufzend machte ich mich auf den Weg nach Hause. Aber eigentlich wollte ich grad einfach nur allein sein. Deshalb schmiss ich meine Sachen auch einfach nur achtlos beiseite, stapfte am Wohnzimmer vorbei, wo Wincent gerade mit den Kindern beschäftigt war, und schloss mich einfach oben im Badezimmer ein. Ich wollte gerade einfach meine Ruhe haben und mit niemandem reden. Und kaum hatte ich die Tür hinter mir abgeschlossen, brachen die Tränen auch nur so aus mir heraus. Jetzt war ich eben doch die ohne Job, die finanziell von ihrem Mann abhängig war. Genau das, was ich nie wollte. Und neben dieser Tatsache, hatten mich Andrés Worte über mein Äußeres doch sehr getroffen. Vielleicht trafen sie mich ja auch so, weil er ja nicht mal unrecht hatte. Ich hatte einfach durch die Schwangerschaft einiges zugenommen und das war eben noch nicht alles wieder runter. Bisher hatte es mich nicht so sehr gestört, aber sich sowas anhören zu müssen, tat einfach weh. Was war denn, wenn Wincent das auch so sah wie André?

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now