Teil 337

413 25 0
                                    


Wincent

Es fiel mir schwer, jetzt zu gehen. Am liebsten hätte ich sofort alles vom Streit aus der Welt geschafft und wäre bei ihr geblieben. Aber der Arzt hatte mehr als deutlich betont, dass sie die Ruhe brauchte. „Mach dir keinen Kopf Wincent", versuchte Amelie mich ein wenig aufzumuntern. Sie hatte wohl meinen Blick richtig gedeutet. „Sagst du so leicht", nuschelte ich nur. „Ja. Mag sein. Aber es bringt dich jetzt auch nicht weiter. Wir müssen sie jetzt erstmal wieder soweit auf die Beine bekommen, dass ihr vernünftig miteinander reden könnte. Die Zeit müssen wir ihr geben ..." „Die Zeit muss sie sich erstmal selbst geben", erwiderte ich nur seufzend. „Dafür sorgen wir schon. Und sie wird das schon merken. Wir müssen uns nur mal überlegen, wie wir die andere Geschichte angehen. Das will ich da alles nicht so stehen lassen. Und dann musst du mit Kevin einen neuen Termin fürs Studio ausmachen. Wir haben da ein bisschen telefoniert, im größten Notfall lassen sie es zu, dass der Release um ein paar Wochen verschoben wird. Aber das solltet ihr nicht ausreizen, okay?" „Bitte. Amelie. Mir brummt echt der Kopf. Können wir das nicht morgen machen? Und mir fällt es momentan wirklich schwer, daran zu denken, nach München zu fahren. Das kann ich gerade nicht." „Mir ist das schon klar. Ihr müsst jetzt erstmal einiges klären. Mir geht es auch nicht darum, dass du Übermorgen ins Studio fährst. Von mir aus, sprich da auch erstmal mit Sofy drüber, sobald es ihr besser geht. Behalte es nur bitte im Hinterkopf", bat sie mich, während sie bereits auf unserem Hof hielt. Ich nickte nur. Wir gingen ins Haus und eigentlich wollte ich am liebsten mit Elina und Niilo allein bleiben und ein wenig Ruhe haben. Aber weder Marco noch Amelie machten Anstalten, nach Hause zu fahren. „Leute. Ihr könnt wirklich nach Hause fahren. Ich schaff das mit den Beiden schon allein", seufzte ich also irgendwann, als es draußen schon längst wieder dunkel war. „Sicher? Einer von uns kann auch hierbleiben", bot Amelie an, „Ich kann Sofy auch morgen abholen, wenn du möchtest." „Ich kann schon allein bleiben ...", murmelte ich, „Und ich möchte Sofy selber abholen. Hab ihr versprochen, dass ich sie abhole ..." „Okay. Dann ... komm ich aber morgen her und pass auf die Zwillinge auf", stellte Amelie direkt klar, als sie endlich bereit war zu gehen. „Okay, danke", murmelte ich nur und war richtig erleichtert, dass Marco wohl auch einsah, dass er gehen konnte. „Und lass die Finger vom Alkohol", ermahnte er mich dann aber doch noch. „Jaha. Keine Sorge", ich verdrehte ein wenig genervt die Augen. Die Zwei taten ja gerade so, als wäre ich noch ein kleines Kind. „Und versuch zu schlafen, ja? Morgen sehen wir weiter", Amelie klopfte mir noch kurz auf die Schulter, ehe sie und Marco dann doch nach Hause fuhren. Ich blieb dann auch nicht mehr länger im Wohnzimmer sitzen. Die Zwillinge gehörten schon längst ins Bett. Und weil ich nicht allein schlafen wollte, durften die Zwei heute auch direkt bei mir schlafen. Deshalb legte ich mich auch direkt mit hin. Schließlich hatte ich in den letzten Tagen auch nicht sonderlich viel geschlafen. Und nun erhoffte ich mir wenigstens ein paar Stunden Schlaf.
Immerhin. Ein paar Stunden kamen zusammen. Aber erholsam würde ich den Schlaf nicht nennen. Und selbst Niilo und Elina schliefen noch, als ich wach wurde. Da ich sie nicht wecken wollte, blieb ich also einfach liegen. Unfassbar, dass sie jetzt schon ein Jahr alt waren. Wie schnell die Zeit doch schon vergangen war. Und dann hatte Elina jetzt schon ihr erstes richtiges Wort gesagt. Ich seufzte nur leise und angelte mir mein Handy. Amelie hatte mir vor einer halben Stunde geschrieben. Und erst da warf ich einen Blick auf die Uhr. Gleich halb acht. Dann würde es jetzt auch nicht mehr lang dauern, bis die Zwillinge aufwachten. Aber allein, dass sie jetzt noch schliefen, zeigte nur, dass es gestern viel zu spät für Zwei gewesen war. Ich öffnete die Nachricht von Amelie, die mir nur mitteilte, dass sie um acht Uhr hier sein wollte. Na super. Dann mal los. Eigentlich wollte ich am liebsten unter die Dusche springen, aber da kam mir tatsächlich die Frage auf, wie Sofy das machte, wenn ich nicht da war? Ich konnte die Zwei ja jetzt schlecht allein lassen. Dann also keine Dusche. Außerdem machten sich jetzt auch die Kinder bemerkbar und die waren ohnehin zuerst dran.
Als Amelie vor der Tür stand, hatte ich wenigstens die Kinder fertig gemacht. Viel mehr hatte ich leider nicht geschafft. „Gerade aus dem Bett gefallen?", merkte sie schmunzelnd an, als sie mich musterte. „Sehr witzig", nuschelte ich, „Hast du kurz ein Auge auf die Zwei? Damit ich duschen kann?" „Tatsächlich ist duschen eine der besten Ideen, die du in den letzten Tagen hattest. Ab mit dir! Haben die Zwei schon was gefrühstückt." Ich schüttelte den Kopf: „Muss ich mich noch drum kümmern." „Na. Geh duschen. Ich mach das. Du musst sowieso bald los." „Danke Amelie", nuschelte ich und schlurfte dann wieder nach oben, um endlich unter die Dusche zu springen.

Vielleicht irgendwann (2)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant