Teil 340

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Sofy

Ich wollte wirklich, dass er bei mir blieb. Ich wollte das vorhin schon, aber da hatte ich es nicht über mich gebracht, ihn zu fragen. Zu groß war die Angst, er könnte ablehnen. „Bist du dir sicher?", fragte er leise, „Ich schlaf sonst wirklich im Gästezimmer. Das wäre kein Problem. Immerhin brauchst du die Ruhe." „Bitte Wincent", bat ich ihn erneut mit brüchiger Stimme, „Bitte bleib bei mir." „Okay", sagte er leise und strich mir lächelnd über die Wange, „Ich schalte nur unten das Licht aus und komme dann wieder." Ich nickte nur schwach, eigentlich immer noch viel zu müde. Aber ich war froh, dass Wincent bei mir bleiben würde. Er verschwand also nur kurz nach unten und kam dann direkt wieder, um sich neben mich ins Bett zu legen. Irgendwie schien er unsicher zu sein. Also war ich diejenige, die ihren ganzen Mut zusammennahm und näher an ihn heranrutschte, um mich an ihn zu kuscheln. Erst jetzt schien er ein wenig sicherer zu werden und legte schließlich seinen Arm um mich. Es tat einfach nur gut. Und zu gern hätte ich dieses Gefühl länger genossen. Aber leider war meine Müdigkeit viel zu stark, sodass ich ziemlich schnell einschlief.
Als ich wieder wach wurde, schlief Wincent neben mir noch. Ich fühlte mich noch immer ziemlich schwach, aber schon nicht mehr so benommen wie die zwei vorherigen Tage. Wincent hatte sich kaum bewegt, sodass er noch immer seinen Arm mich gelegt hatte. Wieder stiegen mir einige Tränen in die Augen. Aber das Gefühl war ein anderes. Es war nicht das Gefühl der letzten Tage. Es war kein Schmerz, der mir die Tränen in die Augen trieb. Viel mehr war ich gerade einfach nur froh, wieder in seinen Armen liegen zu können. Ich hatte die Hoffnung ja längst aufgegeben gehabt. Und jetzt schien es ja doch noch Hoffnung zu geben. Allerdings fragte ich mich, wieso er mir plötzlich glaubte. Hatte Amelie ihn überzeugen können? Er wollte mir gestern ja nicht so wirklich antworten. Aber andererseits war ich auch viel zu benommen gewesen, sodass ich vermutlich nicht viel wahrgenommen und verstanden hätte.
Als sich Niilo bemerkbar machte, wollte ich schon aufstehen und nach ihm sehen. Es war einfach Gewohnheit. Egal, wie schlecht es mir ging, wenn es um die Kinder ging, rückte das sofort in den Hintergrund. „Du bleibst liegen", kam es plötzlich ganz verschlafen von Wincent, „Ich mach das schon." „Aber ..." „Kein Aber. Du hast Bettruhe", nuschelte er und stand dann auch schon auf. Der nahm das alles ja echt ernst. Es dauerte eine Weile, bis Wincent mit beiden Kindern wiederkam. „So. Kleiner Krankenbesuch bei Mama", er setzte Beide zu mir aufs Bett, ehe er sich selbst auch dazusetzte. „Mama", brabbelte Elina auch gleich los und ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was sie da gerade gesagt hatte. „Hat sie ...? Hast du ...?" „Ja. Elina war ihrem Bruder doch auch mal in einer Sache voraus, wie es aussieht", meinte er lächelnd, „Aber eigentlich dachte ich, dass ... du das schon weißt." Ich schüttelte den Kopf. Wahnsinn. Meine Tochter hatte gerade wirklich ‚Mama' gesagt. Das war irgendwie ziemlich emotional. Aber momentan war ja irgendwie alles ziemlich emotional. Es verging ein Moment, bis ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte. „Ihr erstes Wort", flüsterte ich, „Und das gerade in der aktuellen Situation." „Unglaublich, oder?", Wincent musste lächeln und man sah ihm an, dass er richtig stolz war. „Hast du Hunger?", wollte er dann wieder etwas ernster von mir wissen. „Ein bisschen", gab ich leise zu. „Gute Antwort. Ich bring dir gleich was hoch. Amelie ist sicher auch gleich hier. Wie geht es dir denn heute?", wollte er dann noch von mir wissen, während er wieder meine Hand nahm. „Besser", antwortete ich also und lächelte schwach. „Du siehst auch schon deutlich wacher aus. Dann sorgen wir jetzt erstmal dafür, dass du was isst. Und die Zwei hier müssen auch was essen, sonst ist die gute Laune sicher gleich weg." „Gut möglich", murmelte ich und musste leicht schmunzeln.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt