Teil 353

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Wincent
Die letzten Minuten zogen sich irgendwie wie Kaugummi. Aber als endlich der Moment gekommen war, dass ich Sofy in ihrem Kleid sah, musste ich mich wirklich zusammenreißen, sie nicht mit offenem Mund anzustarren. Sie war für mich ja immer einfach wunderschön, egal, was sie trug. Aber heute toppte sie ja wirklich noch mal alles. Es passte einfach alles. Das Kleid war wunderschön und trotzdem schlicht. So hatte ich sie mir immer vorgestellt. Genau so. Meine Augen hingen so sehr auf Sofy, dass ich erst sehr spät bemerkte, dass Mike gar nicht da war. Aber irgendwie hatte diese Situation gerade keinen Platz in meinem Kopf. „Du ... bist so wunderschön", hauchte ich ihr ins Ohr, als sie endlich bei mir war und ich sie in meine Arme schließen konnte. Zu mehr Worten war ich aktuell auch nicht mehr imstande. Ihr Anblick verschlug mir einfach komplett die Sprache.
Wir setzten uns hin und ab da begann die Zeit zu rasen. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt alles mitbekam. Viel zu sehr war ich von Sofys Anblick abgelenkt. So richtig da, war ich dann wohl erst wieder, als es um das Ja-Wort ging. „Also Herr Weiss. Möchten Sie hier und jetzt den Bund der Ehe eingehen?" „Aber sowas von", brachte ich nur hervor, was alle anderen auflachen ließ. Oh man. So nervös war ich noch nie gewesen. Nicht mal bei einem Auftritt. „Ähm ja. Und Frau Weiss wollen sie ebenfalls hier und jetzt den Bund der Ehe eingehen?" „Ja", antwortete Sofy, ohne den Augenkontakt zu mir abzubrechen, „Natürlich." Ich zog sie näher an mich, um sie endlich zu küssen. Ich hatte definitiv lang genug damit warten müssen. „Gut. Dann kann ich mir den Satz mit dem Kuss ja sparen. Aber Sie Beide haben ja noch ein paar Worte vorbereitet", meinte der Redner grinsend, als wir uns wieder voneinander lösten und wandte sich an Sofy.
„Ja. Stimmt", fing sie an und nahm meine Hände in ihre, „Wincent. Du weißt, ich bin nicht wirklich gut darin ... über mich und meine Gefühle zu reden. Da wissen wir Beide, dass du das so viel besser kannst. Und ich hab mir wirklich lange den Kopf darüber zerbrochen, was ich dir jetzt sagen könnte. Na ja ... ich hab mich an die ganzen Momente mit dir erinnert und dann waren die Worte ganz von allein da. Als wir Zwei uns kennengelernt haben, war ich ganz schön am Boden. Mir hat lange ein Sinn gefehlt, um überhaupt noch zu leben. Und mir war nach unserem Treffen im Park und am Strand nie bewusst, wohin das mit uns mal führen wird. Klar, mir fehlte damals auch einfach der Blick dazu. Aber mein Unterbewusstsein wusste dann ziemlich schnell, was abging. Ich habe nur leider ganz schön lang gebraucht, bis ich es mir eingestehen konnte. Meine Angst war damals einfach viel zu groß. Du warst für mich ein guter Freund. Und ich hatte einfach Angst, dich durch diese Gefühle zu verlieren. Zu sehr hatten mich meine schlechten Erfahrungen geprägt. Aber du? Du hast nicht lockergelassen. Zum Glück! Durch dich ... hab ich wieder einen Sinn in meinem Leben gefunden. Und zwar dich! Du hast mir gezeigt, was es heißt, wenn man bedingungslos geliebt wird. Wie es ist, so geliebt zu werden, wie man ist. Mit all meinen Fehlern und Macken. Manchmal frag ich mich ja echt, wie du das aushältst. Wenn ich da nur an meinen Perfektionismus denke. Aber selbst das hältst du aus. Auch wenn ich mich manchmal frage, wie du das anstellst. Aber ich weiß auch nicht, wie du es machst, dass du immer die richtigen Worte findest. Egal, wie schlecht es mir geht oder was mich bedrückt ... Du findest immer die richtigen Worte. Und du bist immer da. Du bist mein Fels in der Brandung. Mein Anker. Du fängst mich immer wieder auf, wenn ich falle. Und du bist der beste Papa, den ich mir je für meine Kinder hätte vorstellen können! Ich liebe dich Wincent. Ich hab dich nie gesucht und doch gefunden. Und genau deswegen bin ich wohl der glücklichste Mensch in diesem Universum. Ich liebe dich, Wincent!"

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt