93 - Epilog Pt. I : Maya

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»Du hättest mich ruhig vorwarnen können wegen deiner Frisur«, brummte er mir ins Ohr, wobei man hörte, dass er lächelte. »Bist du jetzt auf den Geschmack von Kurzhaarfrisuren gekommen?«

Etwas verlegen löste ich mich von ihm und fuhr mir mit der Hand durch meine nun knapp über den Schultern endenden blonden Haare. »Ich dachte, etwas Solidarität mit Julia wäre angebracht. Und ja...vielleicht bin ich tatsächlich ein wenig auf den Geschmack gekommen.«

»Es steht dir«, sagte er nickend und mit einem forschenden Blick, während seine Finger mit einer Strähne zu spielen begannen.

Ich hob die Brauen angesichts seiner ausbaufähigen Miene. Doch nicht wegen der Haare. Als er mir in die Augen sah, schien er sofort zu verstehen, auf was ich hinauswollte.

»Und jaaaa, ich hab dich so vermisst, blah blah blah. Das weißt du doch, Mayo.«

»Hör auf meiner besten Freundin ihre Spitznamen für mich zu klauen«, erwiderte ich gespielt erzürnt. »Schlimm genug, wenn mich eine Person nach dieser ekligen Pampe tauft.«

»Ich muss zugeben, für diese Kreativität bekommt sie nach wie vor meine Anerkennung.« Yoongi ließ ungerührt die Strähne fallen und nutzte die freie Hand stattdessen dazu, mich wieder näher zu sich heranzuziehen. »Willst du jetzt vielleicht endlich mal sehen, wo du ab sofort wohnst?«

Ich verzog die Mundwinkel. Er verdrehte die Augen, nur um gleich darauf seine Hände auf meine Wangen zu legen und mich mit einer Intensität zu küssen, die mir fast den Boden unter den Füßen wegriss. Manchmal war es wirklich zum Schreien, wie sich seine wörtlichen oder mimischen Gefühlsausdrücke so von seinem eigentlichen Innenleben unterschieden. Aber nicht auf eine unangenehme Weise. Er wusste es stets so zu verpacken, dass ich das Gefühl bekam, mir nicht plötzlich Sorgen machen zu müssen.

Ich ließ zu, dass er mich nach dem langen und doch viel zu kurzen ersten Kuss nach drei Monaten an der Hand nahm und durch den Eingangsbereich des hellen Apartments mitten in den riesigen Wohnbereich führte...und mir blieb nichts anderes übrig, als mit weit aufgerissenen Augen zu staunen.

Yoongi war kein unordentlicher Mensch und ganz sicher auch keiner, der viel Wert auf modische Einrichtung legte. Doch irgendwie hatte er es hier tatsächlich fertiggebracht, eine gewisse Gemütlichkeit in die von sündhaft teuren Möbelstücken ausgefüllte Wohnlandschaft zu bringen. Gitarren hingen an der Wand, ein Klavier stand in der Ecke und sogar ein paar Pflanzen hatten einen Platz bekommen. Ein wenig paranoid machte mich die riesige Fensterfront, die so wirkte, als säßen wir quasi direkt auf dem Präsentierteller.

»Die ist von außen verspiegelt«, sagte mein Freund, der meinen Blick bemerkt zu haben schien. »So wie alle Fenster in diesem Apartment. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«

»Es ist wunderschön«, gestand ich, nachdem ich auch einen Blick in die marmorierte, großräumige Küche und den Essbereich nebenan geworfen hatte. »Ich kann das nur irgendwie noch gar nicht so richtig realisieren...Das ist so...unwirklich.«

»Ich habe es nie sonderlich gemocht, hier zu sein«, sagte Yoongi und schloss meine Hand dabei fester in seine. »Ich bin zwar gerne für mich alleine, aber dieses Apartment...ist für eine Person so verdammt riesig. Ich hab mich immer ziemlich verloren darin gefühlt und war deswegen viel lieber im Dorm, in meinem kleinen Zimmer. Auch wenn man da eigentlich nie komplett seine Ruhe hatte. Aber jetzt...«

Er sah sich demonstrativ um, nur um mir gleich darauf wieder direkt in die Augen zu schauen. Irgendwie wirkten sie in diesem Moment heller als sonst. Als würde er sie von innen zum Leuchten bringen. Plötzlich sah er so viel jünger aus. Unbeschwerter. Glücklicher.

»...jetzt, wo du da bist, fühlt es sich so viel mehr wie ein Zuhause an.«

Die Hitze schoss mir in die Wangen, wie immer, wenn er völlig aus dem Nichts mit seinen seltenen niedlichen Aussagen kam. Ich löste meine Hand aus seiner, nur um meine Arme darauf um seinen Oberkörper zu schlingen und meinen Kopf auf seine Schulter zu betten. Er nahm die Umarmung sofort an und strich mir dabei sanft mit den Fingern durchs Haar und über den Rücken.

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now