63 - Crack Pt. II

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Kapitel 63
»Crack Pt. II«

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Taehyung

Wenn Taehyung so dasaß und Julia beim Training für Singularity beobachtete, wusste er nie so ganz, ob er Stolz oder Angst verspüren sollte. Einerseits schöpfte sie ihre eigenen Möglichkeiten ideal aus und besaß eine immense Willensstärke. Andererseits passte das ganze mysteriöse, verführerische Konzept aber so gar nicht zu ihr. Die Art, wie sie auf Krampf versuchte, sexy in den Spiegel zu schauen, nur um dann selbst einen regelrechten Cringe-Anfall zu bekommen, ließ ihn des Öfteren besorgt zu Sungdeuk schielen. Ihr Tanzcoach musste doch auch spüren, dass Julia mit diesem Programm nicht harmonierte! Wieso tat er dann nichts, um die Situation für sie angenehmer und erträglicher zu machen?

Wie abgesprochen, hatte die Tanz-Crew von BigHit die Performance von Singularity tatsächlich abgeändert. Ein großer Teil der Choreografie wurde gestrichen und das Masken-Konzept so erweitert, dass Julia zumindest für die Hälfte des Auftritts ihr Gesicht verstecken konnte. Außerdem hatte man die Szene mit dem Garderobenständer am Anfang des Tanzes hinter eine Wand verlegt, um mit dem Licht ein Schattenspiel entstehen zu lassen. So konnte Julia diese Stelle zwar aufführen, war aber nicht gezwungen, ihre Mimik so extrem zur Geltung bringen zu müssen.

Trotz all dieser Änderungen würde sie jedoch nicht darum herumkommen, sich ab einem gewissen Punkt ohne Maske und ohne Schatten den Fans zu stellen. Dann würde nur noch die Qualität ihrer Mimik über den Verlauf der Performance entscheiden. Und genau das machte Taehyung solche Angst. Julia war einfach nicht bereit dafür. Sie hatte hart geprobt und beherrschte in der Theorie alle Schritte...doch das sagte rein gar nichts darüber aus, wie sie sich in drei Tagen auf der Bühne in Hongkong schlagen würde.

»He, Romeo, was soll das?«, riss Julias Stimme dicht neben sich ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte das Training offenbar beendet und leerte nun in nur wenigen Zügen ihre Trinkflasche.

»Was meinst du?«

»Diese Sorgenfalte, die du da gerade auf meine Stirn setzt, wird dauerhaft bleiben, wenn du weiterhin so böse guckst«, erläuterte Julia und neigte leicht den Kopf. »Alles okay bei dir?«

Taehyung lächelte müde und erhob sich von seinem Stuhl. »Klar, was denkst du denn? Ich habe mir nur gerade überlegt, wie das auf andere wirkt, wenn du weiterhin diesen komischen Spitznamen verwendest.«

»Ich find's witzig«, erwiderte sie nüchtern und schulterte ihre Tasche. »Bin dann erstmal duschen...Ach so, was ich dich noch fragen wollte...Maya meinte, dass sie heute Abend noch länger hierbleibt, also werde ich allein im Apartment sein. Wenn du Lust hast, nochmal über alles zu reden...du weißt schon...den Streit und so...dann komm gerne vorbei.«

»Klingt cool. Dann bis nachher.«

»Bis nachher.« Julia winkte ihm zum Abschied zu, verbeugte sich dann noch vor Sungdeuk und verließ schlussendlich mit einem Lächeln über die Schulter den Saal.

Taehyungs Blick verharrte dort bei der Tür, wo sie verschwunden war. Romeo. Julia nannte ihn seit dem ersten Drehtag von Boy With Luv so, weil seine Versöhnungsrede wohl eine Spur zu kitschig gewesen war. Vermutlich wollte sie ihn damit ärgern, aber eigentlich mochte er das Wortspiel und die Verbindung zu ihrem eigenen Namen ganz gerne. Die Idee war so brillant und doch provokant und einfältig, dass sie glatt von Jungkook hätte kommen können. Dieser Gedanke versetzte Taehyungs Freude über die Shakespeare-Referenz einen kleinen Dämpfer. Der Maknae und Julia verbrachten im Moment wirklich extrem viel Zeit miteinander, obwohl ihre privaten Trainingsstunden beendet worden waren. Irgendwie mochte Tae die Kombination von den beiden nicht so gerne. Er empfand es als unfair, dass Julia Jungkook mit seiner frechen, oft unreifen Art so schnell an sich herangelassen hatte, bei Taehyung selbst aber genau dieses Verhalten als Grund nahm, sich zu distanzieren.

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now