70 - House of Cards Pt. I

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Kapitel 70
»House of Cards Pt. I«

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Maya

Das Gefühlschaos, das mich seit dem Aufwachen an diesem Morgen beherrschte, wollte auch später nicht nachlassen. Tatsächlich hatten Yoongi und ich die Gunst der frühen Stunde genutzt, um vom Hotelpersonal in mein »altes« Zimmer gelassen zu werden und schnell die Sachen zu tauschen, die wir dringend selbst benötigten. Strange war es dann bei den Fragen geworden, wer nun wessen Zahnbürste und Rasierer benutzte. Irgendwie hatten wir dennoch schnell zu einer Einigung kommen müssen, bevor das Risiko zu groß wurde, einem anderen Member oder Teammitglied auf dem Flur zu begegnen, wenn wir das ganze Zeug umräumten.

Letztendlich endete es so, dass wir beide in meinem alten Zimmer saßen. Yoongi hatte direkt die Gelegenheit beim Schopf gepackt und seine Familie angerufen, wofür er im Bad verschwunden war. Ich dagegen starrte Löcher in die Luft und dachte darüber nach, wie ich die nächsten Tage am besten überleben sollte.

Ich musste nun weiterhin so tun, als ob ich Yoongi wäre. Nur musste ich das dieses Mal nicht für das Team und die Fans, sondern verdammt nochmal für die Personen, die dem Rapper nahestanden. Die ihn am besten kannten und wohl von allen Menschen auf dieser Welt am schnellsten Verdacht schöpfen könnten, dass etwas faul war. Vor allem auch dadurch, dass sie von dem ganzen Schlamassel Bescheid wussten!

In meinem Kopf ging ich alles einmal durch. Versuchte mir – obwohl ich es eigentlich nicht wollte – Yoongi in meinem Körper in Erinnerung zu rufen. Eigentlich dürfte es doch gar nicht so schwer werden...oder? Ich musste einfach darauf achten, dass mir nicht jede Emotion direkt ins Gesicht geschrieben stand. Und vielleicht auch darauf, dass ich Gesprächen aus dem Weg ging. Käme ich dabei in eine Zwickmühle, würde sofort alles auffliegen. Genauso auffällig könnte es allerdings werden, wenn ich jedem penetrant aus dem Weg ging. In diesem Fall war es ja fast schon praktisch, dass Julia und ich gerade irgendwie auf Abstand zueinander gingen...so traurig es auch war.

Als Yoongi wieder aus dem Badezimmer kam, sah er noch eine ganze Spur nachdenklicher aus, als er es schon zuvor getan hatte. Und aus irgendeinem Grund kam sehr schnell das Gefühl in mir auf, dass er jetzt gerne alleine sein würde.

»Ich...ich denke, ich geh jetzt lieber rüber und ruf auch mal meine Eltern an«, murmelte ich vor mich hin, während ich mich vom Bett erhob. »Ich hoffe, die anderen erwarten nicht, dass wir zum Mittagessen kommen...«

Yoongi, der sich rücklinks auf die Matratze gelegt hatte, sah träge zu mir. »Ich denke schon, dass wir da durchmüssen. Rede einfach mit keinem. Hab ich die letzten Tage auch gemacht.«

Ich hätte ihm in diesem Moment gerne gesagt, dass ich mich lieber besser darauf vorbereiten würde. Mit ihm durchgehen, was die Members, das Management und diverse Teammitglieder eventuell zu mir sagen könnten. Aber der Ton in seiner Stimme jagte mir auf eine seltsame Weise Angst ein. Als wollte er mir damit unmissverständlich zu verstehen geben, dass er jetzt seine Ruhe wollte. Also schnappte ich mir lieber meine neue Zimmerkarte, nuschelte ihm ein »Bis später« entgegen und ging mit klopfendem Herzen auf die Tür zu.

Die Panik, auf dem Weg zu meinem neuen Zimmer jemandem zu begegnen, machte mich fast wahnsinnig. Die ganze Zeit versuchte ich darauf zu achten, mehr wie Yoongi zu laufen. Mehr noch, als ich das sonst immer getan hatte. Aber in seinem Körper war es auch irgendwie viel einfacher gewesen, er zu sein! Alles hatte einfach die nötigen...anatomischen Voraussetzungen gehabt.

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now