12 - Jamais Vu | Berlin Pt. III

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Kapitel 12
»Jamais Vu | Berlin Pt. III«

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Maya

Ob sie mit Herrn Lorenz gesprochen hatte, war das erste, was ich Pauline wie aus der Pistole geschossen fragte, als sie die Fahrertür aufriss und sich neben mir im Wagen niederließ. Ihr Gesicht war immer noch käseweiß und ihre Hände ganz zittrig, als sie diese auf das Lenkrad legte. Mich anzuschauen vermied sie dabei viel zu offensichtlich.

»Nun ja...ich hab versucht, ihm zu verklickern, du wärst auf einem Himmelfahrtskommando von deiner Mutter zu deiner im Krankenhaus liegenden Oma daheim in Oslo geschleppt worden...ich weiß aber nicht, ob er mir das wirklich abgekauft hat.«

Ich atmete tief durch, als sie den Toyota vom Parkplatz lenkte und ließ mich mit geschlossenen Augen in die Polster sinken. Selbst hier im Auto zu sitzen fühlte sich nun dank gewisser Features verdammt komisch an. Doch ich nahm es einfach so hin. Ich meine, was sollte ich schon groß dagegen unternehmen?

»Haben...haben du und Julia denn einen Schimmer, was ihr jetzt tun wollt?«, fragte Pauli vorsichtig, als wir gerade das Zeiss-Großplanetarium beim Prenzlauer Berg passierten. Ich fragte mich, ob ich an ihrer Stelle so ruhig hätte bleiben können. Julia und sie verdienten wirklich einen Preis im die Fassung behalten.

»Keine Ahnung«, hauchte ich mit kraftloser, viel zu tiefer Stimme und vergrub dabei mein Gesicht wieder in den Händen. Yoongis Haut schien offensichtlich keine Poren zu besitzen und ich musste widerwillig zugeben, dass sie sich weich und angenehm anfühlte...doch gleichzeitig schrecklich. Schrecklich falsch an mir.

»Das...das ist einfach viel zu schräg«, sagte meine Mitbewohnerin nach einer Weile wieder mit einer leichten Hysterie in der Stimme. Wahrscheinlich nur, um die unangenehme Stille irgendwie zu überbrücken.

»Wir hätten dieses verdammte Spiel nie anrühren sollen«, brummte ich, während ich zum gefühlt zwanzigsten Mal an diesem Tag meine Hände musterte und befühlte. »Wenn ich nur darüber nachdenke, dass dieser Zustand für immer sein könnte, möchte ich mir am liebsten gleich die Kugel geben.«

»Hey«, fiel mir Pauli streng ins Wort. »Über sowas macht man keine Sprüche! Ich meine...es hätte viel schlimmer kommen können, oder?! Stell dir mal vor du wärst im Körper von...keine Ahnung...Andrea Berg aufgewacht!«

»Immerhin wäre ich dann noch eine FRAU!«

»Aber eine über 50-jährige, die mehr als die Hälfte ihres Lebens schon hinter sich hat!«

Ich stöhnte und ließ den Kopf geräuschvoll auf das Armaturenbrett sinken. Wie konnten Julia und Pauli beide noch irgendwo etwas Gutes in dieser Situation sehen? Verstanden sie denn nicht, was das hier eigentlich bedeutete?! In den Körpern von zwei Idols der weltweit bekanntesten Boyband konnten wir nie wieder einfach so auf die Straße! Und wer konnte uns schon sagen, was eigentlich mit den echten Min Yoongi und Kim Taehyung los war?! Ich musste jetzt endlich mal alle Bangtan-Social-Media-Kanäle checken!

Wie auf Kommando zog ich mein Handy hervor und sprang sofort nacheinander auf Weverse, Twitter und Vlive...doch nichts. Keiner schien in den letzten zwei Tagen irgendeinen Mucks von sich gegeben zu haben. Das letzte Bild, was ich auftreiben konnte, war ein Abschiedsgruppenfoto nach dem Konzert in Singapur. Auch der Hauptkanal von BigHit hatte lange nichts mehr von sich hören lassen.

Im nächsten Moment wurde mir etwas anderes bewusst. Warum sollte die Agentur oder die Band selbst in irgendeiner Weise der Welt zu verstehen geben, dass etwas nicht stimmte... Dass zwei ihrer Members nicht mehr im richtigen Körper...urgh, nein, ich wollte mir das nicht weiter ausmalen.

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now