91 - Answer: Love Myself Pt. I

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Kapitel 91
»Answer: Love Myself Pt. I«

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Taehyung

Als Taehyung an diesem Morgen den Zustand des Wachseins erreichte, lullte ihn die Bettwärme und eine nostalgische Geborgenheit ein. Das Kissen, in dem er im Schlaf tief versunken war, roch nach seiner Familie, und das Trommeln des Nieselregens auf dem Dach direkt über ihm erinnerte ihn an das verregnete Geochang, in dem er aufgewachsen war. Als er Eonjin und Jeongyu im Flug lautstark streiten hörte, wusste er auch, was ihn geweckt hatte. Es fühlte sich genau wie früher an.

Benommen blinzelte er, um seine klebrigen Wimpern voneinander zu lösen. Doch kaum hatte er seine Augen aufgeschlagen, begann sich alles so sehr zu drehen und ineinander zu verschwimmen, dass er sie schnell wieder zusammenkniff. In seinem Kopf blieb ein penetrantes Pochen zurück, welches ihm jeglichen intelligenten Gedankenzug verwehrte. Wie spät es wohl war?

Taehyung rümpfte die Nase und räkelte sich ein wenig, wobei er endlich bewusst wahrnahm, dass sein Bein sich um einen anderen Körper geschlungen hatte. Es war Julia, deren ruhige und leicht schnaufende Atmung darauf schließen ließ, dass sie noch tief und fest schlief. Taehyung rutschte ein wenig an sie heran und legte behutsam einen Arm um sie, wobei ihn einige Dinge sofort irritierten: Zum einen war ihr Oberkörper total zierlich, und zum anderen rochen ihre Haare nach dem Shampoo, das er selbst gestern benutzt hatte. Die Strähnchen, die ihn an der Nase kitzelten, fühlten sich überraschend lang an...und dann gab es noch diesen anderen, subtilen Geruch, der von Julia ausging und ihm selbst völlig fremd war. Obwohl...er hatte ihn zuvor gerochen! Und zwar bei den Klamotten, die sie ihm hin und wieder geliehen hatte. Das war ihr Eigengeruch!

Nun riss er doch schlagartig die Augen auf – und wurde direkt darauf mit einer Szene konfrontiert, die in ihm eine bizarre Mischung aus heftigstem Schock und tiefster Zuneigung erweckte: Hier, im Zwielicht der blauen Stunde, lag dicht an ihn gekuschelt Julia...in ihrer Komplettform. Sie steckte in ihrem Körper. Ihre von Sommersprossen übersäten Gesichtszüge waren völlig entspannt und leicht aufgedunsen, ihre Lippen minimal geöffnet und vertrocknet und die roten Haare zerzaust. Selbst beim friedlichen Schlafen wirkte sie lebhaft und schön, wie ein blühender Wald inmitten einer Steinwüste.

Taehyung riss sich von dem Anblick los, um überfordert mit seinen Händen seinen eigenen Kopf abzutasten. Seine Finger waren wieder so lang und knochig wie früher, was ihm sehr ungewohnt und gewöhnungsbedürftig vorkam, als er seine eigenen Gesichtszüge entlangfuhr. Es war alles beim Alten: sein maskuliner, definierter Kiefer...die breite, nachgiebige Oberlippe...die markante Nase mit dem breiten Rücken...die kurzen Haare und die vom vielen Färben leicht juckende Kopfhaut.

Sie hatten es also wirklich geschafft. Es war vorbei.

Er schälte sich aus der Bettdecke und krabbelte so lautlos wie möglich von der Matratze, um einmal an sich herabzusehen. Es war so ein seltsames Gefühl, zurück im eigenen Körper zu sein. Jede einzelne Zelle schien ihn zuhause willkommen heißen zu wollen – es fühlte sich an, wie neugeboren zu werden. Gleichzeitig jedoch machte sich diese Beklemmung in Taehyung breit. Als wäre er hier in diesem Körper fremd und müsste erst wieder völlig neu lernen, mit ihm umzugehen. Sogar das Stehen auf den größeren Fußsohlen fühlte sich anders und seltsam an!

Leise seufzend setzte sich Taehyung auf die Bettkante und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Das Schlafshirt, was er sich gestern noch in Julias Körper angezogen hatte, spannte dabei auffallend an seinen Schultern und an den Oberarmen.

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