05 - Nankurunaisa | Berlin

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Kapitel 5
»Nankurunaisa | Berlin«

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Julia

»Wirst du jetzt wohl endlich mal dieses beschissene Handy weglegen?«, fragte mich Maya ungeduldig und trommelte mit beiden Händen auf die Tischplatte.

Abwesend schüttelte ich den Kopf und griff nach meinem inzwischen zweiten Glas Weißwein, um einen Schluck zu trinken. Dann gab ich zum wiederholten Male Nankurunaisa in die Suchmaschine ein, doch es gab laut Google kein Spiel mit diesem Namen. Lediglich eine Begriffserklärung konnte ich finden, die mir sagte, dass dieses Wort tatsächlich japanisch war und so viel wie »am Ende wird alles gut, vertraue in die Zukunft« bedeutete. Wie hilfreich...

Seufzend leerte ich das Weinglas und schenkte mir nach, bevor ich mich daransetzte, das Symbol mit dem blauen Augenpaar in den Weiten des Internets zu finden. Leider kam ich nicht besonders weit, ehe Mayas Geduldsfaden endgültig riss und sie mir mein Handy aus der Hand schnappte.

»Gib es mir sofort wieder«, forderte ich mit ausgestreckter Hand und zusammengezogenen Augenbrauen. Meine beste Freundin jedoch grinste mir nur mit Genugtuung entgegen.

»Wir finden jetzt heraus, was es mit diesem Spiel auf sich hat. Vergiss Google. Learning by doing, ist doch so, oder?«, widersprach sie und verstaute mein Handy in der Bauchtasche ihres viel zu großen Pullovers.

Noch ehe ich irgendetwas zu dieser, in diesem Zusammenhang unvernünftigen und fahrlässigen Einstellung sagen konnte, hatte sie die flache Holzschachtel von ihrem Deckel befreit und ein großes Spielbrett hervorgezogen. Nun schielte sogar Pauli, die sich bis eben aus unserer Diskussion herausgehalten und stattdessen lieber in irgendeinem Magazin geblättert hatte, zu uns herüber und musterte das Spiel interessiert.

Es bestand aus vier grün-goldenen Schienen und einer ins Brett geschnitzten Spirale, auf der sich weiße Felder befanden. Sie rollte sich bis zum Zentrum ein, wo eine große rosafarbene Lotusblüte abgebildet war. Außerdem gab es am rechten Rand einen kleinen Schlitz, dessen Nutzen ich mir noch nicht ganz erschließen konnte, und eine Drehscheibe, die fast wie ein Glücksrad aussah. Auf ihr standen die Zahlen von 1 bis 6 in je einem Feld. Als letztes fielen mir vier winzige Spielsteine ins Auge, die ebenfalls in der Form der Lotusblume geschnitzt worden waren. Es gab sie in verschiedenen Farben: Gelb, purpur, blau und orange.

»Okay, sehr schön, wir haben es uns einmal angeguckt«, verkündete ich. »Das reicht doch, oder? Wir wissen eh nicht, wie man es spielt. Es gibt keine Anleitung.«

»Sei doch nicht immer so eine Spaßbremse, Jules«, meckerte Maya. »Ist doch ganz logisch. Wir legen die Lotusteile in je eine Schiene und drehen immer der Reihe nach an der Scheibe. Die sagt uns eine Zahl, wie bei einem Würfel. So viele Felder dürfen wir dann vorrücken.«

»Sieht doch wirklich ganz simpel aus«, pflichtete Pauli ihr bei und beugte sich ein Stück vor, um das Spielbrett aus der Nähe zu begutachten.

Ich war längst überstimmt, das war mir bewusst, aber so schnell würde ich mich nicht geschlagen geben. »Ach ja?! Und wofür ist dann dieser seltsame Schlitz?«

»Das werden wir schon noch früh genug erfahren«, erwiderte Maya und schüttelte die vier Spielfiguren in ihrer Hand. »Jules, du nimmst doch bestimmt gelb, so wie ich dich kenne, oder? Dann nehme ich blau...und du, Pauli?«

»Orange.«

Ich hatte verloren, das wusste ich spätestens, als Maya die Lotusblütensteine auf den Schienen verteilte. Seufzend nahm ich einen weiteren Schluck des Weins. Wenn ich Glück hatte, würde den beiden schnell die Lust an diesem Spiel vergehen. Wenn ich Pech hatte, stand mir ein sehr langer Abend bevor.

perfecт ѕтrangerѕDär berättelser lever. Upptäck nu