07 - A Brand New Day | Berlin Pt. II

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Kapitel 7
»A Brand New Day | Berlin Pt. II«

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Julia

Als das unmelodische Klingeln meines Handyweckers am nächsten Morgen durch mein Zimmer hallte, hämmerte der Schmerz gegen meine Schädeldecke und mein Mund war völlig trocken...generell fühlte mein Körper sich seltsam ausgelaugt und fremd an – die Rache für den gestrigen Saufabend. Träge öffnete ich die Augen, doch bevor meine Hand zum Handy oder zum Lichtschalter meiner Nachttischlampe wandern konnte, bemerkte ich etwas. Etwas sehr Seltsames.

Mir war eine Haarsträhne ins Gesicht gefallen, doch sie war nicht rot. Nein, sogar in der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie leuchtend blau und erschreckend kurz sie war. Was zur Hölle?! Ich würde Maya und Pauli köpfen! Was hatten die beiden nur mit meinen Haaren angestellt?! Vielleicht mochte ich es nicht unbedingt, ein Rotschopf zu sein, aber hatten die zwei ernsthaft gedacht, dass mir dieses Quietschblau besser gefallen würde?!

Entgeistert griff ich nach der Strähne, doch damit kam schon der nächste Schock. Meine Hände. Meine verdammten Hände! Knochige und lange Finger mit breiten Fingernägeln...das war keine weibliche Hand, geschweige denn meine! Nicht möglich...ob mich der gestrige Abend doch mit einer Alkoholvergiftung bestraft hatte?

Panisch setzte ich mich auf, wobei mein Nachthemd unangenehm an meinen Schultern spannte. Ich tastete nach dem Kabel der Nachttischlampe, knipste das Licht an und schaltete im gleichen Zug endlich den verdammten Wecker ab. Bei dem Anblick, der sich mir nun jedoch bot, wünschte ich mir, die beschissene Beleuchtung ausgelassen zu haben. Von den vielen Sommersprossen auf meinem Arm war keine einzige mehr zu sehen; die Haut glänzte blass und makellos, bis auf zwei kleine Leberflecke.

Wie konnte das sein? Was stimmte nicht mit mir?! Diese Haare...diese Hände...das gehörte nicht zu mir. Ob...? Nein. Nein, das war nicht möglich. Absolut undenkbar. Und doch...

Ich musste den Test machen. Mit zittrigen – und knochigen – Fingern griff ich nach der Bettdecke und schlug sie zurück. Ich musste mir wirklich die Hand fest gegen den Mund pressen, um nicht laut loszuschreien. Meine, nein, diese Beine waren viel zu lang und perfekt. Auch hier fehlte jegliche Spur von den Sommersprossen und Leberflecken, die meine Haut sonst sprenkelten. Zudem waren die Füße RIESIG...und die Zehen erst! Der zweite überragte sogar den großen Zeh! Ich kniff mir fest in das Fleisch an der Wade, nur um sicherzugehen, dass diese Gliedmaßen auch wirklich Teil meines Körpers waren.

»Au, verdammte Scheiße«, fluchte ich, als die Stelle schmerzhaft zu brennen begann. Meine Augen weiteten sich auf Tellergröße, als ich meine viel zu raue und tiefe Stimme hörte. Sofort raste »meine« Hand zu »meinem« Hals, wo sich der Adamsapfel sehr deutlich abzeichnete, und ich zwang mich zu husten.

»Ich heiße Julia Maiwald«, sagte ich als Test mit zittriger, aber kein Stück weiblicherer Stimme. Nun reichte es aber! Ich sprang von meinem Bett auf und stolperte dabei halb über die Jeans und die Bluse, die ich gestern Nacht achtlos auf den Boden gepfeffert hatte.

In hektischen Bewegungen taumelte zu meinem Wandspiegel, stolperte bei meiner eigenen Reflektion aber gleich wieder einen Schritt zurück. Heilige Scheiße. Fuck, fuck, fuck!

Vielleicht hatte ich es bis dato noch immer auf meinen Kater oder eine Alkoholvergiftung, vielleicht auch einen merkwürdigen Traum geschoben. Aber nun, wo ich mich im Spiegel sah, schien alles mit einem Schlag seltsam real.

Ich hätte es wissen müssen. Diese Stimme, ich kannte sie...auch wenn sie sogar noch ein wenig tiefer wurde, wenn ich sie Deutsch sprechen ließ. Und die zwei Leberflecke auf dem Arm...das war sein Elefantenmuttermal. Oh Gott!

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now