06 - A Brand New Day | Berlin Pt. I

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Kapitel 6
»A Brand New Day | Berlin Pt. I«

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Maya

Der Wecker klingelte unbarmherzig und riss mich in einen Wachzustand, auf den ich gerne verzichtet hätte. Meine Güte, hatten wir gestern wirklich so viel Wein getrunken? Meine Kehle brannte und mein Körper fühlte sich an, als wäre eine Dampfwalze darüber gerollt. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach dem Handy auf meinem Nachttisch und schaffte es irgendwie, blind den Alarm zu beenden. Es würde ohnehin noch ein weiterer folgen, bis ich wirklich aufstehen musste. Dieser erste diente nur dem guten Gefühl, noch einmal kurz die Augen schließen zu können. Oder sie zuzulassen, so wie ich gerade.

Die Augen...meine fühlten sich irgendwie komisch an. Und ich konnte nicht einmal beschreiben, wieso. Um so länger ich darüber nachdachte, umso mehr wurde mir klar, dass sich alles an mir irgendwie seltsam anfühlte. Wie viel musste ich bitte gestern getrunken haben?! Ach du Schande, das konnte wirklich nur ein beschissener Arbeitstag werden.

Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht, in der Hoffnung, ein wenig von meiner Schlappheit und den seltsamen Gefühlen loszuwerden, doch ziemlich schnell hörte ich auch wieder damit auf. Irgendwas war anders. Irgendwas war verdammt anders. Und das machte mir so langsam auf eine wirklich heftige Weise Angst.

Ich öffnete die Lider und sah meine weiße Zimmerdecke, die sich immer noch in Dunkelheit hüllte. Ich war kein Mensch, der zum Schlafen den Rollladen runterließ, doch wir befanden uns mitten im Januar und es schlug noch nicht einmal 7 Uhr morgens. Wahrscheinlich würde die Sonne erst in einer Stunde aufgehen und die Welt langsam in natürliches Licht tauchen.

Ich richtete mich etwas auf und starrte benebelt in mein Zimmer, bis ich mich halbwegs an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Nur langsam nahm ich die Umrisse meines Kleiderschranks schräg gegenüber wahr...meine Gitarre in der Ecke...mein Skateboard, halb begraben unter ein paar Shirts. Als ich mich wieder halbwegs gefasst hatte, griff ich reflexartig nach meinem Handy...und erstarrte, als mein Blick auf meine Hand fiel.

Selbst in dieser Dunkelheit konnte ich es erkennen. Ich konnte genau sehen, dass da was Gewaltiges nicht stimmte mit meinen Fingern. Und um so länger ich schaute...mit meinem ganzen verdammten Arm.

Ich war schon immer ein Mensch der blasseren Sorte gewesen, aber ganz sicher nicht so blass! Und ganz sicher waren meine Hände nie so groß gewesen! War das eine allergische Reaktion?! Konnte man nicht durch das rohe Ei in Carbonara solche verdammten Krankheiten bekommen? Oder lag es am Wein?! Vielleicht fühlte ich mich deswegen, als hätte man mich dreimal mit Extraschwung überfahren.

Ich zog meine Hände zu mir und starrte sie genauer an. Tastete meine Finger ab. Die Fingernägel. Nein...nein, nein, nein. Allergischer Schock hin oder her. DAS waren nicht meine Fingernägel! Viel zu kurz und breiter und...männlicher.

Und dann, mit dem echoartigen Widerhall des bösen Begriffs in meinem Kopf, fiel mir wie aus heiterem Himmel etwas Weiteres auf. Ein Gefühl, das mir erst jetzt wirklich bewusst wurde, als die Geister langsam in meinen Körper zurückkehrten. Mein...Körper. Fuck. NEIN.

In diesem Moment machten sich meine Hände selbstständig. Während die eine zum Lichtschalter flog, riss die andere meine dicke Bettdecke von mir herunter, so dass mich die kalte Zimmerluft unbarmherzig überflutete. Kurz blendete das Licht meine Augen und hielt mir nur noch einmal mehr vor, wie verdammt komisch diese sich anfühlten. Dann konnte ich endlich etwas sehen. Und ich musste mich zurückhalten, nicht einfach anzufangen zu schreien.

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now