16 - RUN | Berlin Pt. III

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Kapitel 16
»RUN | Berlin Pt. III«

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Julia

Die Telefondame im koreanischen Konsulat hatte ihre Missbilligung absolut nicht versteckt, als ich gegen 18:30 Uhr mit der Notrufnummer der Einrichtung an sie geraten war. Glücklicherweise schienen ihr die genannten Namen tatsächlich ein Begriff zu sein, was man an ihrem kurzen Schweigen und dem unauffälligen Räuspern gemerkt hatte. Anscheinend war BTS also nicht einmal den Botschafts-Mitarbeitern unbekannt. Immerhin kam es uns in diesem Fall wirklich zu Gute. Ich wusste nicht, ob wir an diesem Abend wirklich noch Ersatzdokumente erhalten hätten, wären ihnen »unsere Namen« fremd gewesen.

Pauli war so nett und packte uns beide sofort zu sich ins Auto, um in den Berliner Ortsteil Tiergarten zu fahren. Das kastenartige Gebäude mit den vielen Säulen wirkte wie eine perfekte Inkarnation der koreanischen Kultur. Tradition traf auf Moderne. Leider war heute kein guter Zeitpunkt für uns, dessen Architektur zu bewundern.

Im frischen Zwiebellook mit Mützen und Schals klingelten Maya und ich mit klopfenden Herzen an der bereits abgeschlossenen verglasten Eingangstür. Es dauerte einige Augenblicke bis sich aus dem fahlen Licht im Inneren eine gut gekleidete koreanische Dame in Begleitung eines stämmigen Anzugträgers abzeichnete, die uns schließlich die Tür öffneten.

»Willkommen im koreanischen Konsulat, Min Yoongi-ssi und Kim Taehyung-ssi«, begrüßte die wohl gebürtige Koreanerin uns höflich mit einer tiefen Verbeugung und wir taten es ihr schnell gleich. Ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie diese Namen nicht extra hatte lernen müssen. Vielleicht war es sogar die Frau vom Telefon vorhin. Bei dem Mann neben ihr schien es sich nur um Sicherheitspersonal zu handeln.

Es fühlte sich auf jeden Fall unglaublich komisch an, mit den Namen der BTS-Members in voller Ernsthaftigkeit angesprochen zu werden. Diese Frau musste tatsächlich davon ausgehen, Min Yoongi und Kim Taehyung vor sich zu haben. Und es versetzte mir einen Stich, denn ich wollte mich nicht als jemand ausgeben, der ich nicht war. Und schon gar nicht als ein koreanisches Idol aus meiner Lieblingsband!

Die Dame und der Security führten uns durch die nur noch spärlich beleuchteten Gänge zu einem Büro. Der Mann blieb draußen, während sie uns drinnen bat, auf den beiden Sesseln Platz zu nehmen. Sie dagegen setzte sich uns gegenüber an ihren Schreibtisch vor den Computer. Erst jetzt wagten wir es mit zögerlichen Griffen unsere Schals und Mützen abzunehmen. Immerhin musste uns die Frau auch glauben... Nach einem kurzen Getippe auf ihrer Tastatur warf sie uns einen vorsichtigen Blick zu.

»Sie beide sind alleine hier unterwegs? Kein...Management?«

Wir schüttelten einvernehmlich mit den Köpfen, bis ich schließlich mit einem Schielen zu Maya feststellte, dass sie der Mitarbeiterin des Konsulats gegenüber wahrscheinlich keinen Ton herausbringen würde. Aber das war egal. Das Sprechen übernahm ohnehin ich, wie abgesprochen.

»Die Umstände sind etwas...kompliziert«, begann ich auf Koreanisch. »Wir sind nur für einen Kurztrip während der...Tourpause hierhergekommen. Aber im Hotel wurden unsere Wertsachen mitsamt Pässen geklaut. Leider müssen wir heute Abend noch dringend einen Flug nach Seoul erwischen...deswegen eilt das Ganze sehr. Entschuldigen Sie bitte die Umstände.«

Die Frau war schon wieder eifrig am Tippen am Computer, ehe sie ein kleines Gerät aus einer Schublade holte, es mit dem Kabel an den PC anschloss und uns schließlich entgegenschob.

»Das ist ein Fingerabdrucksensor, um ihre Identität zu prüfen«, erklärte sie. »Bitte legen Sie auf mein Zeichen Ihre Zeigefinger auf die Fläche. Sie fangen an, Min Yoongi-ssi.«

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now