55 - Embarrassed

99 14 4
                                    

────•~❉ ✿ ❉~•────

Kapitel 55
»Embarrassed«

────•~❉ ✿ ❉~•────



Maya

Der Körper, der nicht wirklich mein eigener war, fühlte sich an, als wäre ich mit ihm an einem Bungee-Seil hunderte Meter in die Tiefe gestürzt. Nur, dass das flaue Gefühl in Magen, das Adrenalin im Blut und die Vorstellung, sich im freien Fall zu befinden, einfach nicht nachließen. Ich kam mir vor, als würde ich jeden Moment einfach schreiend an die Decke gehen.

Das, was gerade im Bad passiert war...im Nachhinein kam es mir mehr als unwirklich vor. Dabei war ich im Prinzip nur dem nachgegangen, was irgendwann so oder so unumgänglich geworden wäre. Yoongi hatte es mir indirekt sogar aufgetragen! Trotzdem war es einfach nur furchtbar befremdlich gewesen und es hatte mich eine halbe Ewigkeit gekostet, um irgendwie von den blockierenden Gedanken abzulassen. Ich hatte mir vorgestellt, es wäre nicht ich, sondern irgendein Typ. Irgendein Typ, der zufällig Min Yoongi war, aber nicht ich. Verdammt...ich konnte nicht einmal vor mir selbst leugnen, dass ich beim Masturbieren an ihn gedacht hatte. Und alleine diese Tatsache machte es mir nun noch so viel schwerer, irgendwie mit der ganzen Sache klarzukommen.

Natürlich war Sense gewesen, nachdem Julia aus dem Nichts in mein Badezimmer geplatzt war. Bis ich mich in einen Bademantel geworfen und ihr schon halb heulend hinterhergestürmt war, hatte sie schon längst das Apartment verlassen. Nun saß ich hier, alleine im Wohnzimmer, immer noch im selben weißen Frotteebehang und die Arme um meine Beine geschlungen.

Ich konnte nicht fassen, dass das alles wirklich passiert war. Dass Julia mich so gesehen hatte...und ich mich danach auch selbst im Spiegel. Nach dem heutigen Abend konnten wir uns beide offiziell als »traumatisiert fürs Leben« bezeichnen. Und nun war mir einfach nur noch nach Heulen zumute. Schlimm genug, dass es von nun an noch schwieriger werden würde, das Ständer-Problem zu lösen...ich hatte obendrauf eine ganz neue Woge der Distanz zwischen Julia und mich getrieben. Dabei sprachen wir in letzter Zeit doch ohnehin schon viel zu selten miteinander!

Ich musste unwillkürlich schniefen, als ich darüber nachdachte, was ich meiner besten Freundin in letzter Zeit alles nicht erzählt hatte. Die Tatsache, dass Pauli angerufen hatte, um mir zu sagen, dass ich fristlos gekündigt worden war. Das Missgeschick während des Trainings und das Gespräch mit Yoongi, das daraufhin stattgefunden hatte. Nie war Zeit gewesen, Julia das alles einmal in Ruhe zu berichten. Und wenn sich vielleicht mal ein Moment zu zweit ergeben hatte, dann war der Drang in mir zu groß gewesen, sie in ihrem eigenen gestressten Zustand nicht auch noch mit meinen Problemen zu belasten... Vielleicht war das auch ein ausschlaggebender Grund dafür, dass ich es letztendlich geschafft hatte, mit Hoseok ein Gespräch zu beginnen.

In einer Sache war ich mir gerade aber auf jeden Fall sicher: Ich würde nicht ins Bett gehen, ehe ich mit Julia über die Sache in der Dusche gesprochen hatte. Sie musste zumindest von meinem Gespräch mit Yoongi und den Problemen, die dazu geführt hatten, erfahren, sonst würde ich morgen unter keinen Umständen überleben. Ich musste mit ihr reden...auch, wenn ich dabei wahrscheinlich vor Scham explodieren würde.

Ich versuchte mich vorerst damit abzulenken, mich zu fragen, wo sie nun hin verschwunden war. Es gab ja letztendlich nicht viele Orte, wo sie hingegangen sein könnte und ich hielt es kaum für möglich, dass sie irgendwo ziellos auf dem Gelände von Hannam The Hill herumstreifte. Wo sie mir doch letztes Wochenende noch so einen Vorwurf daraus gemacht hatte, dass ich mit Yoongi rausgegangen war. Dennoch erschien es mir genauso unwahrscheinlich, dass sie sich in den Dorm der Jungs begeben hatte. Nach meinen letzten Beobachtungen war die Stimmung zwischen Taehyung und ihr heute auf der Rückfahrt wieder auf dem Level „Eiszeit" gewesen. Kaum vorstellbar, dass sie bei ihm Zuflucht gesucht hatte. Ob sie wohl einfach im Treppenhaus saß und irgendwie versuchte, die neuen Bilder aus ihrem Kopf zu beseitigen? Verdammt, wieso führte mich jeder Gedanke nur zurück an den Punkt, an dem ich mich fragte, wie das alles so aus dem Ruder hatte laufen können!?

perfecт ѕтrangerѕOù les histoires vivent. Découvrez maintenant