85 - Your eyes tell

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Kapitel 85
»Your eyes tell«

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Julia

»Das ist alles echt heftig...Am liebsten würde ich zu euch kommen und euch ganz fest umarmen. Aber da das nicht geht, solltet ihr euch irgendwie allein zusammenraufen. Ich meine...ihr seid Maya und Julia. Wenn ihr beide getrennte Wege geht, glaube ich offiziell nicht mehr an wahre Freundschaft.«

Ich musste unfreiwillig ein wenig lächeln und lehnte meine Stirn gegen die kühle Scheibe des Fensters, aus welchem ich bis eben das trübe Aprilwetter beobachtet hatte.

»Es ist alles so kompliziert. Ich will ja gar nicht mehr sauer auf sie sein, aber über die Sache mit der WG komme ich einfach nicht hinweg«, murmelte ich, bevor mir ein schleimiges Husten entfuhr. Verdammter grippaler Infekt.

Paulis schwerer Seufzer drang laut durch den Hörer. »Ihr hättet da beide echt vorher drüber reden sollen, aber das ist leichter gesagt als getan, wenn man den ganzen Stress der letzten Wochen bedenkt. Maya hatte ja auch nie vor, sich räumlich von dir zu distanzieren. Sie hat die WG aufgegeben, weil eure Aussichten auf eine Rückkehr noch immer sehr bescheiden sind. Wenn ihr überhaupt je nach Berlin zurückkommen solltet, kann ich mir gut vorstellen, dass ihr euch wieder zu zweit eine Wohnung sucht.«

»Und was ist mit dir?«, erwiderte ich, das Handy in meiner Hand fester umklammernd.

Für einen kurzen, aber verdächtigen Augenblick wurde es still in der Leitung, dann stieß Pauli laut die Luft aus und man hörte es kurz rascheln, als wolle sie sich mehr Zeit verschaffen.

»Was das angeht...ich...ach Mensch. Jetzt falle ich auch noch so mit der Tür ins Haus. Was du wissen solltest...Mir ist Mayas Ausstieg aus der WG ziemlich gelegen gekommen, um ehrlich zu sein. Schon als ihr zwei noch hier wart, habe ich viel über die Wohnsituation nachgedacht. Meine Eltern werden langsam zu alt, um sich allein um ihr Haus zu kümmern, also werden Jens und ich zusammen einziehen. Es ist für alle das Beste.«

»Du hattest also sowieso vor, demnächst auszuziehen. Dann hätten Maya und ich die Wohnkosten eh nicht mehr allein tragen können und uns etwas Neues suchen müssen«, fasste ich nüchtern zusammen.

Pauli lachte verlegen auf. »Das Ganze hätte ich natürlich nicht wie Maya ohne weitere Absprachen abgezogen...aber ja, das war der Plan. Mein schlechtes Gewissen deswegen hat sich im Übrigen immer mehr gelegt, je länger ihr in Seoul wart. Irgendwann habe ich das Gefühl bekommen, dass ihr nie wieder zurückkommen werdet...Ich habe es immer noch, um ehrlich zu sein. Bei dem, was zwischen Maya und Min Yoongi läuft, wage ich es zu bezweifeln, dass sie sich hier in Berlin was Neues suchen wird.«

Ich hob meinen Blick wieder, um Seoul nachdenklich zu beobachten. »Da mag was dran sein.«

Noch immer fühlte es sich komisch an, Pauli mit diesem gefährlichen Wissen reden zu hören. Maya hatte es ihr erzählen müssen und sie der Aussage ihrer Mitbewohnerin nach schwören lassen, es niemandem zu sagen...aber das hatte Pauli ja auch schon beim Körpertausch nicht getan.

»Wie sieht es bei dir aus?«, meldete Pauli sich wieder zu Wort. »Was sind deine Pläne?«

Ein trockenes Lachen, welches in einem halben Hustenanfall endete, entfuhr meiner Kehle. »Ich habe keine Pläne. Nicht mehr. Taehyung und ich sind doch eh ein hoffnungsloser Fall, was die Rückverwandlung betrifft. Da muss ich mir keine Gedanken machen, wie es mit meinem Leben weitergehen könnte.«

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now