66 - Hongkong Pt. II

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Kapitel 66
»Hongkong Pt. II«

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Julia

»Alles okay bei dir? Wie war der Soundcheck? Hat es dir arg viel ausgemacht, da oben zu stehen?«

Angesichts der Fragen, mit denen mich Taehyung bombardierte, kaum hatten wir den Aufenthaltsraum wieder betreten, musste ich erst einmal heftig blinzeln. Schlimm genug, dass mir immer noch das Geschrei der Fans in den Ohren klingelte, die ein heiß ersehntes Ticket für den Soundcheck zugelost bekommen hatten. Meine Finger zitterten ebenfalls noch ein wenig, aber ansonsten überraschte es sogar mich selbst, wie gut mein Zustand gerade war.

»Es geht schon«, antwortete ich ihm ehrlich und ließ meinen Blick durch den Green Room schweifen. Nur die Members und eine engere Auswahl des Staffs wuselten herum, tummelten sich am Buffettisch oder fläzten sich auf die Sofas.

Mit dem Soundcheck hatten wir den ersten Stressfaktor des Tages überstanden. Nun blieben uns noch ganze fünf Stunden bis zum Konzertbeginn. Ehe es dann in zwei Stunden in die Maske ging, durften wir alle erstmal ein bisschen runterkommen und eigenen Beschäftigungen nachgehen. Die Crew würde unterdessen sämtliche Technikeinstellungen, die beim Soundcheck noch nicht perfekt gewesen waren, anpassen. Namjoon hatte irgendetwas davon erzählt, dass sie den Reverb-Effekt definitiv verringern müssten, aber ich hatte nicht wirklich verstanden, was er meinte. Viel zu beschäftigt war ich damit gewesen, mich an die ganzen Gerätschaften zu gewöhnen, mit denen ich verkabelt worden war. Zwar hatten wir unsere In-Ear-Monitor-Sets schon im Vorhinein ausprobiert, aber auf der Bühne hatte es mich dennoch ein wenig überfordert. Es war so seltsam gewesen, mit einem Schlag das Geschrei zum großen Teil ausgeblendet zu haben und stattdessen nur noch die Melodie des entsprechenden Songs zu hören. Ganz so, als würde man sich in einer eigenen, kleinen Blase befinden...

Ansonsten war der Soundcheck tatsächlich besser als gedacht gelaufen. Maya und ich hatten Gesichtsmasken tragen dürfen und eigentlich war es wirklich nur darum gegangen, den Text zu den angespielten Songs zu singen und ein bisschen auf der Bühne herumzulaufen. Und eben einen auf Taehyung zu machen. Die Fans, die da gewesen waren, hatten nicht einmal die Hälfte des ohnehin begrenzten Stehbereichs gefüllt. Trotzdem waren sie so gut wie alle mit ARMY-Bombs, Merchandise, Plakaten, Lichterketten und Knicklichtern ausgestattet gewesen.

Es hatte sich so seltsam angefühlt, zusammen mit den anderen hinaus auf die Bühne zu laufen. Die Jungs hatten Maya und mir im Vorhinein empfohlen, nie an einem Fleck stehen zu bleiben, um die Beine vom Zittern abzuhalten, weshalb ich tatsächlich konstant in Bewegung geblieben war. Die Beleuchtung hatte man angelassen, so dass eigentlich noch gar kein Konzert-Feeling aufgekommen war, trotz der Scheinwerfer-Tests und der dröhnenden Musik. Die Fans hatten gekreischt, als wäre ihnen Gott höchstpersönlich erschienen, so dass man es noch weit bis in die Hallen des Backstage-Bereichs gehört hatte...doch ich konnte es ihnen nicht wirklich verübeln. Wie sehr hätte ich mich vor wenigen Monaten noch an ihre Stelle gewünscht? Tatsächlich tat ich es jetzt nach wie vor...denn dort unten zu stehen, würde für mich bedeuten, dass alles beim Alten wäre.

Zu meiner großen Überraschung war die erste Aufregung gegenüber den ARMYs allerdings relativ schnell verflogen. Es gab ja beim Soundcheck auch echt nicht viel, was man falsch machen konnte. Jimin hatte sich einmal in seiner Stimmlage verhaspelt, woraufhin er peinlich berührt das Gesicht in den Händen vergraben hatte – die Fans allerdings waren in Jubelrufe ausgebrochen, als hätte er etwas besonders gut gemacht. Irgendwie hatte mir genau dieser Moment extrem viel Zuversicht gegeben. Selbst, wenn etwas schief gehen sollte, so wäre da draußen wahrscheinlich niemand, der mich dafür verurteilen würde. Ich wusste es ja am besten von meinem eigenen Fan-Dasein...Ich hätte es genauso getan.

perfecт ѕтrangerѕWhere stories live. Discover now