79 - Lie

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Kapitel 79
»Lie«

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Maya

Die Tage, die folgten, sollten zu den schwersten in meiner ganzen Zeit bei BigHit zählen. Auch, wenn ich buchstäblich so gut wie gar nichts mehr aktiv machen musste. Leider lag es nun an mir, genau vor den Leuten geheim zu halten, dass ich wieder ich war, die ohnehin schon wussten, dass ein Körpertausch stattgefunden hatte. Und dieses Unterfangen entpuppte sich schon sehr schnell als die reinste Hölle!

Yoongi hatte mir – natürlich sehr illegal, wenn man nach unseren Verträgen ging – Informationen zu allen anstehenden Projekten gegeben, an denen er gerade mitarbeitete. Er hatte sich sogar drei Stunden mit mir an seinen Computer gesetzt, um mir irgendwie die gröbsten MiDi-Grundkenntnisse reinzuprügeln. Immerhin war es nun mein Job, nicht vor Pdogg und Slow Rabbit aufzufliegen, wenn diese mich zu Meetings holten. Als diese mich am Dienstag zum ersten Mal zu sich bestellten, um ein paar Dinge für das kommende Album zu besprechen, bekam ich zwischendurch fast eine Panikattacke. Nicht nur blamierte ich mich mit meinem gefährlichen Halbwissen, sondern wurde von den beiden Produzenten am Ende noch als heillos übermüdet und »nicht mehr ganz so zurechnungsfähig für Yoongi-Verhältnisse« abgestempelt. Ich fragte mich ab diesem Punkt wirklich, wie ich die kommenden Wochen, wenn nicht sogar eher Tage überleben sollte. Spätestens, wenn sie von mir erwarteten, vor ihren Augen etwas am Board zu spielen, wäre ich geliefert.

Als eine große Hilfe sollten sich dann diesbezüglich Namjoon und Hoseok herausstellen, die mir ab diesem Tag jeden Satz quasi in den Mund legten oder gar ganz für mich sprachen. Alles, was ich letztendlich noch tun musste, war lethargisch und Yoongi-mäßig dreinzuschauen und seine Körperhaltung und Ticks darzubieten. Relativ einfach, wenn man bedachte, dass ich das ohnehin schon größtenteils drin hatte.

Aber um noch einmal auf das Thema Yoongi zu sprechen zu kommen: Dieser schien wirklich alle Hände damit zu tun zu haben, nun mich schauspielern zu müssen. Vor allem vor Sungdeuk sollte sich das als eine wahre Odyssee herausstellen, so wie ich es von meiner Position mitbekam. Immerhin kannte der Choreograf Yoongi und seine Art zu Tanzen in- und auswendig, genauso wie meine inzwischen. Dennoch schien er nun wohl nicht mehr so genau hinzusehen...dafür waren aber auch maßgeblich Jin und Julia verantwortlich, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, absichtlich Fehler zu machen, um von allem anderen abzulenken.

Yoongi selbst, so stellte ich fest, setzte all seine Konzentration auf das Schauspiel. Dementsprechend kam es zu unseren Arbeitszeiten eher selten vor, dass wir miteinander sprachen...was mir nach einigen Tagen dann doch ziemlich zusetzte, denn auch abends machte er nicht wirklich Anstalten, auf mich zuzugehen. Einmal fragte er mich, ob wir zusammen im Dorm etwas zu Abend essen wollten, wozu ich natürlich sofort und unter heftigem Herzrasen zusagte...jedoch sollte dieses Mahl alles andere als zweisam sein, denn andauernd wuselte irgendein anderer der Jungs um uns herum. Und am Ende des Tages lud er mich auch kein weiteres Mal ein, bei ihm im Bett zu schlafen.

Trotzdem schafften wir es immerhin am folgenden Abend ein paar tiefergehende Gespräche über unsere Familien und Verhältnisse zuhause zu führen. Yoongi erzählte mir Geschichten von seinem Pudel Holly und von seinem großen Bruder Geumjae, der vier Jahre älter als er und inzwischen Architekt war. Wir redeten über unsere Schulzeit – bei der ich wohl eindeutig das bessere Los gezogen hatte – und über das Umziehen in eine fremde Stadt. Es war so befreiend, mit ihm so offen zu reden und ihn immer besser kennenzulernen. Dinge über ihn zu erfahren, die ein so viel tieferes Bild erschufen, als das, was es bereits im Internet über ihn gab. Und trotzdem fühlte ich mich nach jedem unserer abendlichen Gespräche ein Stück bedrückter...denn mit jedem weiteren Detail, das ich über ihn erfuhr, wuchs der Drang in mir, ihn einfach zu mir zu zerren und zu küssen.

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