Song: Try - Pink
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Wir dagegen beschließen erneut einen Filmabend zu machen. Während des Films schlafe ich jedoch in den Armen meines Bruders Valentino ein und träume von tanzenden Einhörnern.
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Amelia
Mein Sonntag beginnt, wie jeder Tag. Zuerst FaceTime mit meinen beiden Freundinnen, dann das Frühstück überstehen und anschließend habe ich meine Freizeit.
Zu meinem Glück muss mein Vater einen geschäftlichen Plan mit den Vätern meiner besten Freunde besprechen. Unsere Mütter haben sich für einen Wellness-Tag verabredet und unsere Brüder trainieren alle zusammen.
Deswegen sitze ich nun gelangweilt mit Lina und Sophie im Wohnzimmer des Anwesens von Sophies Familie. Die Motivation meinen Brüdern Gesellschaft zu leisten und mit ihnen Sport zu machen habe ich nicht.
Ich bin zwar sportlich, allerdings stehe ich nicht auf Krafttraining. Ich turne viel lieber, als Gewichte zu stemmen. Außerdem darf ich aufgrund meines kritischen Gewichtes kein Sport machen, weswegen es im Fitnessstudio nicht weniger langweilig wäre als hier und hier habe ich dafür noch ein Sofa.
Minute um Minute vergeht, in welchen wir einfach nur im Schweigen überlegen, was wir unternehmen können. Leider haben wir nur begrenzt Möglichkeiten, weil wir das Anwesen nicht verlassen dürfen.
Anscheinend weil es zu gefährlich ist, was ich nicht nachvollziehen kann. Schließlich können wir uns wehren oder im Notfall Hilfe rufen und außerdem ist keiner von uns allein unterwegs, sondern zu dritt.
Generell verstehe ich wirklich nicht, warum wir nicht ohne Personenschützer raus dürfen. Klar haben wir alle drei eine große Bedeutung für die Mafia unserer Familien, da man sie alle mit uns als Druckmittel vernichten könnte. Wir sind ihre Schwachstellen. Es würde allerdings niemand probieren.
Meiner Familie gehört die mit Abstand größte und mächtigste Mafia der Welt, meinem Onkel väterlicherseits, mit seiner Frau und deren gemeinsamen Söhnen, welche meine Cousins sind, gehört die zweitgrößte Mafia der Welt.
Sophies Vater und gleichzeitig mein Patenonkel gehört die drittgrößte Mafia der Welt. Der Vater meiner anderen besten Freundin gehört die viertgrößte Mafia der Welt.
Die fünftgrößte Mafia gehört meinem Onkel mütterlicherseits, seiner Frau und ihren Söhnen, die auch wieder ältere Jungs, die älter als ich sind.
Selbst wenn die zehnt bis fünftgrößten Mafias der Welt zusammen tun würden, wären sie nicht mal halb so groß wie unsere Mafia. Das meine ich zumindest mal in einem Gespräch aufgeschnappt zu haben.
Ich werde aus geschäftlichen Sachen, die unsere Mafia und unsere anderen Einnahmequellen herausgehalten.
Um ehrlich zu sein weiß ich aber auch nicht, ob ich in diesen Sachen überhaupt involviert sein möchte, da es sicherlich einen Grund gibt, wieso ich es nicht bin. Meine Gedankengänge, werden aber wieder einmal unterbrochen, als Sophie plötzlich schreit.
»Ich weiß, was wir machen können!«, ruft sie aufgeregt.
In diesen Moment haben Lina und ich nicht mit so einem Schrei gerechnet, weshalb ich auf meinem Platz in der Höhe eines Grashüpfers springe und Lina einen sehr unmenschlichen Laut von sich gibt.
»Tu-tut ... mi-mi-mir Leid-d«, entschuldigt sich Sophie lachend, während wir beiden zunächst unser Herz beruhigen müssen.
Für kurze Zeit habe ich wieder meinen pink-glitzernden Grabstein vor meinem Auge gesehen.
»Nächste Woche ist doch diese Gala, wo alle Mafias hingehen! Habt ihr schon ein Kleid dafür?«, fährt sie weiter fort.
Damit hat sie recht! Ich habe es zugegebenermaßen komplett vergessen. Ich war noch nie auf so einer Gala, da meine Familie immer der Meinung war, dass es zu gefährlich ist, da ich noch so klein wäre.
Klein bin ich aber gar nicht mehr, da ich vergangenes Jahr die 1,30 m geknackt habe. Theoretisch müsste ich also jetzt mitdürfen, da sie nun keinen Grund mehr haben mich zu Hause zu lassen,
»Stimmt, das habe ich vollkommen vergessen! Ich habe noch kein Kleid! Kommst du dieses Jahr auch mit und wirst du wieder zu Hause gelassen?«, fragt Lina. Ihr Blick ist starr auf mich gerichtet.
»Ich habe keine Ahnung, ob ich mit darf. Ich habe zugegebenermaßen auch komplett vergessen, dass sie schon nächste Woche ist. Die Zeit vergeht wirklich schnell! Dagegen mitzukommen hätte ich aber nichts, schließlich müsste ich nun groß genug sein, weswegen es nun keinen Grund mehr gibt mich zu Hause zu lassen«, erkläre ich ruhig.
»Na los, dann suchen wir sie mal und fragen! Also los auf vom Sofa!«, feuert Sophie uns an und springt mit großer und spürbarer Euphorie vom Sofa.
Unsicher sehe ich sie an. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sie sich nicht schon zu viele Hoffnungen macht, denn ich kenne meine Familie und weiß, wie sie tickt. Trotzdem lasse ich mich von den beiden durch das Anwesen schleifen. Versuchen meine Familie zu überzeugen, kann man auf alle fälle, denn zu verlieren habe ich nichts.
Fündig werden wir im Arbeitszimmer von Markus, Sophies Vater. Sie lachen lautstark und wirken alles in allem sehr ausgelassen, also wird es kein Problem sein, wenn wir sie jetzt kurz stören und nachfragen, ob ich mitkommen darf und wie es mit den Kleidern ist. Zudem sind meine Chancen auf ein zufriedenstellendes Ergebnis deutlich höher, wenn sie gute Laune haben. Es sind alles Erfahrungswerte.
Nach einem kurzen klopfen betreten wir den Raum. Er ist ziemlich dunkel eingerichtet. Ein großer, ziemlich mächtig wirkender Schreibtisch steht in der Mitte des Zimmers. Daneben sind verschiedene Sessel und Ledersofas aufgestellt. Auf einem von diesen Ledersofas sitzen Sophies Eltern. Es ist das ganz rechte. Meine Eltern sitzen auf dem Sofa, welches sich direkt am Fenster befindet und Linas Eltern sitzen auf dem ganz linken. Kurz atme ich einmal tief ein und aus, ehe ich Luft hole und zu sprechen beginne!
»Mein liebster Vater. Ich hätte da mal so eine Frage«, beginne mein Anliegen. Natürlich schleime ich mich ein wenig ein, da meine Chancen dadurch ein wenig steigen.
»Was ist denn los, Prinzessin?«, fragt er besorgt, während er nach mir greift und mich auf seinem Schoß platziert.
Seine Anspannung steigt von Sekunde zu Sekunde und meine gleich mit. Bei ihm liegt es aber eher daran, dass er vermutet, dass etwas Schlimmes passiert ist, was bei mir nicht der Grund ist.
»Kann ich nächste Woche mit zu dieser Gala kommen?«
»Nein! Das ist viel zu gefährlich!«, stellt er streng klar. Plan A hat also nicht sonderlich gut funktioniert, wieso ich nun zu Plan B greife.
»Ich bleibe auch ununterbrochen bei euch oder bin wenigstens in eurer Reichweite! Ich verspreche es! Ihr werdet immer die Möglichkeit haben, im Notfall eingreifen zu können!«, versuche ich es weiter.
»Also, wenn du deine Versprechen einhältst, habe ich nichts dagegen«, mischt sich nun auch meine Mutter ein, die daraufhin einen wütenden Blick von meinem Vater kassiert.
Auf Mütter ist bei solchen Themen immer verlass. Glücklich grinse ich ihr zu, welches sie mit einem Augenzwinkern erwidert. Danach schaue ich wieder zu meinem Vater.
Dieser sieht immer noch nicht sonderlich überzeugt aus. Ein Stirnrunzeln zitiert sein Gesicht und er wirkt sehr nachdenklich. Während eine unangenehme Stille herrscht, bete ich schnell! Vielleicht bringt es etwas.
Lieber Gott,
Bitte lass mich zu dieser Gala gehen!
Ich war auch immer lieb ...
Okay, fast immer ...
Also vereinzelt ...
Na ja, ist auch egal! Bitte lass mich einfach nur auf diese Gala gehen ...
Amen!
Mit seinen massiven Händen fährt mein Vater sich tief Luft holend übers Gesicht. Die Spannung liegt förmlich in der Luft.
»Okay, du darfst mit, aber nur unter ein paar Bedingungen ...«, stimmt er schlussendlich zu.
Ein paar Sekunden benötige ich, um zu realisieren, was er gesagt hat. Er hat tatsächlich zugestimmt! Mein Grinsen kann ich nun nicht mehr verstecken. Es ragt über mein komplettes Gesicht.
»Neben den Versprechen, die du schon gesagt hast, hörst du auf alles, was wir dir sagen, ohne Widerspruch. Zudem wirst du Schmuck mit GPS Sender tragen. Ich habe nämlich nicht sonderlich viel Lust, dass du nachher weg bist!«, stellt er klar.
Und mit diesen Worten ist mein Lächeln innerhalb von wenigen Sekunden wieder weg. Ich würde es eher als Zumutungen bezeichnen. Da es aber meine erste Gala ist, stimme ich diesen zu.
»Okay, versprochen«, gebe ich mein Einverständnis, ehe mein Kopf zu meinen beiden Freundinnen schellt. Beide halten breit grinsend einen Daumen nach oben
»Nun, dann können wir jetzt die Kleider aussuchen gehen!«, ruft Cecilia, Linas Mutter begeistert.
Zufrieden und mit viel Vorfreude stehen wir Damen auf und machen uns auf den Weg nach unten.
Beim Herausgehen werfe ich meinem Vater einen Luftkuss zu, welchen er mit einem schwachen Lächeln erwidert. Er bereut seine Entscheidung jetzt schon!