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Nazar.

Mitten in der Nacht klingelt mein Handy. Und wie immer kann ich mir denken, wer es sein kann. Mein Freund. Doch als ich die Stimme höre, weiß ich, dass er es nicht ist.

Verwirrt schaue ich auf das Display und sehe nur Anonym.

„Hallo?", vernehme ich wieder die Stimme, welche mir zu bekannt vor kommt. „Hey, du bist doch Nazar, oder nicht? Ey bitte, es ist wichtig."

„Wer ist da?", frage ich müde und lasse mich zurück in das Kissen fallen.

„Kalazh", antwortet er mir. „Ich hoffe, du erinnerst dich. Aber dafür ist keine Zeit. Samra-"

„Was ist mit ihm?", unterbreche ich ihn sofort und merke, wie ich langsam aber sicher besorgter werde.

Um so eine Uhrzeit würde Hussein mich anrufen und nicht sein Freund. Um so eine Uhrzeit würde er mich bitten, ihn abzuholen und nicht sein Freund.

Und das alles passiert gerade alles einen Tag vor meiner Operation.

„Er ist dick betrunken, Nazar", seufzt sein Freund auf. „Wir haben ihn in einen Taxi gesetzt und nach Hause fahren lassen. Aber er hat immer wieder nach dir verlangt. Vielleicht solltest du zu ihm fahren und ihm beistehen."

Wieso trinkt er denn auch immer so viel, wenn er letztendlich nicht mehr darauf klar kommt? Wieso trinkt er sich immer so zu und ruft mich an, verlangt nach mir?

Ich meine, es ist zwar irgendwie süß, dass er selbst an mich denkt, wenn er betrunken ist. Aber langsam sollte er doch einen Cut machen?

Aus dem Hintergrund vernehme ich laute Stimmen. Ab und zu auch mal den Künstlernamen von meinem Freund.

„Ey, sag schnell. Damit ich weiß, dass er in guten Händen ist", spricht er dann zu mir. „Die Sache hier ist extrem eskaliert, wegen ihm und ich muss mich jetzt darum kümmern. Aber bitte geh zu ihm. Er war extrem down und-"

„Okay", hauche ich und stehe vom Bett auf. „Ich fahre zu ihm. Mach dir keine Gedanken um ihn."

„Du bist ein Engel, Nazar", atmet er erleichtert aus. „Samra hat großes Glück mit dir. Hoffentlich bleibt das mit euch auch so."

Wir legen auf und ich mache mich sofort fertig, um die Wohnung zu verlassen, ohne das meine Familie etwas davon mitbekommt.

Nachdem ich meine Pyjama Hose durch eine schwarze Adidas Jogginghose gewechselt habe, tapse ich leise aus meinem Schlafzimmer. Danach mache ich mich auf den Weg aus der Wohnung.

Erleichtert atme ich auf, als ich vor der Tür unten stehe, zu meinem weißen Wagen laufe und in diesen einsteige.

Hoffentlich ist er nicht eingeschlafen. Kalazh meinte ja, dass er ziemlich betrunken war. Und so oft wie ich ihn abgeholt habe, ist er jedes Mal eingeschlafen.

Zwanzig Minuten später komme ich bei ihm an, stolpere schon fast aus dem Wagen und jogge auf seine Haustür zu.

Zuerst klingle ich wie eine Verrücke, bevor ich auch anfange zu klopfen und nach ihm zu rufen.

„Hussein, mach die verdammte Tür auf", rufe ich. In diesem Moment ist es mir egal, dass seine Nachbarn mich hören könnten. Als hätten sie nicht schon gehört, wie wir miteinander geschlafen haben. Oder uns gestritten haben.

Grinsend öffnet er mir die Tür und beugt sich etwas nach unten, um mich von dort aus anzusehen. „Was geht, baby?"

„Dein Ernst?", zische ich ihn an und will an ihm vorbei ins Innere laufen, doch er hält mich am Arm zurück und drückt mich gegen die Wand neben der Tür. Anschließend schließt er seine Haustür zu und schaut zu mir herunter.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now