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Nazar.

Der 8 Juni 2019. Hussein und ich fliegen heute für eine Woche in die Türkei. Nach Kapadokya. In die Stadt, in welche ich schon immer wollte. Es ist einfach ein Traum von mir, welchen ich immer erfüllen wollte. Noch ein Traum, welchen ich vor meiner Operation erlebe. Den mir Hussein erfüllt.

Bald ist es auch mit der Operation soweit. Die nächsten Wochen muss ich es Hussein sagen, denn sonst würde er mich während und nach der Operation nicht erreichen, da ich mein Handy zu hundertprozent Rüya geben werde. Außerdem weiß ich, dass er sich Sorgen machen würde, wenn ich von einen auf den anderen Tag nicht mehr antworten würde.

Ich ziehe mir gerade eine lockere, dünne Jogginghose und ein T-Shirt an, als mein Handy klingelt. Sofort hebe ich ab und melde mich mit meinem Nachnamen.

„Falscher Name, baby", lacht jemand in den Hörer und lässt mich direkt grinsen. Ich würde seine Stimme unter tausend erkennen.

„Ach, ist das etwa so?", grinse ich und schaue mich im Spiegel an. Die Schminke habe ich für heute mal weggelassen. Auch wenn das Wetter in der Türkei echt anstrengend und heiss ist, muss ich mich daran gewöhnen und mein Körper wird es nicht richtig aufnehmen können. Trotzdessen habe ich meine Schmink Utensilien eingepackt.

„Noch nicht, aber bestimmt bald", antwortet er mir. „Hast du mit deinem Onkel gesprochen? Fährt er uns? Wenn nicht, mein Bruder würde uns fahren."

Seit dem Kennenlernen mit meiner Familie habe ich das Gefühl, dass meine Familie ihn liebt. Sie fragen mich schon, wann er das nächste Mal wieder zum Essen kommt. Sogar Cagdas Abi will, dass er mal zu ihnen kommt und von ihm hätte ich es am wenigsten erwartet.

Mein Onkel hat dann vor ein paar Tagen angeboten, uns zum Flughafen zu fahren. Doch leider hat er keine Zeit.

„Mein Onkel hat einen Termin", sage ich und höre schon, wie er etwas sagen möchte. „Aber Fatih Abi wird uns fahren. Er holt mich in zwanzig Minuten ab und dann kommen wir zu dir."

„Tamam habibti", erwidert er dann. „Wie machst du das mit deinen Schlüssel? Lässt du sie zuhause? Ja oder?"

Ich überlege. Meine Eltern wissen ja, dass ich in den Urlaub fliege. Vor allem nach Kapadokya. Aber nicht, dass ich in Begleitung mit einem Mann fliege. Außerdem sind sie alle gerade arbeiten, dass heißt, ich muss gleich abschließen und hätte noch meinen Schlüssel bei mir.

„Ehm", gebe ich von mir und schaue mich im Zimmer um. „Keine Ahnung. Ich denke, ich lasse es bei Fatih. Wieso?"

„Naja. Ich will keine Zeit verlieren und zu meinen Eltern will ich auch nicht. Die würden erstmal zehn Jahre brauchen, um sich bei mir zu begrüßen und dann wieder zu verabschieden. Und auf Capi ist kein Verlass, also eigentlich schon. Aber er wohnt am Arsch der Welt."

„Ich frage Fatih Abi, okay?", schlage ich ihm vor und laufe auf eine Steckdose zu, an welcher ich den Stecker heraus ziehe. „Ich lege auf, baby. Wir sehen uns gleich, ja?"

„Okay, ich liebe dich."

„Ich liebe dich."

Zwanzig Minuten später ruft mein Cousin mich an um mir Bescheid zu geben, dass er da ist und mir mit dem Koffer hoch helfen kommt. Zum Glück. Denn ich glaube, ich habe mehr eingepackt als ich sollte. Und ich hoffe, dass Hussein mir nicht Feuer unter den Arsch setzt, weil einige dieser Klamotten echt die Grenze überschreiten. Aber es ist Türkei und Sommer. Er soll bloß nichts erwarten.

Als wir dann im Auto sitzen, gebe ich ihm noch meine Schlüssel, ehe er losfährt.

„Wohin muss ich eigentlich?", fragt er dann grinsend und schaut zu mir. „Und lüg nicht. Ich weiß von Baba und Riza, dass du schon oft bei ihm geschlafen hast."

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now