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Nazar. 

Schluchzend öffne ich die Tür und trete in die Wohnung hinein. Mit leisen Schritten mache ich mich auf den Weg in das Schlafzimmer und sehe wie das Licht im Wohnzimmer brennt. Es ist zwar schon kurz nach zehn, dennoch sind die Eltern meiner besten Freundin wach.

Als ich die Tür erreiche, öffne ich diese ebenfalls leise und tapse in ihr Zimmer. Dabei streife ich mir meine Jacke von den Schultern, lasse es einfach auf den Boden fallen und laufe auf ihr Bett zu. Ich setze mich auf dieses und rüttle an ihrem Körper.

Natürlich schläft sie, da sie morgen um kurz vor sieben im Kindergarten sein muss.

„Rüya", wimmere ich und rüttle immer stärker. „Lütfen kalk!"

Die Blondine dreht sich auf die andere Seite und brummt genervt auf. Wieso hat sie auch einen tiefen Schlaf? Ich sitze hier heulend vor ihr, möchte mich am liebsten aus diesem Hochhaus werfen und das zehn Mal.

„Nazar, geh weg", brummt sie schläfrig und atmet tief aus. „Ya kelb, sogar in meinem Schlaf verfolgst du mich."

Ich möchte lachen, doch mir ist nicht zu lachen zu mute. Denn ich bin gleich nach der Auseinandersetzung mit Hus-, Samra, gefahren. Zuerst brachte ich Ilyas weg, welcher still im Auto saß. Ich ebenfalls. Doch nachdem er gegangen war, brachen alle Dämme in mir zusammen.

Also zwicke ich in den Arm von Rüya und lasse sie aufspringen. „Du elende-", beginnt sie, doch stoppt sich selbst als sie mich vor ihr sieht. „Scheiße, ich träume echt nicht." Ich schüttle mit dem Kopf und presse mir meine Lippen aufeinander, um meine Tränen zu verkneifen. Doch es klappt nicht. „Noldu? Warum weinst du? Was ist passiert? Hat Ilyas was gemacht? Ich bringe ihn um."

Sie will gerade aufstehen, als ich sie an ihrem Arm zurück ziehe. „Hussein war da", bringe ich über meine Lippen und beginne erneut zu weinen.

„Was hat er gemacht?", will sie wissen und nimmt mich in ihre Arme. „Hat er euch was angetan? Oh mein Gott, ich bringe diesen Kerl wahrhaftig noch um." Ich schüttle mit dem Kopf, während ich in ihr T-Shirt weine. Immer wieder fließen mir Tränen über meine Wange und weitere finden ihren Weg aus meinen Augen heraus. „Erzähl's mir, Nazar. Was ist gerade passiert, dass du heulend vor mir sitzt?"

Sollte ich nur erzählen was gerade eben passiert ist, oder was die ganzen letzten Male passiert ist? Immerhin hängt es ja irgendwie zusammen.

„Ich erzähl dir alles von Anfang an", flüsterte ich und lege mich einfach auf das Kissen. Meine beste Freundin nickt mir nur zu und deckt mich schließlich ein. Zusammen liegen wir unter ihrer großen, dicken Decke und sehen uns an. „Wir waren nach dem Kuss bei mir, ein paar Tage später am Wannsee", fange ich schließlich an und streiche mit meinem Finger über die Matratze. „Wir haben erstmal eine ganze Weile lang einfach nur geredet, bis ich ihn auf diesen Morgen bei mir angesprochen und gesagt habe, dass wir es vergessen sollen."

„Was meinte er darauf?", fragt sie mich sofort, da sie ungeduldig ist. Nichts neues. Sie muss immer alles sofort wissen. Manchmal will sie sogar gespoilert werden, obwohl sie es eigentlich gar nicht will.

„Er hat an jenem Tag nicht seine Ex Freundin gesehen, sondern mich und will deshalb diesen Kuss nicht vergessen", antworte ich ihr darauf und lächle. Doch mein Lächeln erreicht dieses Mal nicht meine wässrigen Augen. Meine Augen, die noch immer voller Tränen wegen eines Jungen sind. „Ich hab dann Schluckauf bekommen und er meinte nur, dass er es mir nehmen will und hat mich dann auch schon geküsst. Ein paar Mal hat er den Kuss unterbrochen und mir gesagt, dass es ihm gefällt wie ich ihn küsse und es ihn reizt, das er mein erster ist.."

„Das ist doch süß", gibt sie zurück und lacht leise auf. Ich nicke nur leicht, doch schlucke dann.

„Vor mehreren Wochen am Sonntag haben wir uns dann wieder getroffen. Wieder am Wannsee, jedoch dieses Mal am Nachmittag. Ich war zu spät und er hasst Unpünktlichkeit. Hus.. Samra hat mich richtig angeschnauzt und wollte auch schon gehen, doch ich hab mich vor die Fahrertür geworfen und ihm erklärt, weshalb ich zu spät war", erzähle ich weiter. „Naja, wir haben wieder rumgemacht, nachdem er mir erzählt hat, was so bei ihm abgeht. Oder bei mir. Und irgendwann hat er nur gesagt, dass er mir was zeigen will. Ich.. ehm." Ich beginne zu stottern und merke, wie sie mich grinsend ansieht. Wahrscheinlich dachte sie an etwas komplett anderes. „Nein, Rüya. Er hat mir nur gezeigt, wie ein Zungenkuss funktioniert."

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now