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Nazar.

Wir küssen uns. Ziemlich lange und können die Hände nicht von einander los lassen. Es fühlt sich an wie ein Traum, welcher wahr geworden ist. Ein Traum, in dem ich einen Mann kennengelernt habe, welcher anscheint das selbe fühlt, wie ich. Der anscheint genau so nicht aufhören kann, an mich zu denken, wie ich an ihn.

Aber es ist kein Traum, es ist die Realität und ich lebe sie. Ich lebe sie im hier und jetzt. Und kann es einfach nicht fassen.

Die Nächte, an denen ich wegen ihm geweint habe, verblassen. Die Nächte, an denen ich ihn verflucht habe, geraten in Vergessenheit.

Ich vergesse all die Momente, in denen ich ihn gehasst habe. Gehasst habe für seine Worte und Tate und genieße diesen Moment der Zweisamkeit.

Doch es wird uns genommen. Es ist nicht wie schon so oft ein Telefon, das klingelt oder eine Person, die dazwischen funkt. Viel mehr ist es die Natur, welche von jetzt auf gleich meint, stark regnen zu müssen.

Hussein und ich lassen von einander ab und sehen uns an, ehe wir aufspringen und gemeinsam zu meinem Wagen laufen.

Als wir in diesem sitzen, beginnen wir zu lachen. Hussein beugt sich grinsend zu mir und streicht mir eine klatschnasse Strähne aus dem Gesicht. „Lass zu mir", nuschelt er dann und sieht mich dabei an.

„Aber deine Eltern", beginne ich, doch Hussein schüttelt mit dem Kopf.

„Ich hab noch eine eigene Wohnung, die ich nutze, wenn ich mich mit meinen Freunden treffe", klärt er mich auf. „Ist nicht weit von hier."

Ich nicke und schalte schließlich den Motor an, ehe ich mich anschnalle und zu dem Rapper sehe, welcher wartet, dass ich fahre. Doch als er meinen Blick bemerkt, schaut er fragend zu mir. „Anschnallen."

Seufzend schnallt er sich an, wodurch ich ein Schmunzeln auf den Lippen bekomme. Nachdem er sich dann auch angeschnallt hat, fahre ich los und folge seinen Anweisungen zu seiner eigenen Wohnung. 

Doch die Frage, die in mir aufkommt, ist, weshalb er damals nicht dorthin ist, als er bei mir geschlafen hat? Ich hätte ihn doch dahin fahren können, oder nicht?

Fünf Minuten später halten wir an einem großen Gebäude. Von Außen hat es einen braunen backsteinfarbigen Ton, welcher wirklich einladend aussieht, dennoch wirkt es nicht, als sei es nur eine Wohnung, denn es sieht eher aus wie ein Haus.

„Haus oder Wohnung?", frage ich ihn dann grinsend und ziehe die Handbremse an, nachdem ich geparkt und den Motor ausgeschaltet habe.

„Eher ein Loft", antwortet er mir lachend und steigt aus meinem Wagen.

Es schüttet immer noch, weshalb wir zur Haustür rennen und er schnell die Tür zum Loft öffnet. Wir betreten es und ich sehe mich um. Und ich bin verblüfft, was für einen guten Geschmack dieser junge Mann doch hat.

Das Loft ist in hell braunen und schwarzen Tönen gehalten. Links von dem kleinen Loft steht ein Bett, welches weißes Bettzug hat und eine schwarze Ziehdecke liegt ebenfalls dort. Auf der Seite des Bettes ist ein Panoramafenster mit weißen Gardinen, welche die Sicht ins Innere versperren.

Ebenfalls auf der selben Ebene und neben dem Bett sind schwarze Schränke zu sehen, Zwischen den beiden ist eine schwarze Treppe, welche nach oben zum Badezimmer führt, die nur aus Glas besteht.

Gegenüber von all dem ist eine schwarze, große Couch, ein hellbrauner Cafétisch und ein großer Fernseher. Auf der anderen Seite eine kleine Einbauküche mit Herd, Ofen und einem großen Kühlschrank.

„Schick", gebe ich pfeifend von mir und streife mir meine Jacke von den Schultern, welche mir der Libanese abnimmt und sie an der Gaderobe neben der Tür aufhängt. Danach ziehe ich mir die Schuhe von den Füßen und drehe mich zu ihm um.

„Ich gebe dir noch was zum anziehen, du frierst sicher in den nassen Klamotten", sagt er und läuft auf den großen langen Schrank zu. Aus diesem holt er sich einen schwarzen Pullover von Nike heraus. „Brauchst du eine Hose?", höre ich seine Stimme und wirble zu ihm herum. Das Loft ist einfach viel zu groß und egal was man macht, es hallt.

„Geht so scho-"

„Okay, bekommst du", er geht nicht mal darauf ein und kommt nach zwei Minuten mit zwei Teilen auf mich zu. „Kannst dich unziehen, ich drehe mich auch um." Grinsend sieht er mich an, was ich nur mit einem Augen rollen quittiere.

Doch er dreht sich wirklich um, sodass ich mich umziehen kann. Also schäle ich mich aus meinen Klamotten, wobei es bei meiner Jeans wirklich schwieriger war, als ich zuerst gedacht habe. Denn ich falle fast auf meinen Hintern, doch schaffe es, dass ich mich nicht auf meinen Hinter fege.

Als ich dann fertig bin, sage ich ihm Bescheid und er dreht sich wieder zu mir um, dabei lässt er seinen Blick über meinen Körper wandern und grinst leicht auf. „Die Hose ist dir eindeutig zu groß", lacht er dann und kommt auf mich zu. Ich sehe an mir runter und bemerke, dass er recht hat. Die Jogginghose sieht aus wie ein Sack Kartoffeln an meinem Körper, was mich ebenfalls zum Lachen bringt. 

Zusammen setzen wir uns auf die große Couch und überlegen was wir machen können. Dabei hat er sein Handy in der Hand, während ich ihn einfach nur beobachte.

„Wie wär's mit Netflix?", fragt er mich und klingt dabei leicht müde.

„Nein", schüttle ich mit dem Kopf und lehne meinen Kopf zurück. Kurz schließe ich meine Augen und spüre wie der Mangel an Schlaf sich bei mir bemerkbar macht.

„Ich hab auch Amazon Prime?", lacht er und kurz darauf spüre ich wie er mit seiner Hand über meine Wange streicht. Ich zucke leicht auf, doch schüttle dann mit dem Kopf. „Gut, dann lass uns reden."

„Hussein", murmle ich leise und lasse noch immer meine Augen geschlossen. „Ich hab die Nacht kaum geschlafen und nach dem Anruf nur drei Stunden."

„Also willst du jetzt schlafen?", vernehme ich seine Stimme und kann mir denken, dass er grinst. Ich nicke leicht und seufze auf. „Okay", haucht er leise, doch im nächsten Moment schaltet er den Fernseher an. „Ich lasse trotzdem was laufen, okay?"

„Mach Vampire Diaries an", sage ich und öffne meine Augen wieder, um diese auf den Fernseher vor uns zu richten. Er nickt schmunzelnd und öffnet meine heiß geliebte Serie, welche ich bestimmt schon vier Mal durchgeguckt habe und einfach nicht genug davon bekomme.

„Mir wird aber langweilig, wenn du schläfst", seufzt er gespielt auf und blickt in meine Richtung. „Mit wem soll ich mich bitte streiten, wenn nicht mit dir?"

„Reg dich über Elena, der adhs gestörten Hure auf und steig in Team Damon ein, und nicht in Team Stefan", schmunzle ich und blicke auf den Fernseher.

„Wie kann man sowas bitte gucken?", schüttelt der Libanese mit dem Kopf und verfolgt die Serie.

Immer wieder kommentiert er Dinge, lacht mit mir über unlustige Stellen und sagt schließlich, dass er Stefan nicht mag. Irgendwann als dann auch Damon erscheint und auch öfter zu sehen ist, schien Samra gefallen an der Serie zu haben und konnte sich mit ihm identifizieren.

Doch kurz vor Ende der zweiten Folge schlafe ich ein und bekomme nichts mehr mit.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now