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Nazar.

Den ganzen Nachmittag haben Hussein und ich in seinem Loft verbracht. Wir haben ein kleines Frühstück gemacht. Anschließend haben wir einen Film auf Amazon geguckt, da er die Nase voll von Elena und ihren - ich zitiere - Kelbs hatte. Irgendwann gegen 15 Uhr haben wir was gekocht, ehe Louna sich wieder bei mir gemeldet hat, um zu fragen, wann ich komme.

Jetzt sitze ich mit Hussein in seinem Wagen und lasse mich zu meiner alten Freundin fahren, die im Stadtzentrum Berlins wohnt.

Mit meinem Bruder und meinen Eltern habe ich auch schon telefoniert und ihnen Bescheid gegeben, dass ich bei Louna vorbei schaue und es spät werden könnte.

Hussein hält in der Nähe von Louna an und blickt zu mir. Ein Lächeln ziert sich über seine Lippen. Und jedes Mal, wenn ich dieses Lächeln sehe, muss ich es automatisch erwidern.

„Soll ich dich später abholen?", fragt er mich und lehnt sich schon zu mir. Bereit für einen Abschiedskuss.

„Nicht nötig, askim", antworte ich ihm lächelnd und beuge mich zu ihm vor. Dabei umschließe ich sein Gesicht mit meinen Händen und drücke ihm einen kurzen, dennoch zarten Kuss auf seine Lippen. „Wir sehen uns, ja?"

Er nickt betrübt auf und lässt mich dann aussteigen. Ein letztes Mal drehe ich mich zu ihm um und werfe ihm ein Lächeln zu.

Verdammt. Er macht mich so glücklich.

Ich will gerade los laufen, als ich ein „Ey" vernehme und herum wirble. Verwirrt schaue ich den Libanesen an, welcher das Fenster herunter gefahren hat und mich angrinst,  „Sorry, aber ich hole dich trotzdem ab. Ruf mich an, habibti."

Seufzend nicke ich und gehe nun wirklich los. Eigentlich würde ich am liebsten zurück zu ihm rennen und den ganzen Tag mit Hussein verbringen, aber ich muss es auch mal schaffen, ein paar Stunden - wenn nicht sogar Tage - ohne ihn zu verbringen. Und da kommen meine Freunde und Familie ziemlich gut gelegen.

Ein paar Minuten später stehe ich vor der Tür, wo Louna wohnt und betätige die Klingel, auf welcher Chevalier steht.

„Wer ist da?", höre ich sofort ihre zarte Stimme und atme tief aus. Ihre Stimme klingt einfach so schön und das nervt mich. Wieso ist diese blonde Schönheit auch so perfekt, obwohl sie es gar nicht versucht?

„Nazar", antworte ich ihr und warte darauf, dass sie mir von oben die Tür öffnet. Das geschieht auch wenige Sekunden danach, sodass ich in das Gebäude kann und mich auf dem Weg zu dem Aufzug machen kann.

Im Aufzug drücke ich auf die Vier und lasse mich mit der Kiste nach oben fahren. Ich erinnere mich an einen dieser Tage, als wir zu viert - Ilyas, Rüya, Louna und ich - in diesem Aufzug waren und dachten, wir seien steckengeblieben, dabei hat dieser einfach nur bei einer Etage gehalten. Doch diese zehn Sekunden Panik haben uns schon zu gesetzt.

Oben angekommen, hält der Fahrstuhl und lässt die Türen offen, sodass ich sofort in das makellose Gesicht der Französin blicke. Lou springt auf und rennt sofort kreischend auf mich zu, sobald ich einen Schritt gemacht habe.

„Du bist da", brüllt sie laut und fällt mir direkt in meine Arme. Wir fallen beide fast hin, wenn ich mein Gleichgewicht nicht gefunden hätte. Lachend erwidere ich ihre Umarmung, doch es fühlt sich anders an. Es fühlt sich nicht mehr wie damals an. „Ich hab dich so vermisst, Naz."

Naz. So nannte sie mich immer und so nennt sie mich anscheint immer noch.

Leise kichere ich und drücke sie etwas von mir. „Lou", sage ich grinsend und mustere sie dabei. „Wieso wirst du nie hässlich?"

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now