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Nazar.

Eine Woche noch. Eine Woche bis zu meinem Geburtstag. Es ist nichts großartiges geplant, außer einem Familienessen mit meinen Eltern, meinen zwei Brüdern, meiner Schwägerin und meinem Neffen.

Doch danach würde ich mit Hussein raus gehen. Und ich hoffe, dass es gut abläuft.

Ich würde 24 werden und zum ersten Mal nach 24 Jahren mit einem Freund an meiner Seite meinen Geburtstag feiern. Sowas habe ich noch nie getan und dementsprechend bin ich auch nervös, was das angeht.

Außerdem kreisen seit ein paar Tagen bizarre Gedanken und Szenarien durch meinen Kopf und ich weiß nicht, in welche Kategorie ich sie zu ordnen soll. Ob ich sie überhaupt zu etwas zu ordnen kann.

Heute würde ich mich mit Rüya bei ihr treffen und über nächste Woche Donnerstag sprechen. Über diese Gedanken, die in meinem Kopf schwirren und mich nicht mehr in Ruhe lassen wollen.

Ich bin - um ehrlich zu sein - hin und her gerissen zwischen machen und nicht machen. Doch ein Gespräch mit meiner Freundin würde mir weiterhelfen.

Keine fünf Minuten später komme ich an ihrem Wohnblock an und springe dann auch schon die Treppen hinauf, öffne die Tür und laufe schnurstracks in das Schlafzimmer meiner Freundin.

Langsam sollten wir zusammen ziehen, so wie wir es uns immer erträumt haben.

„Selam Aleykum", begrüße ich die Blondine, welche auf ihrem Bett liegt und ihren Laptop auf den Schoß hat.

„Aleykum selam, Schwester", sagt sie, ohne den Blick abzuwenden und klopft neben sich. „Setz dich. Wenn du trinken oder essen willst, du kennst den Weg zur Küche. Du bist hier seit 24 Jahren zuhause."

„Das erklärt ja auch mein Schlüssel", lache ich und lasse mich neben ihr nieder. Sofort schaue ich auf den Bildschirm und entdecke eine Seite, wo es sich um eine Fortbildung handelt. „Oha, wie cool."

„Ja oder?", erwidert sie und liest sich weiterhin alles durch. „Ich möchte das gerne machen, aber keine Ahnung, ob mir der Kindergarten das erlauben wird."

„Müssen sie. Du hast das Recht dazu.", antworte ich ihr und lasse mich nach hinten fallen. „Es ist Zeit an die Decke zu starren, hayatim."

Überrascht wendet sie ihren Blick von Laptop ab und schaut zu mir runter. „Oh nein, das heißt nichts gutes", nuschelt sie, doch klappt den Laptop zu, schiebt es beiseite und legt sich neben mich.

Kopf an Kopf schauen wir an die Decke und schweigen für eine Minute.

„Du weißt aber schon, dass du mir dein Problem erzählen musst, damit ich dir weiter helfen kann?", höre ich sie amüsiert sagen und verkneife mir ein Lachen.

„Ich weiß", lache ich dann doch und schaue zu ihr. „Lass mich aber noch überlegen, wie ich es dir am Besten sagen kann, ohne dass es sich dumm anhört."

„Es wird sich sicher nicht dumm an-"

„Ich will mein erstes Mal haben", spreche ich dann einfach dazwischen ohne großartig weiter nachzudenken und warte auf ihre Antwort ab.

Dabei schaue ich wieder zur Decke und seufze leicht auf. Ja, ich weiß nicht woher dieser Gedankengang kommt, aber ich möchte es.

Ich möchte das Hussein alle ersten Male von mir ist. Mein erster Kuss, mein erster Freund und auch mein erstes Mal.

Natürlich wollte ich immer, dass es etwas besonderes bleibt. Dass ich bis zu meiner Hochzeit warte, aber ich fühle mich jetzt schon bereit dazu, also wieso sollte ich unnötig warten?

„Bist du dir sicher?", fragt sie mich zögernd. „Ich meine, ist es einmal gerissen, kannst du es schlecht wieder nähen."

Augenrollend quittiere ich ihre Aussage, doch ich bin mir sicher, was das angeht. Jetzt bin ich mir eindeutig sicher.

„Tut es weh?", will ich wissen und schließe dann die Augen.

„Für einen Moment schmerzt es sehr, vor allem wenn es reißt", antwortet sie mir. „Aber sobald der Schmerz vergeht, fühlt es sich nur noch gut an."

Ich grinse etwas auf und denke daran, wie es in den nächsten Tagen sein wird. Ob ich mir immer noch so sicher sein werde, was meine Entscheidung betrifft. Aber ich möchte das. Und da nehme ich diesen kurzen Schmerz in Kauf.

„Fickst du deshalb so oft rum?", frage ich sie grinsend und spüre im nächsten Augenblick, wie sie mir mit der Hand gegen mein Gesicht schlägt. „Was denn?"

Meine Augen öffne ich wieder und schaue zu meiner besten Freundin, welche mich ebenfalls grinsend anblickt.

„Keine Sorge, du wirst auf den Genuss des Geschlechtverkehrs noch kommen", erwidert sie frech. „Also Vladislav ist schon eine Granate. Aber wie wird dann wohl Hussein sein? Eine Bombe? Atombombe? Scheisse, du musst mir erzählen, wie groß er ist."

„Scheisse nein", rufe ich zurück und schaue sie beschämt an.

„Ich sage dir auch Vladi's Länge", schlägt sie vor, weshalb ich sie mit großen Augen ansehe. „Okay, dann halt nicht."

„Ich glaube, er ist mächtig groß", nuschle ich dann und schaue wieder zu ihr. Rüya sieht mich verwirrt an.

„Was? Hast du ihn etwa einen geblasen?", fragt sie mich. „Oh mein Gott. Nazar, das ist voll der Abturn."

„Spinnst du?", lache ich und schüttle mit dem Kopf. „Wir waren bei ihm und haben nur rumgemacht. Und irgendwie, ja, ehm, ist da was gewachsen."

„Vom rummachen?", hebt sie fragend eine Braue in die Höhe. „Alter, du musst den ja ziemlich geil machen."

Schulterzuckend starre ich wieder an die Decke.

„Hast du schöne Unterwäsche?", will sie dann wissen. „Also du kannst natürlich auch einfache Unterwäsche tragen und dir die schönen für andere Tage aufheben."

„Klar", murre ich betrübt. „Was sage ich dann meiner Mutter, wenn sie die Spitzenunterwäsche sieht?"

„Dann lass sie bei mir und wir waschen sie dir", schlägt sie vor. „Wobei, ist ziemlich ekelerregend. Wasch sie bei Eniste."

Nickend befeuchte ich meine Lippen.

„Also ist es bald so weit, hm?"

„Ja", hauche ich und lächle.

Dieses Mal bin ich mir sicher und werde nicht zurück schrecken. Dieses Mal werde ich nicht so prüde sein und es mit ihm versuchen.

Dieses Mal werde ich definitiv mit ihm schlafen.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now