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Nazar.

Rüya blieb noch ein paar Stunden bei mir, bis sie wieder nach Hause gefahren ist und mich mit den Gedanken alleine gelassen hat. Aber irgendwie hat sie ja recht. Es wird der passende Zeitpunkt kommen. Vielleicht war es sein Moment, es mir zu sagen, aber nicht meiner.

Heute ist Mittwoch und gestern hat Louna Rüya und mich gefragt, ob wir Zeit haben uns mit ihr zu treffen. Rüya hat in dem Moment nichts geantwortet und mir lieber auf Whats App geschrieben, dass sie eigentlich keine Lust hat, sich mit ihr zu treffen. Eben, weil sie nicht mit Louna klar kommt. Aber ich konnte ihr einfach nicht absagen. Ich bin kein Nein-Sager und genau das muss ich irgendwie noch lernen. Ich muss mal öfter Nein sagen, wenn mir etwas nicht passt.

Deshalb stehe ich nun mit Louna vor dem Café und warte auf meine beste Freundin, welche sich mal wieder verspätet hat. Nichts neues in letzter Zeit. Immer kommt sie zu spät.

„Wo bleibt sie denn?", seufzt Lou auf und schaut sich um. Die Franzosin hat einen dicken, weißen Pullover von Nike und eine Skinny Jeans an. Dazu trägt sie schwarze Vans. „Immer noch das Selbe mit ihr. Immer kommt sie-"

„Kes Louna", vernehme ich Rüya's Stimme und muss mir ein Schmunzeln verkneifen.

Wie immer treffen wir uns in unserem Stammcafé in Lichterfelde, denn es gibt unserer Meinung nach kein besseres Café in dieser Gegend und dieses Café ist schon seit einigen Jahren unser Café. Ersetzen würden wir es eher weniger.

Zu dritt betreten wir das Innere und schauen uns nach einem Tisch um. Rüya findet sofort einen Platz in der Mitte und zieht mich hinter sich her. Kurz blicke ich zu Louna, welche uns zum Tisch folgt. In diesem Moment tut sie mir schon etwas Leid. Sie versucht, dass wir sie wieder aufnehmen. Aber Rüya mag sie nicht. Und das hat auch einen wirklich guten Grund und Louna hat es sich damals ziemlich mit der blonden Türkin verspielt. 

Zusammen setzen wir uns an den Tisch und Rüya steckt ihren Kopf direkt in die Karte des Café's, nur um nicht reden zu müssen. Dabei kennt sie die Karte schon auswendig und kennt auch alle Angebote, die an den verschiedensten Tagen gemacht werden. Eigentlich sollte sie hier arbeiten, denn sie würde es vielleicht besser hinbekommen, als die damalige Kellnerin, die hier war, als Rüya und ich uns nach meinem Urlaub mit Capi und Samra hier getroffen haben.

Wir bestellen uns unsere Getränke und Rüya noch ein Stück vom Schokoladenkuchen, den sie hier ziemlich lecker findet. Ich fange mit Louna ein Gespräch an und muss sagen, dass sie wieder aufgetaut ist. Denn als Rüya kam, war sie ziemlich eingeschüchtert von ihr. Aber das ist verständlich.

Rüya dagegen blieb einige Zeit lang ruhig, bis wir ein Thema angesprochen haben, welches uns alle in die Unterhaltung zog und wir nicht mehr aufhören konnten zu sprechen.

„Oder wisst ihr noch, als wir mit Ilyas in dem Aufzug waren", fängt Louna lachend an und wird dabei von einer essenden Rüya unterbrochen.

„Und dieser dann eine Etage unter deiner stehen geblieben ist und wir gedacht haben, dass wir steckengeblieben sind und alle wie panisch gewordene Tiere gegen die Türen geklopft haben. Und dann dein Nachbar vor uns stand, als die Türen geöffnet wurden?", spricht sie weiter und grinst auf, ehe sie ins schallende Gelächter fällt. „Oh man, unsere Blicke und sein Blick waren einfach legendär."

„Oder unsere Klassenfahrt nach Hamburg", fange ich an und versinke mit meinen Freunden in unsere Erinnerungen.

„Oh mein Gott", lacht Rüya auf und schüttelt den Kopf. „Das war die schlimmste und geilste Klassenfahrt, die wir jemals hatten."

Damals in Hamburg waren wir alle noch minderjährig und ziemlich rebellisch. Wir drei waren zusammen auf einem Zimmer und kein anderes Mädchen konnte unsere Freundschaft zerstören. Wir waren so verrückt drauf, dass sogar die Jungs dachten, dass wir besessen sind.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now