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Nazar.

Ich werde aus meinem traumlosen, wirklich entspannten Schlaf gerissen. Wie? Jemand terrorisiert mich mit Anrufen und Nachrichten, weshalb ich mürrisch nach meinem Smartphone greife und dem Anruf genervt und müde zugleich annehme.

„Was?", zische ich in den Hörer und höre von der anderen Leitung gedämpfte Musik, sowie ein lautes Atmen. „Hallo? Sprich doch!"

„Nazar", lallt die Person in den Hörer und lässt mich genervt seufzen. Hussein hat sich den ganzen Tag über nicht bei mir gemeldet und jetzt ruft er mich, betrunken, um diese Uhrzeit an?

„Tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe", nuschelt er und verschluckt dabei - bei den meisten Worten - die letzten Buchstaben, sodass es sich wirklich lustig anhört, wie er spricht. „Ich war bei Capi im Studio und danach hab ich die Zeit vergessen."

„Wo bist du jetzt?", frage ich ihn genervt und lege mich seitlich im Bett hin. Dabei kuschle ich mich in meine Decke und bin froh, dass ich nicht wie er, draußen bin.

„Vor dem Cheshire Cat", sagt er und stöhnt genervt auf. „Alter Dekka, pass mal auf. Ich telefoniere."

„Was? Mit deiner Mutter?", lacht eine fremde Stimme, welche ich nur leise vernehme.

„Mit meiner Freundin, du Bastard", zischt Hussein wütend auf und gerät möglicherweise fast in eine hitzige Diskussion. „Mach dich ab, yallah."

„Hussein", spreche ich leise und schließe meine Augen, nur um mir vorstellen zu können, wie er aussieht. Wahrscheinlich sieht er sogar noch besser aus, als ich ihn mir gerade ausmale.

„Ja, Nazar. Was ist?", gibt er sanft zurück, aber lallt noch immer dabei, was mich schmunzeln lässt.

„Mach kein Scheiß", sage ich und lächle vor mich hin.

Mit meiner Freundin, du Bastard", höre ich seine Stimme in meinem Kopf und schüttle diesen wieder. Er hat getrunken und weiß nicht, was er da gerade von sich gibt.

Er antwortet nichts auf meine Worte und atmet nur tief ein und aus. Augenrollend gähne ich leicht auf. „Wieso rufst du mich, um halb vier morgens an?", frage ich ihn dann, nachdem ich einen Blick auf meine Uhr werfe.

„Meine ganzen Kollegen sind noch feiern oder pennen schon", erwidert er betrunken und seufzt in den Hörer. „Und ich hab kein Bargeld mehr in der Tasche, sodass ich mir ein Taxi rufen kann."

Taxi. Das erinnert mich an die Zeit, in denen ich meine Brüder immer von ihren nächtlichen Spaziergängen abholen musste.

„Aber mir reicht es schon aus, wenn du am Telefon bleibst, bis ich nüchtern genug bin, um nach Hause zu finden", fügt er dann hinzu.

„Hussein, Schöneberg ist eine ganze Weile entfernt von Lichterfelde. Du wirst nicht unter einer halben Stunde zuhause ankommen", gebe ich zurück und schüttle mit dem Kopf.

Er seufzt laut auf. „Ich kann dich nicht fragen, ob du mich nach Hause fahren kannst."

„Also eigentlich-"

„Ey, du bist doch Samra, oder?", spricht mir jemand dazwischen, was mich genervt stöhnen lässt.

Aber auch Hussein wirkt genervt. „Nein, heute nicht", entgegnet er heftig und schnaubt dabei auf. „Lauf weiter, yallah. Und guck nicht so wie ein Auto. Noch nie jemanden telefonieren sehen?"

„Du bist unmöglich", lache ich leise vor mich hin und denke nach. Wann kam es soweit, dass Samra und ich uns nichts mehr an den Kopf werfen? Nach unseren Gesprächen im Auto? Wobei das erste Gespräch in seinem nicht wirklich seidig lief, aber dafür das in meinem.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG حيث تعيش القصص. اكتشف الآن