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Nazar.

Da Rüya und ich keine Hobbies nachgehen und lieber unsere Zeit mit schlafen, essen und noch mehr schlafen verbringen, beschließe ich, etwas zu ändern. Und ich weiß jetzt schon, sie wird mich dafür hassen.

Zusammen fahren wir zum Fitness Studio. Sie weiß von ihrem Glück noch nicht Bescheid, doch als sie das FitX Zeichen sieht, nachdem sie ausgestiegen ist, will sie wieder in das Auto steigen.

„Nein", rufe ich und schließe sofort meinen Wagen ab. „Wir gehen da jetzt rein!"

„Fick dich, Elkoca!", zischt sie und zeigt mir ihren Mittelfinger. „Wenn du denkst, dass ich auch nur einen Zeh da rein setze, irrst du dich gewaltig!"

„Alter, fick dich selber, du hoe!", fahre ich sie an und werfe meine Hände in die Höhe. „Wir werden noch fett und rollen davon, wenn wir so weiter machen."

Sie tritt gegen meinen Wagen, aber entschuldigt sich sofort bei mir. „Ich geh da nicht rein, Ende. Ich hab nicht mal Sportklamotten dabei."

Ich hebe meine Sporttasche an und grinse provozierend auf. „I got you."

„Du Nutte", nuschelt sie und kreuzt ihre Arme vor ihrer Brust. „Außerdem, seit wann juckt dich ein toller Körper? Wir hatten nie Probleme damit?"

Ich laufe um den Wagen und nehme sie an die Hand, damit sie mir folgt, doch sie bleibt stehen. „Rüya, gel oder ich boxe dich."

Die Blondine äfft mir nach, aber bleibt trotzdem standhaft. „Nein."

„Komm jetzt", ziehe ich weiter an ihrer Hand und schaffe es, dass sie einige Schritte läuft.

„Ich will da nicht rein", jammert sie, als wir durch den Eingang laufen und am Info Tresen stehen bleiben. Ich habe extra für sie und mich ein Probetraining arrangiert, mit einem Trainer, weshalb wir warten müssen. „Immer noch nicht. Worauf warten wir überhaupt? Auf ein Wunder, der das Studio hier wegbläst?"

„Bitte?", höre ich eine männliche Stimme und sehe auf. Vor uns steht ein ziemlich breit gebauter Mann, mit schwarzen Haaren und braungrünen Augen. Auf seinem schwarzen T-Shirt steht Trainer, weshalb ich annehme, dass er hier arbeitet.

„Nicht hinhören", grinse ich den gut aussehenden Mann an und winke ab.

„Was für-"

Ich halte meine Hand vor ihrem Mund und grinse immer noch. Nur dieses Mal verlegener. „Ich hab einen Termin mit meiner besten Freundin, für ein Probetraining. Nazar Elkoca."

Verwirrt nickt er und schaut zwischen uns beiden hin und her, weshalb ich meine Hand wieder weg nehme und Rüya böse anfunkle.

„Dekka, er sieht ungemein gut aus", flüstert sie mir grinsend zu. „Hoffe er ist der Trainer."

„Ach, jetzt auf ein-"

„Hier sind die Karten, damit kommt hier rein und raus, außerdem könnt ihr damit die Spinde ab und auf schließen. Aber ich brauche noch eure Ausweise, als Pfad", sagt der Angestellte dann und unterbricht mich dabei, als ich Rüya anschnauzen will. „Wir treffen uns dann gleich in der Lounge."

Wir geben ihm unsere Ausweise und nehmen die Karten, welche uns endlich in das Innere führen und dann zu den Umkleiden gehen. Während wir dorthin laufen, nervt mich Rüya mit ihren Kommentaren bezüglich des Fitness Studios.

„Sind wir hier wegen Hussein?", fragt sie dann aus dem Kontex und sieht mich an, als ich ihr gerade die Jogginghose reiche. „Hat er wieder etwas über dein Aussehen gesagt? Wie war's eigentlich am Dienstag?"

Wir haben jetzt Samstag Nachmittag und bis gestern haben Hussein und ich immer wieder mal geschrieben, wenn wir Zeit hatten. Doch gestern hat er auf meine letzte Nachricht nicht mehr geantwortet.

„Nein, eigentlich nicht", antworte ich ihr und ziehe mir meinen Pullover aus. „Und am Dienstag lief es eigentlich gut."

Ich denke zurück an den Abend mit ihm zusammen und fange direkt an zu grinsen. Wir blieben dort am See bis kurz vor Mitternacht, anschließend fuhr er mich zurück zur Arbeitsstelle, wo ich in meinen Wagen stieg und nach Hause fuhr. Und wieder einmal folgte er mir bis dorthin. Doch dieses mal wartete er, bis ich ihm geschrieben habe, dass ich in der Wohnung bin.

„Habt ihr euch wieder geküsst?", fragt sie mich grinsend und zieht sich dabei um. „Wow alter, ich hätte echt erwartet, dass es zwischen euch passiert. Aber nicht so schnell." Wir beide lachen auf und ich schüttle nur mit meinem Kopf. „Jetzt mal Spaß bei Seite, wie gut küsst er?"

Ich erwidere nichts auf ihre Frage, denn das würde ich gerne für mich behalten. Samra küsst gut, aber wer weiß schon, ob nicht noch andere Typen gut küssen. Dafür habe ich nicht genug Erfahrungen gesammelt.

„Sag's doch, Nazar alter", zischt sie und wirft mir ihren Pullover entgegen. „Du hast mich schon hier her geschleppt, also kannst du mal ein paar Details raushau-"

„Er nennt mich Rose", unterbreche ich sie und schaue sie lächelnd an. „Also eigentlich Warde. Und ja, Rüya. Er küsst gut und er meinte, ich tue es auch."

„Hä, als ob er so ehrlich war?", gibt sie verwirrt zurück. „Egal, wann warst du zuhause? Haben deine Eltern was gesagt?"

Ja meine Eltern. Das war das große Problem gestern. „Ich habe mega Ansschiss bekommen, weil ich nicht Bescheid gegeben habe. Aber dann haben sie anscheinend dich angerufen und gefragt, ob ich bei dir bin", erzähle ich ihr und sehe sie dann an, während ich mir einen Zopf binde.

Rüya lacht leise auf und nickt. „Ja, ich war dein Alibi, während du bei mir auf Klo kacken warst."

„Du Ekelhafte", stimme ich in ihr Lachen mit ein und schüttle mit dem Kopf. Aber das ist eine gute Ausrede, um nicht ans Telefon gehen zu können.

Zusammen machen wir uns dann nach unten in die Lounge und warten auf unseren Trainer, welcher auch schon nach fünf Minuten zu uns kommt. Wir sagen ihm zwar, dass wir nur gucken wollen, ob es wirklich etwas für uns ist, dennoch erstellt er einen Trainingsplan für uns zusammen.

Rüya verzieht dabei ihr Gesicht und richtet ihren Blick auf die Automaten vor uns. Ihre Augen werden groß.

Wenn dieses Mädchen Essen sieht, wird sie direkt zu einer anderen Person. Ich glaube es nicht.

„Okay, habt ihr irgendwelche Krankheiten, von denen ich Bescheid wissen muss? Operationen oder so?", fragt der Trainer - Cem - und sieht abwechselnd zu Rüya und mir.

Mittlerweile sieht Rüya mich wieder an und lässt ihren Blick sogar auf meinen Ausschnitt fallen, wo sich eine dünne, weiße Narbe ziert.

Ich räuspere mich und bejahe die Frage von ihm.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now