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Nazar.

Feierabend. Und das an einem kalten Januartag.

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2019. Tage und Wochen vergingen, nach dem Gespräch mit meiner Tante. Und auch wenn sie mir Mut gemacht hat, traue ich mich bis heute nicht, einen der Jungs zu schreiben. Selbst Rüya weiß immer noch nichts von meinem Dilemma.

Ich fahre gerade nach Hause, als ich eine schwarz gekleidete Gestalt, in einer Winterjacke und einer Mütze auf dem Bürgersteig entlang laufen sehe. Da er in die entgegengesetzte Richtung von mir läuft, erkenne ich auch sein Gesicht. Es ist Samra.

Sofort halte ich an und fahre mein Fenster auf der Beifahrerseite herunter. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber mein Inneres will es anscheinend so.

„Ey", rufe ich grinsend und lasse den jungen Mann zusammen zucken. Verwirrt blickt er in mein Auto und kommt mit langsamen Schritten auf mich zu, als er mich erkennt. „Steig ein, ich fahre dich."

Samra erwidert nichts auf meine Worte und starrt mich einfach nur an. Seine Hände hat er in seinen Jackentaschen versteckt.

„Steig ein, oder ich bring dich dazu", versuche ich es weiter und ignoriere das Hupen hinter mir. Erwartungsvoll sehe ich ihn an und merke, dass er mit sich selbst ringt, bis er seufzt und dann in den Wagen steigt. „Na endlich."

Sobald er die Tür zuschließt, fahre ich auch sofort los in die Richtung von Lichterfelde. Woher ich weiß, das er da wohnhaft ist? Ilyas hat mir damals die Ohren voll geheult, das ein Rapper in seinem Block wohnt.

„Weißt du wo lang?", fragt er mich dann, was mich kurz zu ihm sehen lässt. Ich nicke nur leicht auf seine Frage und fädele mich in den sprudelnden Verkehr ein.

„Ich weiß von meinem", ich halte inne als ich Ilyas erwähnen will, doch ist er überhaupt noch mein bester Freund? Kurz schüttle ich mit dem Kopf und spreche schließlich weiter. „Von einem Bekannten, dass du aus Lichterfelde kommst, aber nicht welche Adresse."

Er nickt nur kurz und lehnt sich mit dem Kopf gegen das Fenster. Schon bei unserem letzten Treffen war er ruhig gewesen und sprach nicht viel. Ich würde es ebenfalls nicht tun, aber ich will ihn sprechen hören. Denn seine Stimme, sie klingt anders.

„Du kannst mir aber sagen, wo ungefähr", gebe ich dann von mir und blinke nach rechts, wo der Ort zu seiner Gegend nun ausgeschildert wird. „Ich kenne Lichterfelde, wie meine Hand."

„Wieso?", fragt er mich dann nun interessiert und ich spüre auch seinen Blick auf mir.

Ich zucke nur grinsend mit den Schultern und behalte vorerst den Grund für mich. Soll er doch ein wenig warten, bis ich es ihm sagen würde.

Seufzend lehnt er sich zurück und schaut aus dem Frontfenster. Immer weiter fahre ich die Straßen entlang, bis wir in Lichterfelde ankommen und ich wie gewohnt die Straßen entlang fahre.

Auch wenn ich seit mehr als fünf Jahren nicht mehr hier lebe, bleibt Lichterfelde immer in meinem Herzen.

„Du kennst dich ziemlich gut hier aus", merkt Samra an und schaut zu mir. Ich tue es ihm nach und ziehe meine Mundwinkel in die Höhe.

„Sag mir, wo du wohnst", gebe ich nur zurück und gehe nicht auf seine Bemerkung ein. Er nennt mir seine Adresse und lässt mich kurz Staunen. Er wohnt ein paar Straße von meiner alten Wohnung entfernt. Naja, mehrere Straßen. Vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten zu Fuß. Aber sonst habe ich ihn auch nie bemerkt.

Ich fahre dennoch in die Richtung unserer alten Wohnung, welche aber auch der selbe Weg zu seiner ist, weshalb es nicht all zu sehr auffallen würde. Als ich dann an der Straße ankomme, verlangsame ich mein Tempo und schaue zum Mehrfamilienhaus rechts von mir und lächle auf.

𝖥𝖫𝖮𝖶𝖤𝖱𝖲. | 𝙎𝘼𝙈𝙍𝘼. + BEARBEITUNG Where stories live. Discover now