So ungern ich auch zu dem Schauplatz zurückkehren wollte, dort schien mir doch die beste Chance zu liegen, ihn zu finden. Strammen Schrittes lief ich durch den Schnee und es dauerte nicht lange, da war ich bei den beiden angekommen. Unwillkürlich warf ich einen Blick auf Rito. Seine toten Augen starrten in den Himmel, seine Haut schimmerte bläulich. Ich musste einen Würgereflex unterdrücken und zwang mich, wegzusehen.

Aaros ist nicht hier. Wahrscheinlich ist er noch auf dem Weg, aber warum braucht er so lange?, ich betete, dass ihm nichts zugestoßen war, doch in diesem Moment konnte ich für ihn nichts tun. Meine Priorität war Elli und zu der musste ich wieder zurück. Um auf Nummer Sicher zu gehen, rief ich noch einige Male erfolglos nach meinem Kameraden, bevor ich den Rückweg zur Höhle einschlug.

Ich kraxelte den Hang empor und betrat wieder den windgeschützten Raum. Sofort merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Es war zu dunkel hier, das Feuer war niedergebrannt.

„Elli", sagte ich. „Ich bin wieder da."

Keine Antwort.

Nein!, Panik stieg in mir auf. Genauso war Rito auch gestorben, direkt nachdem er mich gebeten hatte, nach einem Kameraden zu sehen. Ich fiel neben ihr auf die Knie und legte eine Hand an ihre Wange. „Elli."

Sie zuckte zusammen. „Was?", sie brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu sortieren. „Bin ich eingeschlafen?"

„Ja. Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt", ich atmete erleichtert aus.

„Tut mir Leid", antwortete sie. „Ich bin nur so müde."

„Ich weiß. Ich bin auch müde. Wir müssen nur noch ein bisschen durchhalten, okay? Nicht mehr lange und wir können schlafen."

Sie nickte. Es ging ihr nicht gut, das wusste ich. Es war nicht nur die Kopfverletzung, sie zitterte am ganzen Leib und ihre Haut war heiß. Ich hatte es geschafft, sie wieder ein bisschen aufzuwärmen, aber die Unterkühlung hatte ich nicht verhindern können.

„Ich versuch mal, das Feuer wieder zum Laufen zu kriegen, ja?", obwohl ich das sagte, wusste ich genau, dass es unmöglich war. Die letzten Scheite glimmten noch leicht, aber der Rest was inzwischen Asche. Das wird nichts, dachte ich. Obwohl...

Das Feuer konnte ich vielleicht nicht wieder entfachen, aber das bedeutete nicht, dass ich die Wärme nicht konservieren konnte. Ich schaufelte schnell eine flache Kuhle aus, im Buddeln war ich ja inzwischen Weltmeister, und schob dann die Asche hinein. Das Ganze bedeckte ich dann wieder mit der Erde aus dem Loch. Testweise legte ich die Hand auf meine Konstruktion. Es war tatsächlich warm!

Behutsam hob ich Elli hoch und legte sie über der warmen Asche wieder ab.

„Das ist wirklich angenehm", stellte sie fest.

„Nur das Beste für die Prinzessin", sagte ich und hätte mich am liebsten geohrfeigt. Was ist denn los mit dir und deinen dämlichen Bemerkungen?

„Aber was ist mit dir?", ignorierte sie mich erneut. „Du hast mir schon deine Jacke gegeben."

„Das macht nichts. Ich komm schon klar", das war natürlich nicht die Wahrheit. Mir schlotterten selbst schon gehörig die Knie.

Das merkte auch Elli. „So ein Schwachsinn! Wirklich sehr aufopferungsvoll, aber du musst nicht den Helden spielen. Komm her, hier ist genug Platz für uns beide."

„Das kann ich nicht!", lehnte ich ab.

„Warum nicht? Weil ich eine Frau bin?"

„Naja..."

Carcan - Die WinterkriegeOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz