Grauenvolle Kriegsbestie

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Qen - Man hätte kaum Alchemiebataillon sagen können, so schnell brach die Hölle los. Ich fuhr herum, um zu sehen, was vorgefallen war, sah jedoch nur unsere Ausbilder und die anderen Rekruten, die ebenso verwirrt wie wir nach der Quelle suchten. Nach dem ersten Schuss ließen die nächsten nicht lange auf sich warten und bald knallte es durchweg.

„Was ist hier los?!", brüllte Klaus, der nun nicht mehr so stark wirkte.

„Ruhe dahinten!", lautete die Antwort von Miltenberger.

„Was meinst du, Urs?", fragte Hauser seinen Kameraden. „Könnten das die anderen Gruppen sein?"

Miltenberger schüttelte den Kopf. „So unkontrolliert bei der ersten Schießausbildung? Nein, das denke ich nicht. Irgendwas muss da vorgefallen sein."

Obwohl sie versucht waren, leise zu reden, bekamen wir dennoch eine ganze Menge mit. „Soll ich nachsehen?", schlug unser Gruppenführer vor.

Miltenberger dachte kurz nach. „Mach das. Aber sei vorsichtig."

Hauser grinste. „Jawohl."

Er packte sein Gewehr mit beiden Händen und sprintete los.

„Soldaten!", rief der verbleibende Unteroffizier. „Treten Sie hier in Ihren Gruppen an! Die Gruppendienste sorgen dafür, dass alles ruhig bleibt!"

Ich warf einen Seitenblick auf Elmar, der auf die Beine sprang und Gruppe 1 zusammentrommelte. Unsicher stellten wir uns auf, doch unser Blick schweifte immer wieder in die Richtung ab, aus der die Schüsse kamen.

„Da ist der Hauptplatz", meinte Pitt.

„Was ist hier nur los?", fragte sich auch Jupiter, der Sohn des Leutnants.

Einige qualvolle Minuten vergingen, in denen wir einfach nur abwarteten. Miltenberger tippte nervös mit der Stiefelspitze auf den Boden und skandierte erwartungsvoll die Straße zum Hauptplatz. „Justus, beeil dich...", murmelte er.

Gute zehn Minuten nachdem er losgelaufen war, tauchte der Unteroffizier völlig außer Atem wieder auf. Er zog den anderen Ausbilder beiseite und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin jegliche Farbe aus Miltenbergers Gesicht wich. „Das ist unmöglich..."

Elmar beobachtete die beiden mit ernstem Blick. „Das kann kein gutes Zeichen sein."

„Meint ihr, der Krieg ist ausgebrochen und Ris ist eingefallen?", mutmaßte Rito.

„Ich denke nicht", verneinte Aaros. „Wir sind zwar hoch im Norden, aber die Grenze ist noch immer etliche Kilometer von hier weg. Wenn sie eingefallen wären, hätten wir schon von woanders Meldung erhalten."

„Und wenn doch?", zweifelte Marvin. Inzwischen hatten wir alle unsere Zweifel. Eigentlich war uns klar, dass ein Kriegsbeginn unmöglich war, doch war die Angst vor diesem auch in der Zivilbevölkerung so weit verbreitet, dass wir von unseren Eltern und Großeltern diese Furcht übernommen hatten. Außer ein paar Scharmützeln an den Grenzen war uns ein Blutbad zum Glück bisher erspart geblieben, aber mit dem entscheidenden Funken, der das Feuer entfachte, war die Nordallianz sicher bereit, über uns herzufallen. War dieser Fall vielleicht grade eingetreten?

Ängstliches Gemurmel machte sich breit. Auch ich ließ mich von dieser negativen Stimmung anstecken und fragte mich, wie meine Mutter wohl reagieren würde, wenn man ihr erzählte, dass ihr Sohn eine Woche nach Eintritt in die Armee verstorben war.

„Verdammt, beruhigen Sie sich!", donnerte Hauser, dessen Gespräch mit Miltenberger beendet war. „Sie sind Soldaten und keine kleinen Kinder oder hysterische Frauen!"

Wir zuckten zusammen. Mann, dachte ich. Dass der so schreien kann... Bisher hatte ich Hauser nie so ganz ernst nehmen können, da er eine lockere Art hatte und ständig Witze machte, doch mit dem Ausdruck, den er jetzt aufgesetzt hatte, hätte ich ihm glatt mein Leben anvertraut.

Carcan - Die WinterkriegeWhere stories live. Discover now