Willkommen beim 11. Alchemiebataillon

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Elli - Ich musste ohnmächtig geworden sein.

Meine Erinnerungen an das Geschehen waren ein wenig verschwommen, doch ich wusste noch, dass wir zur Kaserne gerannt waren und ich einem anderen Jungen geholfen hatte. Und dann...? Ja, ich war umgekippt. Wo war ich jetzt? Es war angenehm warm, also lag ich nicht im Schnee. Ich öffnete die Augen und blickte an eine gut beleuchtete Zimmerdecke.

„Na, sehr schön, Dornröschen ist auch wieder wach", sagte jemand neben mir.

Ich drehte den Kopf und erkannte den Obergefreiten, der stramm neben dem Bett stand, auf dem ich lag.

„Ich hab das Bewusstsein verloren", sagte ich dümmlich.

„Das haben Sie gut erkannt. Können Sie stehen?"

Ich nickte und setzte mich auf. „Wie lange war ich weg?"

Erich blickte auf seine Uhr. „Dreizehn Minuten. Noch ein bisschen länger und wir hätten ohne Sie anfangen müssen."

„Womit anfangen?", fragte ich.

„Mit der Einweisung. Los, gehen wir zurück zu den anderen."

Ich folgte ihm aus der kleinen Kammer, eine Arrestzelle, wie ich an der schweren Tür und den dicken Schlössern erkannte. Gibt wohl immer welche, die sich daneben benehmen.

Wir bogen in einen Gang ein, der zu einem großen Raum führte, in dem sich die restlichen Rekruten versammelt hatten und nervös auf der Stelle traten. Aaros kam sofort auf mich zu gestürmt. Er sah glücklich aus, mich zu sehen. „Elmar! Geht's dir gut?"

„Alles in Ordnung", beruhigte ich ihn.

„Spart euch das Weibergewäsch für später", sagte eine Stimme, die nicht zum Obergefreiten gehörte. Direkt hinter uns hatte ein weiterer Mann den Raum betreten, ein Bär von einem Mann. Mit seinem markanten Kinn, seinem breiten Kiefer, seinen kurz geschorenen Seiten, dem etwas üppigeren Deckhaar und der schlecht verheilten Narbe auf seiner Wange, sah er aus wie der stereotype Soldat. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, musterte er uns alle mit einem strengen Blick. „Das ist also die Ausbeute für dieses Quartal...", murmelte er kopfschüttelnd.

Wir wagten es nicht, irgendwas zu sagen.

„Ihr habt mich alle enttäuscht. Was mein Untergebener mir gerade über eure Leistung erzählt hat... Ihr seid eine Schande für unser einst glorreiches Carcanisches Heer", er machte eine Pause und umkreiste uns langsam, wie ein Wolf seine Beute. Dann packte er einen der Rekruten plötzlich am Kragen und wir wichen alle einen Schritt zurück.

„Schütze!", brüllte er den Jungen an. „Was glaubst du, ist das Wichtigste für unsere Armee?!"

„Ich... ich....", stammelte der Junge, ein kleiner Kerl mit einer riesigen Nase, der aussah, als würde er sich gleich in die Hosen machen.

„Kannst du nicht reden, Schütze?!", donnerte der Bär. „Schicken sie uns jetzt schon Stumme?!"

Sein Opfer brachte nur noch ein Wimmern zustande und so ließ er mit einem verächtlichen „Tse" von ihm ab. Dann wandte er sich dem nächsten zu, einem Jungen mit orientalischem Aussehen, wildem Haar und einem gut trainierten Körper. Ich erinnerte mich, ihn im Zug gesehen zu haben.

„Was ist mit dir, Schlitzauge? Kannst du sprechen?", bäumte er sich vor ihm auf.

„Ja, das kann ich", antwortete dieser mit einem trotzigen Blick.

„Hah!", prustete der Bär los. „Du hast Mumm! Nun denn, beantworte mir meine Frage. Was ist das Wichtigste für unsere Armee?"

Der Muskelberg dachte kurz drüber nach. „Gehorsam", antwortete er dann.

Carcan - Die WinterkriegeWhere stories live. Discover now