𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝚅𝚒𝚎𝚛𝚞𝚗𝚍𝚏𝚞̈𝚗𝚏𝚣𝚒𝚐

248 20 59
                                    

Der Unfall:

In Julians Schrebergarten war es trotz Heizstrahler eiskalt. Ob wir draußen oder drinnen waren machte auch keinen Unterschied mehr. Darauf konnte ich mich aber auch eigentlich nicht konzentrieren. Ich war viel mehr damit beschäftigt mich vor Julian zu rechtfertigen, für etwas, das Blake mir angetan hatte.

»Ich war an dem Abend nicht in der Lage, etwas zu unternehmen, das weißt du!«

Julian raufte sich wild die Haare. Er hatte mir versprochen, für mich da zu sein, obwohl ich von ihm erwartet hätte, dass er mich aus seiner Welt stieß. Von da an war mir erst bewusst, wie sehr er mich eigentlich liebte. Trotzdem war er aufgebracht. Wir wussten einfach beide nicht mehr weiter.

»Ich versuche doch bloß eine Lösung zu finden.« Verzweifelt stiegen wieder Tränen in mir auf. Mich wunderte, dass ich überhaupt noch Wasser in mir hatte nach den letzten Wochen.

»Denkst du, das weiß ich nicht? Denkst du, ich grüble nicht den ganzen Tag darüber, wie wir diese Scheiße ausbaden können? Aber verdammt, Emilia! Da gibt es keinen Ausweg! Und das ist nur wegen deiner Unschlüssigkeit, weil du dich NIE entscheiden kannst!«, brüllte er mich an.

Eigentlich sollte ich seine Wut verstehen. Eigentlich war sie sogar gerechtfertigt. Julian war bisher mit mir immer geduldig gewesen und hat mir meine schlimmsten Fehler verziehen.

Trotzdem brach mein Herz in Zwei, so wie er mit mir sprach. Und das Schlimmste: Er hatte auch noch recht.

»Du führst schon viel zu lange diese Dreiecksbeziehung. Du willst vielleicht dadurch niemanden verletzen, aber du weißt gar nicht, wie es mir dabei geht. Deine Eltern hassen mich, weil Blake mir die Schuld in die Schuhe schiebt. Es ist vorbei und das hast du dir selbst zuzuschreiben!«

Nachdem sich Julian von mir abgewandt hatte, rannte ich mit den letzten Tränen in den Augen, die mein Körper noch produzierte, zurück zum Auto.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Julian vermutlich auch. Wir konnten es nie ab, uns im Streit zu verlassen. Doch wenn es jetzt wirklich das Aus bedeutete...

Es wunderte mich, dass er mich nach fünf Minuten trotzdem schon versuchte zu erreichen. Doch ich ignorierte das Vibrieren meines Handys und warf es mit voller Wucht auf den Beifahrersitz.

An einer Kreuzung musste ich halten, um auf die Schnellstraße zu gelangen. Ich fuhr auf die richtige Spur, da war ich mir sicher. Es war meine eigene Schuld, dass ich zu sehr darauf achtete, den richtigen Schildern zu folgen. Unter meinen Tränen erkannte ich kaum noch etwas. Auch nicht, dass ich die Spur nicht mehr hielt und völlig aus dem Gleichgewicht kam. Mein Fuß war viel zu lange auf dem Gaspedal gewesen, dass Bremsen auch nichts mehr half. Ich kam von der Straße ab. Das Auto überschlug sich.

Ich versuchte, durchzuhalten, doch als ich nur noch schwarz und rot sah, gab ich mich der Dunkelheit hin.

Gegenwart:

Ich habe eines dieser merkwürdigen Déjà-Vus, bei denen man sich todsicher ist, den Moment schon einmal erlebt zu haben. Es fühlt sich so an, als wisse ich genau, was im nächsten Moment passiert.

Das piepende Geräusch neben mir kommt mir bekannt vor. Der Geruch nach Desinfektionsmittel. Die schwere Decke, die auf mir ruht und das grelle Licht um mich herum.

Ich brauche meine Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, dass ich im Krankenhaus bin.
Erneut.
Mein Karma schlägt aber auch hart zu.

Mir wird auch immer klarer, dass es absolut kein Déjà-Vu ist. Genauso bin ich auch aus dem Koma erwacht.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Where stories live. Discover now