𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝙴𝚒𝚗𝚞𝚗𝚍𝚟𝚒𝚎𝚛𝚣𝚒𝚐

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Vier Jahre vor dem Unfall:

Jo war seit neustem mit einem Typen zusammen, den niemand außer sie so richtig leiden konnte. Ich hätte mich nie eingemischt, doch es war ihre erste richtige Beziehung und sie schien die meiste Zeit davon unglücklich zu sein.

Es dauerte nicht lang, da gingen die beiden auch schon wieder getrennte Wege und Jo war am Boden zerstört.

Als ich abends ihre Tränen zu trocknen versuchte, schwor ich mir eins: Ich werde mich von Beziehungen, von Typen, bei denen ich mich nicht zu 100% aufgehoben fühle, fernhalten.

Gegenwart:

Der Freitag beginnt damit, dass Blake vor meiner Haustür steht und ernsthaft von mir erwartet, ich ließe mich von ihm mitnehmen. Zwar weiß ich nicht, was ihm über die Leber gelaufen ist, aber ich finde es ziemlich beängstigend.

Immerhin kenne ich ihn mittlerweile so gut, dass ich seine Spielchen erkenne. Dieses Mal falle ich nicht darauf hinein.

Als ich am Abend bei Julian zu Hause ankomme, durchzuckt mich ein kurzes Glücksgefühl. Schon seit gestern freue ich mich auf ein wenig Entspannung. Die letzten Prüfungen sind gelaufen und ich kann mich endlich auf wichtigere Dinge fokussieren.

Die Klingel ertönt im ganzen Haus, doch mir öffnet niemand die Tür. Unschlüssig, ob ich noch einmal klingeln soll oder nicht, senke ich den Blick. Erst dann bemerke ich den kleinen Zettel, auf dem ich stehe.

Ich knie mich hin und hebe ihn vom Boden auf. Darauf steht, dass ich um das Haus herum gehen soll und durch die Terrassentür eintreten könne.

Ich finde die Tür in den Garten schnell und tappe bedächtig um das Haus herum. In einiger Höhe befindet sich der Eingang in das Wohnzimmer und ich wage es, einzutreten.

Plötzlich höre ich hinter mir ein leises Poltern aus einer kleinen Gartenhütte, bis Julian erscheint. Mit einem spitzbübischen Grinsen geht er auf mich zu, wie ich mitten im Türrahmen stehe.

»Du bist zu früh!«, meint er keck, schenkt mir jedoch einen kurzen Kuss, der alles in mir zum Strahlen bringt. »Ach echt?«, frage ich in mich selbst hinein und folge Julian in das helle Wohnzimmer. Dadurch, dass fast das ganze Untergeschoss mit Fenstern ausgestattet ist, scheinen die Lichter wahrscheinlich noch bis tief in die Nacht durch jegliches Glas.

Wie ein Hund dackle ich Julian bis in die Küche hinterher. Nach dem Händewaschen dreht er sich zu mir um, nimmt mein Gesicht in seine Hände und berührt meine Lippen mit seinen.

Ich lasse meine Umhängetasche auf den Boden sinken und überlasse meinen Gefühlen die Kontrolle. Überglücklich sehe ich Julian in die Augen und kann es nicht fassen, dass er mich den ganzen Stress der letzten Woche vergessen lässt.

Julian umschließt meine Hände und ich schaukle leicht mit unseren verschlossenen Händen hin und her. »Was hast du für heute vor?«, frage ich neugierig. Julian deutet zum Kühlschrank und ich reiße die Augen auf.

»Hast du wieder gekocht?« Ich erinnere mich noch ganz genau an den himmlischen Geschmack von diesen göttlichen Pfannenkuchen.

Julian schüttelt lachend den Kopf. »Nein. Ich hab doch gesagt, dass ich das eigentlich nicht kann.« Er lässt mich mit einer Hand los und holt aus einer Schublade hinter ihm Besteck heraus.

»Da ist noch Lasagne. Die können wir uns warm machen!«, schlägt er vor und schon beim Gedanken daran, rumort mein Magen augenblicklich. Wie lange habe ich Lasagne schon nicht mehr gegessen?

Mit zwei heißen Tellern aus der Mikrowelle lassen wir uns auf das Sofa sinken und legen einen lustigen Film ein. Julian schwärmt ununterbrochen von dem Plot und ich muss zugeben, dass sich meine hohen Erwartungen schon nach den ersten zehn Minuten erfüllen.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Where stories live. Discover now