𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝙽𝚎𝚞𝚗

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Neun Monate vor dem Unfall:

»Mit dem?«, konnte es Julian kaum glauben. »Du warst mal mit dem zusammen?« Ich konnte es ja selbst kaum glauben.

Nachdem Julian und ich uns immer näher kamen, Blake mir aber immer wieder im Nacken hing, hatte ich Julian über meine Ex-Beziehung aufgeklärt. Er reagierte anders als erwartet, denn er lachte bloß.

Sanft stieß ich ihn von der Seite an. »Man, lass das, Julian!«, meckerte ich, doch konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Das verstehe ich nicht so richtig. Ich meine wir sind so... so...« Er fand nicht die richtigen Worte, deshalb half ich ihm aus. »So verschieden!«
»Genau.«

Gegenwart:

Auf wiederholten Wunsch meiner Mutter kommt Blake heute vorbei. Gestern war noch alles gut, das ist nicht zu bestreiten. Einzig und allein stört mich diese Nachricht, die eben nicht von Blake ist, sondern von Julian.

Deshalb stimme ich zu, dass er mich zum Essen abholt, denn ich möchte ihn nochmal zur Rede stellen. Ich konnte ihn zu Julian generell befragen und er war ehrlich, oder? Irgendwie muss ich ja Vertrauen aufbauen und laut meiner Familie ist die beste Person, um in mein altes Leben einzusteigen, mein wunderbarer Freund Blake.

Als es an der Haustür klingelt, bin ich die erste, die aufspringt. Nicht, weil ich ihn unbedingt sehen will, sondern weil mich dieses Warten zur Weißglut bringt. Ist ja klar, dass meine Mutter das anders deutet. Wissend verkneift sie sich ein Schmunzeln. Mir egal.

»Blake!«, strahle ich ihn an. Lange drückt er mir einen Kuss auf den Mund und setzt dann wieder sein etwas nervendes Grinsen auf. Dadurch werden seine kleinen Grübchen um die Mundwinkel deutlich und ich frage mich, ob die natürlich sind oder wirklich von dem vielen Grinsen stammen.

Seine Ausstrahlung hätte ich gerne.
Hinter uns tritt meine Mutter zu uns. »Hallo, Blake!«, begrüßt sie ihn. Blake lächelt noch mehr, falls das überhaupt möglich ist. »Miss Sant! Wie schön, Sie zu sehen!«
Schleimer.

»Habt viel Spaß!«, wünscht uns meine Mutter, während ich mir schon ein paar alte Turnschuhe überstreife. Mir ist gerade nicht nach etwas Schickem. »Danke!«, sagen wir beide gleichzeitig, wobei es bei mir eher ironisch und bei Blake etwas zu motiviert klingt. Meine Mutter ignoriert beides.

»Und denk dran, Emi, um zehn bist du zu Hause! Morgen ist Schule!« Bevor ich etwas erwidern kann, greift Blake ein.

»Keine Sorge, ich bringe sie pünktlich wieder!« Da bin ich mir sicher. »Das weiß ich doch!«, lächelt sie nickend und verschwindet dann im Büro.

Als Blake mir freundlicherweise in meine Jacke hilft, durchfährt mich plötzlich ein Schauer. Was, wenn er nicht darauf reagiert? Wenn er gar nichts davon weiß, dass Julian und ich an dem Abend von meinem Unfall zusammen waren?

Soweit ich weiß, möchte Blake mich, wie meine Familie, nur vor Julian beschützen. Er war laut ihnen nicht gut für mich. Dennoch muss ich dieses Fragezeichen klären, ansonsten werde ich wahnsinnig.

Blake fährt uns in ein etwas nobleres Restaurant und ich fühle mich sofort schlecht, dass ich mich für die alten Turnschuhe und nicht für schicke Ballerinas entschieden habe.

Blake hat, seit wir aus dem Auto ausstiegen, den Arm nicht von meiner Taille genommen. Ich zwinge mich dazu, es beruhigend zu finden. Immerhin bin ich so sicher.

Als ich bemerke, dass Blake sich wirklich Mühe für dieses Essen gibt, wird es mir mulmig im Bauch und ich fühle mich schlecht. So etwas Aufmerksames habe ich nicht erwartet.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Where stories live. Discover now