𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝙰𝚌𝚑𝚝𝚞𝚗𝚍𝚟𝚒𝚎𝚛𝚣𝚒𝚐

98 18 54
                                    

Acht Wochen vor dem Unfall:

Jo's Party war total eskaliert. Am gestrigen Abend war nicht nur für sie, sondern auch mich eine neue Grenze des Alkoholkonsums überschritten worden. Daher erinnerte ich mich bei weitem nicht an alles. Doch das Entscheidendste wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Warum ich eigentlich noch vor meinem Fenster saß und praktisch ins Nichts starrte, anstatt mich von der nächsten Brücke zu stürzen, wusste ich nicht mehr. Nur noch, dass Julian mir das nie verzeihen würde.

Und wenn man vom Teufel sprach, betrat er auch gleich das Zimmer. Meine Eltern mussten Julian ins Haus gelassen haben, ohne dass ich es bemerkt hatte. Er schloss leise hinter sich die Tür, zu der ich mit dem Rücken saß.

Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass er es war, denn nach mindestens fünf verpassten Anrufen, machte er sich immer auf die Suche nach mir. Auf meinem Handy standen neun.

»Hey, Em! Wie war die Party?«, fragte er locker und kam auf mich zu, als er von der Seite mein verheultes Gesicht sah, wurde er ganz blass und kniete sich sofort zu mir nieder.

»Was ist passiert? Em, bitte rede mit mir!«, bat er mich, doch ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen. Ich schlang meine Arme um die angewinkelten Beine und weinte in mich hinein. Julian nahm mich bloß beschützend in den Arm, so wie er es immer tat, wenn ich Mist gebaut hatte. Er versuchte mir zu signalisieren, dass alles wieder gut werden würde. Doch das würde es nicht. Nicht dieses Mal.

Gegenwart:

Die Location, die ich noch vor einigen Tagen voller Kisten und grellem Licht erlebt habe, sieht aus wie in einem Film.

Das Dekorations-Team hat wirklich gute Arbeit geleistet, denn alles ist perfekt und an seinem Platz. Wir betreten den Saal auf einem kleinen ausgerollten Teppich, neben dem schon eifrig die ersten Fotos geschossen werden. Der Fotograf nickt mir kurz zu, da ich diejenige war, die ihn noch auf die Schnelle hatte auffinden können.

Die Scheinwerfer werfen frohe Lichter durch den ganzen Saal und auf die Tanzfläche direkt vor uns.

Jedoch biegen wir erstmal nach links zu den weißen und orangen gedeckten Tischen. Meiner Meinung nach nicht die beste Dekoration, weil ich absolut gar nicht auf Orange stehe, aber im Gesamteindruck macht es doch etwas her.

Die Tische sind nummeriert und Julian führt mich zu Tisch Nummer Drei. Die Tische sind so groß, dass locker zehn Leute an einen passen und trotzdem jeder noch genug Platz hat. Allerdings gibt es nur rund fünf Stück davon. Der Rest muss sich mit Stehplätzen zufrieden geben. Ich bin froh, dass wir einen Platz bei Bennet, Jo, Simon und Susana ergattert haben. Die Schuhe bringen meine Füße jetzt schon um.

Der Rest scheint entweder noch nicht eingetroffen zu sein oder einen anderen Platz gefunden zu haben.

Julian verliert sich sofort in einem Gespräch mit Bennet. Die beiden scheinen wirklich die männliche Version von Jo und mir zu sein. Simon klinkt sich auch in das Gespräch mit ein und wir Mädels entschuldigen uns, um ein wenig den Saal zu erkunden und den anderen Hallo zu sagen.

»Kommst du dann wieder her?«, fragt Julian und trotz seines lauten Tonfalles muss ich mich zu ihm beugen, um ihn wegen der Musik verstehen zu können. Ich nicke und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.

Ich glaube wir haben endlich den Punkt in unserer Beziehung erreicht, in der wir uns wirklich vertrauen können und von dem an alles nur noch wie am Schnürchen laufen kann. Mein unterdrücktes Grinsen entgeht Julian nicht und er zwinkert mir vielsagend zu.

Ich hake mich bei Jo unter und Susana bei mir, sodass wir eine niedliche Dreiergruppe abgeben. Eigentlich wollten wir als erstes zum Fotografen und einige Fotos machen lassen, doch wir kommen nicht sehr weit.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon