𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝚂𝚒𝚎𝚋𝚣𝚎𝚑𝚗

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Zehn Wochen vor dem Unfall:

»Bitte lass mich einfach in Ruhe, Blake!«, flehte ich meinen Ex an und wandte mich zum Gehen. Dass er so eine Szene auch unbedingt in der Schule abziehen musste...

»Ich werde nicht zulassen, dass du die letzten Jahre Beziehung einfach so hinschmeisst, Emilia!«, versuchte er mich zu überreden, doch ich rollte bloß genervt mit den Augen.

»Das ist schon ewig her, Blake. Ich bin jetzt mit Julian zusammen, akzeptiere das endlich!«, wies ich ihn zurück und bekam somit für den Moment meinen Willen.

Doch so wie ich Blake kannte, würde er es nicht dabei belassen. Da konnte ich mich ja noch auf etwas gefasst machen...

Gegenwart:

Blake und einige andere schauen uns beim Training zu. Lucy lässt mich immerhin etwas mehr als die Grundschritte machen. Diesmal bin ich diejenige, die sich zurückhält. Wie soll ich einer so verschweißten Gruppe klarmachen, dass sich ein Mitglied entfernen will? Heute jedenfalls ist daran noch nicht zu denken.

Mich überrumpelt ein schlechtes Gewissen. Wieder einmal habe ich alles ruiniert mit Julian. Wenn ich zu Blake sehe, bekomme ich Falten auf der Stirn, so wütend bin ich auf ihn. Wie kann er mir nur unsere Beziehung so derart vorspielen? Hat er denn gar kein schlechtes Gewissen?

»Hey, Em! Komm her!«, ruft er mich zu sich, als sie alle gerade eine Trinkpause machen. Ich tue so, als habe ich ihn nicht gehört und drehe mich weg. Das Metall der Tribüne ist erhitzt und ich muss ständig den Stoff meines Rockes unter meine Beine klemmen, damit meine Haut nicht verbrennt.

Blake kommt joggend auf mich zu. Sein blondes Haar wippt bei jedem Schritt mit. Sonst lässt er die Strähnen immer zur Seite fallen, doch heute hat er sie ein wenig nach hinten gekämmt, sodass er erschreckend ernst aussieht.

»Lauren hat gerade erzählt, dass du endlich die Kreuzhebung besser hinbekommst!«, freut er sich, als er bei mir ankommt. Ich schwitze mein ganzes Outfit voll und mein Wasser ist auch schon fast leer. Ohnehin bin ich noch etwas genervt von der Situation vorhin.

Ich hatte einmal die Chance, Julian besser kennenzulernen und Blake zerstört alles. Außerdem war es peinlich. Immerhin habe ich Julian gesagt, ich würde mich von Blake trennen und dann renne ich ihm trotzdem hinterher. Da merkt man mal, wie schwach ich eigentlich bin.

»Es geht«, antworte ich bloß und schnappe mir mein Handtuch mit unserem Schulwappen darauf, um mir das Gesicht abzuwischen und laufe dann mit schmerzenden Beinen die Treppenstufen zu Blake hinunter.

Blake verdreht stöhnend die Augen. »Komm schon! Hast du jetzt wieder eine dieser Phasen, in denen du grundlos auf mich sauer bist?«, will er gehässig wissen. So hässlich und unwohl ich mich gerade fühle, so lässt sich Blakes Charakter beschreiben.

»Ich weiß zwar wirklich nicht, wie wir das früher gemacht haben, aber ich brauche meinen Freiraum, Blake!«, mache ich ihm deutlich und lege das Handtuch zurück auf die Tribüne und greife nach meiner fast leeren Wasserflasche.

Das Wasser schmeckt unglücklicherweise nach abgestandenem Kochwasser. Mein Körper benötigt jedoch genügend Flüssigkeit, deswegen würge ich es hinunter.

»Was redest du denn da?«, fragt Blake unschuldig. »Du hast noch nie deinen Freiraum gebraucht, Babe«, zitiert er mich verwundert. Seine Augen sind weit aufgerissen und es scheint mir wirklich so, als habe er damit gar nicht gerechnet.

»Wir machen alles zusammen!«, betont er nochmals und ich seufze. Die prallende Sonne und der Sport strengen mich viel zu sehr an, als dass ich noch Kraft für eine Diskussion mit Blake habe.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Where stories live. Discover now