𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝚅𝚒𝚎𝚛𝚣𝚒𝚐

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Zwölf Jahre vor dem Unfall:

»Mom?«
»Ja, mein Engel?
»Wann kommt jemand und sagt, was man später werden soll?«, fragte ich neugierig wie ich immer war.

»Liebes, ich fürchte da kommt niemand. Das ist eine Entscheidung, die du selbst triffst.«
Meine Augen wurden größer und ich fing an zu strahlen. »Dann darf ich mir also aussuchen, was ich werden möchte?«

Mom lachte herzlich und streichelte mir über den Kopf.
»Aber natürlich. Was immer du möchtest!«
»Dann möchte ich Prinzessin werden!« ,beschloss ich und Mom lachte mich wieder so fröhlich an. »Na. Mal gucken, ob das was wird!«

Gegenwart:

»Na los, Amy! Streck deine Arme und schaue nicht ständig zu Lauren!«, brüllt Lucy meine Mädels an. Das Training wird von Woche zu Woche härter, da die Landesmeisterschaften nun immer näher rücken. Zur Beruhigung meiner eigenen Seele habe ich mich dazu bereit erklärt, die Aushilfe für die Cheerleader Mannschaft zu sein.

Ich kümmere mich um die Musik und ein wenig um die Kleidung. Lucy war noch gestern nicht sehr begeistert von der Idee, als ich nach einer halben Ewigkeit wieder in ihrem Büro aufkreuzte. Doch ich glaube innerlich ist sie sogar froh darüber, eine rechte Hand zu haben. Besonders wenn es jemand ist, der jahrelange Erfahrung mit Cheerleading hat. Oder besser hatte.

Damit das Team die Meisterschaften mit Bravour meistern kann, hänge ich mich wirklich ins Zeug. Ich fahre in die Stadt und lasse mich von verschiedenen Outfits inspirieren und kümmere mich um die ganze Prozedur mit dem Zusammenstellen der Musik. Und weil dies alles einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch nimmt, ist es auch eine kleine Ablenkung für mein geschundenes Herz.

Solch eine Art Ablenkung suche ich mir ständig in letzter Zeit, um nicht in der Nähe meiner Eltern sein zu müssen.

Ich muss zugeben, dass es ausgesprochen gut funktioniert und ich tatsächlich erwäge, diese Beschäftigungen als mein neues Hobby anzusehen. Immerhin habe ich kein anderes.

»Es ist einfach nur zum Kotzen!«, beschwert sich Susana und wirft ihr verschwitztes Handtuch als erste auf die Bank in den Umkleidekabinen. Mit hoch rotem Gesicht lässt sie sich dann danebenfallen und trinkt mit einem Mal den Rest ihrer Wasserflasche aus.

Nach und nach strömen auch die anderen Mädels in die Kabinen, sehnsüchtig nach einer Dusche. »Wie kann sie uns nur so behandeln? Wie viel Mühe sollen wir uns denn noch geben?«, klinkt sich auch Samantha mit in das Gespräch ein.

Ich lehne an der Tür, um nicht zu viel des nassen Schweißgeruches in die Nase zu bekommen. Was bin ich froh, noch in normalen Klamotten zu stecken und nicht in diesen Bikini-Outfits.

»Ihr wisst doch, dass die Meisterschaft für Lucy alles ist!«, versucht Lauren ihre Trainerin ein wenig zu verteidigen, das jedoch ohne Erfolg, denn sie alle scheinen einen derben Hass auf sie zu haben. Verständlich, nachdem was ich heute auf dem Platz miterleben durfte.

»Ich bin einfach froh, dass du ihr beistehst, Emilia! Ohne dich wäre sie noch mehr im Stress!«, richtet sich Amy an mich und ich setze sofort ein Lächeln auf.

»Ich habe euch doch versprochen, dass ich noch immer Teil des Teams bleibe, auch wenn ich nicht mehr trainiere!« Zu Lucys Trainingseinheiten äußere ich mich nicht. Ich möchte mich allen gegenüber neutral verhalten, auch wenn ich sehe, wie sehr die Mädels unter Druck stehen.

»Ich habe richtig das Gefühl, dass dir das sogar Spaß macht!«, findet Samantha und festigt ihre rötlichen Locken in einem Dutt, um sich in Ruhe umziehen zu können.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum