𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝙴𝚒𝚗𝚜

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»Emilia? Emilia!«
»Hier her!«
»Bringt sie sofort ins Krankenhaus. Sie muss umgehend operiert werden!«
Danach erinnerte ich mich bloß noch an schwache Lichter, vereinzelte Stimmen. Keine davon kam mir bekannt vor. Es fühlte sich an, als würden wir fahren, als würde ich gefahren werden. Gerüche stiegen in meine Nase, machten mir das Atmen unangenehm. Desinfektionsmittel hier, Blut da.

Was der Grund dafür war, wusste ich nicht mehr. Ich wusste gar nichts mehr. Alles war wie ausgelöscht. Lange konnte ich mich auch nicht mehr auf das Geschehen um mich herum konzentrieren.

Fremde Menschen verabreichten mir hier und da Spritzen, die mich am ganzen Körper betäubten, während ich nach einiger Zeit in einen langen, tiefen Schlaf fiel, der sich Koma nannte.

Gegenwart:

In meinen Ohren fiepst es schrecklich. Meine Augen traue ich mich gar nicht erst zu öffnen, so grell scheint das Licht auf mich hinab. Vorsichtig versuche ich mich zu bewegen.

Als ich jedoch bemerke, dass mich unzählige Kabelbänder und meine eigene Schwäche davon abhalten, sinke ich zurück in ein Kissen.
Schlafen. Schlafen ist alles, was ich will.

***

Als ich aufwache, weiß ich nicht, wie lange mein letztes Erwachen her ist. Es hat sich meiner Meinung nach nicht viel verändert. Noch immer scheint das überwältigende Licht auf mich hinab und meine Ohren dröhnen vor Schmerz.

Dieses Mal strengt sich mein Gehirn etwas mehr an und Fragen kommen auf.
Wo bin ich?
Was ist passiert?
Oder besser: Wer bin ich?

Tatsächlich überrennt mich in diesem Moment die Angst. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin. Mittlerweile habe ich große Panik davor, meine Augen zu öffnen, und bitter enttäuscht zu werden.

Unschlüssig darüber, was genau ich erwarte zu sehen, kneife ich fest die Augen zusammen. Das wird schon vorbeigehen, denke ich. Doch ich weiß, dass hier irgendetwas nicht stimmt.

Also tue ich es: Ich öffne skeptisch meine Augen. Vorsichtig blinzle ich nach oben, während sich meine Pupillen zwangsläufig verkleinern.

Neben mir reagiert etwas auf einen gleichmäßigen Takt. Mein Herzschlag, vermutlich.

Die Reaktionen verschnellern sich, sobald ich mich keuchend aufrichte. Es geht nur stückweise. Nach einigen Zentimetern schon schaffe ich es nicht weiter, weil jedes Glied meines schwachen Körpers schmerzt.

Vor meinen Augen wird alles schwarz. Ich warte, bis sich der damit verbundene Schmerz und das Pochen in meinem Kopf legen. Viel zu lange Zeit später verschwindet die Dunkelheit und ich nehme ein nicht sehr geräumiges Zimmer wahr.

Wie erwartet identifiziere ich ihn als Krankenzimmer. Ich bin im Krankenhaus.
Bevor ich mich genauer umschauen kann, höre ich von draußen schwere Schritte. Vor Angst wird mein Puls noch schneller, als jemand das Zimmer betritt. Dieser jemand trägt weiß.

Alles ist weiß. Seine Kleidung, seine Haare, meine Bettwäsche, die Wände. Selbst das Gesicht der entsetzten Frau, die hinter ihm das Zimmer betritt.
Verwirrt starre ich beide an und versuche das Gespräch nachzuvollziehen.

»Hallo!«, begrüßt mich der Mann in Weiß. »Ich bin Doktor Roland. Wie fühlst du dich?«
Doktor Roland also. Wenigstens einen Namen, den ich jetzt kenne.

𝙻𝚘𝚜𝚝 𝙼𝚎𝚖𝚘𝚛𝚒𝚎𝚜 ~ 𝙼𝚢 𝚆𝚊𝚢 𝙱𝚊𝚌𝚔 𝚃𝚘 𝚈𝚘𝚞 ~Where stories live. Discover now