Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)

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Kurz nachdem Samira meine Wohnung wieder verlassen hat, schreibe ich Sebastian eine Nachricht. Ich schlage ihm vor, dass er heute Abend nach der Uni bei mir vorbei kommen kann, wenn er möchte. Prompt kommt auch schon seine Antwort, in der er schreibt, dass er sich sehr freut mich wieder zu sehen.

Nachdem ich noch schnell unter die Dusche gehüpft bin, entschließe ich mich dazu, doch auch wieder auf Instagram zu gehen. Ich öffne die App und scrolle vorsichtig durch die Benachrichtigungen. Ich wurde in mehreren Bildern und Kommentaren markiert. Die Kommentare lese ich mir gar nicht erst durch, da ich weiß, dass sie mich nur verletzen würden. Doch dann stolpere ich über Wincents neuen Post. Er hat ein neues Foto hochgeladen.

Es ist allen Ernstes ein Foto, das ich im Urlaub von ihm geschossen habe. Er steht lässig nur in Badeshorts am Strand und blickt auf das Meer hinaus. Sein Shirt hat er über seine Schulter geworfen. Man sieht ihn nur von Hinten. Sein trainierter Körper ist also, wie er es immer möchte, nur zu erahnen. Durch einen Filter wirkt das Foto traurig, da er beinahe alle Farben herauszieht.

Darunter steht ein kurzer Text.

Jeder behält manche Dinge lieber für sich und manches möchte man einfach nicht in die Öffentlichkeit tragen. #immernochsingle #mehrstatementgibtesnicht

Da ist es also. Das ersehnte Statement für seine Fans. Immer noch Single. Und das Ganze unter einem Foto, das ich von ihm gemacht habe. Das ist doch eine eindeutige Ansage an mich!

Ich werde immer mehr wütend auf Wincent. Ich kann nicht verstehen, wie ihm das Ganze so gleichgültig sein kann. Dass er heute schon ein Statement darüber abgibt, überrascht mich. Es überrascht mich, dass er überhaupt eines abgibt. Bisher fuhr er bei Gerüchten immer am besten mit der Taktik, einfach nichts dazu zu sagen. Er ließ die Gerüchte einfach auslaufen, bis sie niemanden mehr interessierten. Wieso muss er dieses mal anders reagieren? Um mir zu zeigen, dass er damit abschließen kann?

Als es dann am Abend bei mir klingelt, bin ich richtig nervös. Ich weiß nicht, was Sebastian mir zu sagen hat. Wird er mir Vorwürfe machen? Oder will er einfach nur wissen was Sache ist?

"Hi.", lächelt er mich an, als er an meiner Wohnungstür ankommt.

Er tritt in meine Wohnung und umarmt mich kurz. Dann zieht er seine Schuhe aus und stellt sie an meiner Garderobe ab.

Wir gehen hinüber in das Zimmer und setzen uns auf mein Sofa.

Ich setze mich im Schneidersitz hin, falte meine Hände in meinem Schoß zusammen und sehe Sebastian abwartend an. Ich möchte nicht den Anfang machen, da ich nicht weiß, in welche Richtung dieses Gespräch laufen wird.

"Also...", macht er zögernd den Anfang. "Wie war der Urlaub?"

Ist das ernst gemeint?

"Ähm, ja...", sammle ich verwirrt. "Sehr entspannend und schön."

Sebastian nickt und senkt den Blick wieder auf seine Hände, die auf seinen Knien liegen.

"Wie war es mit ihm?", fragt er leise und ohne mich dabei anzusehen.

"Es war eine intensive Zeit.", gebe ich nach kurzem Überlegen zu.

"Seid ihr jetzt zusammen? Ich habe gehört, dass er das dementiert hat. War das nur für die Öffentlichkeit oder seid ihr wirklich nicht zusammen?"

Jetzt hebt er seinen Kopf wieder und sieht mich an. In seinen Augen liegt eine unendliche Traurigkeit. Es macht ihn offenbar sehr traurig, über Wincent und mich nach zu denken.

"Wir sind nicht zusammen. Wir haben nicht einmal mehr Kontakt.", sage ich stockend.

Es ist hart, es schon wieder auszusprechen. Mich schon wieder sagen zu hören, dass es das Team Wincent und Kat nicht mehr gibt.

"Was ist passiert?", will er wissen.

"Ich weiß auch nicht wirklich, was genau passiert ist. Aber wir gehen ab jetzt getrennte Wege."

Ich möchte ihm nicht direkt sagen, dass das alleine Wincents Entscheidung war. Und auch nicht, dass diese Entscheidung wohl nichts mit seinen Gefühlen für mich zu tun hat. Zumindest, wenn man Wincents Worten glauben schenkt.

"Okay.", sagt Sebastian und zieht besorgt die Augenbrauen zusammen.

"Es ist alles gut. Es ist nichts Schlimmes passiert worüber du dir Gedanken machen müsstest.", versuche ich ihn zu beruhigen.

Ich sehe ihm an, dass in ihm die Wut auf Wincent hoch kocht. Vermutlich denkt er, dass wir einen heftigen Streit hatten oder sogar Schlimmeres.

Sebastian nickt. Eine Weile lang herrscht Schweigen.

"Du hast Gefühle für ihn, oder?", unterbricht er die Stille.

Ich schlucke schwer. Natürlich habe ich die. Aber wenn ich diese Frage bejahe, gebe ich dann nicht auch zu, wie sehr er mich verletzt hat?

"Ja, habe ich. Sonst hätte ich es nicht so weit kommen lassen.", sage ich vorsichtig.

Wieder nickt er und denkt über meine Worte nach. Es ist, als würde er sich bei jedem Satz ganz genau überlegen was er sagt.

"Okay, Kathi.", seufzt er und sieht mir in die Augen. "Mir ist bewusst, dass Wincent dir im Moment noch im Kopf herumgeistert. Und ich weiß, dass du dich eigentlich für ihn entschieden hast. Dennoch komme ich nicht gegen meine Gefühle für dich an. Ich will darum kämpfen, dass das mit uns klappt. Ganz egal, wer oder was dagegen steht. Ich werde versuchen, die ganze Geschichte mit Wincent zu vergessen. Wir werden diesen Namen nie wieder aussprechen. Ich liebe dich und ich hoffe, dass du mir noch eine Chance gibst."

Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Er will mich zurück, obwohl ich ihn betrogen habe? Und obwohl er weiß, dass ich auch für Wincent Gefühle habe?

Seine Worte klingen so ehrlich, so aufrichtig. Genau diese Worte hätte ich mir von Wincent gewünscht. Wieso kann Wincent nicht so um mich kämpfen wie Sebastian?

Sebastian rutscht näher zu mir heran und legt seine Hände auf meine.

"Ich weiß, dass es schwierig ist. Ich muss auch kein endgültiges Ja hören. Ich möchte nur, dass wir es versuchen.", flüstert er.

Er legt mir eine Hand unter mein Kinn und hebt es ein Stückchen an, sodass unsere Köpfe auf einer Höhe sind. Sanft fährt er mit seinem Daumen über meine Wange.

Sofort blitzt Wincents Gesicht in meinem Kopf auf. Das darf doch nicht wahr sein!

Wieso lässt er mich nicht in Ruhe? Er hat mich so vor den Kopf gestoßen und mich öffentlich abserviert. Wieso ist er immer noch in meinen Gedanken?

Wütend darüber lege ich kürzer Hand meine Hand in Sebastian Nacken und ziehe ihn an mich.

Unsere Lippen treffen sich und für einen Moment ist Wincent verschwunden.

Sebastian ist äußerst überrascht und reagiert erst ein paar Sekunden später. Er packt mich an der Taille und hebt mich auf seinen Schoß.

Wieder blitzt Wincent auf.

Ich will nicht an ihn denken! Nicht daran, wie er mich vor all seinen Fans zur Witzfigur gemacht hat.

Und ich werde alles dafür tun, mich best möglichst abzulenken!