45)

1.7K 51 18
                                    

Knappe vier Stunden später hält der Shuttle endlich vor unserem Hotel an und wir steigen aus. Der Flug von Angela hat leider ein wenig Verspätung, sodass sie seperat zum Hotel gebracht werden muss.

Nachdem der Fahrer unsere Koffer aus dem Bus gehoben hat, greift Wincent nach dem Griff von seinem und dem von meinem Koffer und zieht sie hinter sich her zum Hoteleingang.

"Wieder einmal typisch, dass er nur an dich denkt.", schnaubt Mama lachend und zieht ihren Koffer mit sich.

An der Rezeption angekommen, legen wir unsere Ausweise auf den Tresen und Wincent unterhält sich mit der Rezeptionistin. Auch Mama und ich können gut Englisch sprechen, aber Wincent spricht es beinahe perfekt. Immerhin war er auch einmal eine kurze Zeit lang in Amerika.

Die Rezeptionistin verschwindet kurz im Büro, um unsere Ausweise zu kopieren.

"Was für ein Problem gibt es mit unseren Zimmern?", will Mama von uns wissen.

Wincent und ich stehen direkt vorne am Tresen, während Mama ein wenig hinter uns steht. Sie hat vermutlich nur Wortfetzen mitbekommen.

"Offenbar wurde für uns anstatt zwei Doppelzimmer ein Familienzimmer gebucht. Sie muss noch einmal schauen, ob sie es vielleicht doch noch hinbekommt, dass wir zwei Zimmer bekommen, aber es sieht wohl schlecht aus.", berichtet ihr Wincent.

"Oh, okay.", sagt Mama.

"Es kommt halt darauf an, wie die Familienzimmer aufgebaut sind.", mische ich mich ein. "Wenn das einfach nur ein großer Raum mit vier Betten ist, ist das natürlich blöd. Aber wenn es zwei Schlafzimmer sind, ist das doch auch kein allzu großes Problem, oder?"

Wincent und Mama nicken beide zustimmend. Dann kommt auch schon die Rezeptionistin wieder.

"Also leider kann ich keine zwei Zimmer mehr anbieten. Aber ich würde Ihnen die Familiensuite als Upgrade anbieten. Sind Sie damit einverstanden?", lächelt sie uns an.

Wincent sieht kurz in die Runde und antwortet dann.

"Wie viele Zimmer hat die Suite denn?"

"Es gibt drei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit Kochecke, zwei Badezimmer und eine große Dachterrasse mit einer kleinen Treppe, die direkt zum Pool hinunter führt.", erzählt sie.

Wincent wirft wieder einen Blick zu Mama und mir. Wir sehen uns an und nicken dann alle drei.

"Okay, in Ordnung.", bestätigt Wincent der Dame.

Die Dame nickt und wendet sich dann an ihren Computer. Nach wenigen Minuten händigt sie Wincent die Zimmerkarten aus und erklärt ihm auf einem Übersichtsplan, wo sich das Zimmer befindet. Anschließend bekommen wir noch erklärt, wo sich die Restaurants, die Bars und die Pools befinden und zu welchen Zeiten was geöffnet hat. Dann kommt auch schon ein weiterer Mitarbeiter vom Hotel mit einem Kofferwagen zu uns. Er nimmt uns unsere Koffer ab und verschwindet damit in Richtung unserers Zimmers, während wir unseren Willkommensdrink überreicht bekommen.

"Auf einen wundervollen Urlaub.", sagt Mama und stoßt mit Wincent und mir an.

Während sie schon einen Schluck vom Sekt nimmt, sehen Wincent und ich uns an.

"Auf eine schöne Zeit.", flüstert er und stoßt sein Glas gegen meines.

Ich nicke nur und nippe an meinem Glas. Ich bin irgendwie nervös, weil ich mir noch nicht vorstellen kann, wie es werden wird, mit Wincent und seiner Mama ein Zimmer zu teilen. Obwohl eigentlich kaum ein Unterschied sein wird. Jedes Mutter-Kind-Gespann hat sein eigenes Badezimmer und sein eigenes Schlafzimmer. Wir teilen uns lediglich einen Wohnbereich. Wieso mache ich mir also so viele Gedanken?

Nachdem wir unsere Gläser ausgetrunken haben, stellen wir diese auf ein Tablett an der Rezeption und machen uns auf den Weg zu unserer Suite. Sie befindet sich ganz Vorne am Strand. Wir haben bestimmt eine herrliche Aussicht!

Als wir unsere Suite betreten, bleibt uns allen die Spucke weg! Wir öffnen die Eingangstür und vor uns liegt ein riesiges Wohnzimmer. Es ist gefühlt doppelt so groß wie meines, hat also mit Sicherheit circa 60qm. In der Mitte steht ein Sofa auf dem bestimmt mehr als sechs Leute Platz haben. Wir gehen ein paar Schritte und entdecken auf der rechten Seite die besagte Kochnische. Gut, die werden wir kaum nutzen. Aber ein großer Kühlschrank, um unsere Getränke kühlen zu können, ist natürlich immer gut. Sogar mit einem Eiswürfelspender! Mama geht ein paar Schritte vor und öffnet die Balkontüre. Wir folgen ihr hinaus auf die Dachterrasse. Und ich hatte Recht, die Aussicht ist der Wahnsinn! Wie ein Panorama liegt das Meer und der Strand direkt vor uns.
Ich schließe meine Augen und atme tief die salzige Meeresbrise ein, als ich einen Arm um meine Schulter spüre. Ohne meine Augen zu öffnen, lehne ich mich lächelnd an Wincent.

"Ich bin froh, hier zu sein.", flüstert er und drückt mir einen sanften Kuss auf meinen Kopf.

Ich seufze zustimmend und lege meinen Arm um seine Hüfte.

Ich öffne meine Augen wieder und fange sofort Mamas Blick auf. Sie grinst mich schief an und wackelt mit ihren Augenbrauen. So ist sie doch noch nie mit Wincents und meiner Vertrautheit umgeganen. Noch nie hat sie mich damit aufgezogen, wenn wir uns umarmt haben. Was ist dieses Jahr anders?

Mama geht zurück ins Zimmer und lässt Wincent und mich alleine auf der Terrasse zurück. Eine Weile lang stehen wir Arm in Arm schweigend da und betrachten einfach nur das Meer vor uns. 

"Wollt ihr nicht rein kommen, damit wir ausmachen können, wer welches Schlafzimmer bekommt?", ruft uns Mama zu.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir hier schon stehen.
Wir lösen uns voneinander und gehen zu Mama ins Innere zurück.

"Also hier", sie deutet auf die erste Tür auf der rechten Seite, "ist ein großes Doppelzimmer mit dazugehörigem Badezimmer. Gleich hier", sie deutet auf die nächste Tür, "ist das nächste große Doppelzimmer. Von diesem Doppelzimmer aus gelangt man, wenn man das dazugehörige Badezimmer durchquert, in das kleinere Schlafzimmer mit nur einem Bett. Vermutlich sollte das eine Art Kinderzimmer sein."

Wincent und ich nicken.

"Ach ja, und hier", sie deutet auf die letzte Tür auf der rechten Seite, "ist dann noch ein einfaches WC. So muss man nicht immer durch eines der Schlafzimmer laufen, wenn man nur mal eben auf Toilette muss."

Wieder nicken Wincent und ich.

"Die Schlafzimmer sehen eigentlich beide gleich aus. Im Grunde ist es egal, wer welches Zimmer nimmt.", meint sie.

"Ähm, na ja...", räuspert sich Wincent. "Wenn ich das richtig verstehe gibt es ein einfaches Doppelzimmer und ein Doppelzimmer mit dazugehörigem Einzelzimmer?"

"Ja, kann man so sagen.", stimmt Mama zu.

"Dann fände ich es ganz cool, wenn meine Mam und ich die beiden Zimmer bekommen und ihr in das einfache Doppelzimmer geht. Wenn ich diese Möglichkeit schon habe, muss ich mir nicht unbedingt ein Bett mit meiner Mam teilen.", lacht er.

"Und wer sagt, dass ich mir eines mit meiner Mama teilen will?", werfe ich schmunzelnd ein.

Sofort trifft mich eines der Sofakissen am Kopf, welches Mama nach mir geworfen hat.

"Nein, ist schon okay.", nicke ich an Wincent gewandt. "Klar, nimm du dir dein eigenes Zimmer. Ich komm mit meiner Mama schon klar."

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now