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Ausnahmesweise bekomme ich einen Parkplatz direkt vor der Haustür. Ich lege meinen Anwohnerparkausweis auf das Amaturenbrett, steige aus und gehe zur Tür.

Als ich im Treppenhaus das letzte Mal vor meiner Wohnungstür ums Eck biege auf die nächsten Treppenstufen zu, entdecke ich jemanden vor meiner Wohnungstür sitzen. Er sitzt mit angezogenen Beinen auf dem Boden, hat seine Arme um die Knie geschlungen und den Kopf nach Hinten an die Tür gelehnt. Die Augen sind geschlossen.

Ich komme vor ihm zum Stehen und stupse ihn mit dem Fuß leicht an. Er öffnet erschrocken die Augen und blickt zu mir auf. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch und sehe ihn an. Er springt auf, klopft sich auf die Hose und streicht sich verlegen durchs Haar. Ist er etwa nervös?

"Okay, bevor du etwas sagst... Es tut mir leid.", beginnt er. "Es tut mir wirklich leid, wie ich mich verhalten habe. Ich weiß, ich hätte netter zu deinem Typen sein sollen. Und ich hätte ihn nicht provozieren sollen. Wirklich, tut mir leid. Ich hätte..."

Ich muss lachen, als er über seine schnellen Worte stolpert. Es ist komisch, Wincent so nervös vor mir zu sehen. So nervös habe ich ihn nur selten gesehen. 

Er hält in seinem Redefluss inne und sieht irritiert auf mich herunter. 

Ich weiß nicht genau wieso, aber ich hebe meine Arme und drücke ihn fest an mich. Ich merke, dass es ihm wirklich leid tut. Und mir tut es ja auch leid, dass ich ihn ignoriert habe. Wir hatten uns eigentlich einmal geschworen, dass wir einander nie irgnorieren, sondern immer miteinander reden. 

Ich merke, wie Wincents Anspannung langsam nachlässt und er sich in der Umarmung fallen lässt. Er streicht mir sanft über den Kopf und drückt mich fester an sich. Leise seufzend lege ich meinen Kopf an seine Brust. Es tut gut, ihn endlich wieder bei mir zu haben.

"Möchtest du reinkommen?", frage ich grinsend, als wir uns wieder los lassen.

Er nickt nur und streift seine Schuhe von seinen Füßen. Ich öffne die Wohnungstür, ziehe ebenfalls meine Schuhe aus und stelle meine Handtasche ab. 

"Wie bist du überhaupt ins Haus gekommen?", frage ich.

Wincent geht zu meiner kleinen Essecke und setzt sich, während ich zum Kühlschrank gehe und eine Flasche Wasser heraushole.

"So eine alte Frau hat mich reingelassen." 

Ich nehme mir zwei Gläser aus dem Schrank und gehe zu Wincent. Er schenkt uns beiden Wasser ein und sieht mich dann stumm an. 

"Okay, mir tut es auch leid.", beginne ich schließlich. "Ich hätte dich nicht eine Woche lang ignorieren dürfen. Ich hätte wenigstens mit dir reden müssen, um dir zu sagen, dass ich sauer bin."

"Das habe ich dann schon begriffen.", lacht er, verstummt jedoch sofort wieder.

"Ja. Aber ich war mir lange nicht sicher, ob du überhaupt gecheckt hast, wieso ich sauer war?"

"Na ja, weil ich mich so scheiße verhalten habe, nehme ich an!? Und weil ich ihm von unserem Urlaub erzählt habe, ohne dich vorher zu fragen, ob er überhaupt davon weiß. Deiner Reaktion nach zu urteilen vermute ich, dass er nichts davon wusste."

Wincent hebt nur selten den Blick, die meiste Zeit sieht er auf seine Finger hinab.

"Nein, er wusste nichts davon. Und natürlich war er nicht gerade begeistert. Und, ja, alles was du gesagt hast, stimmt. Ich war wütend deshalb. Aber am aller meisten hat mich gestört, dass du dich nicht einmal für mich gefreut hast!", sage ich, wobei mir plötzlich Tränen in die Augen steigen.

Erschrocken hebt Wincent den Kopf und sieht mich an. 

"Was? Wie kommst du denn darauf? Niemand gönnt es dir mehr, glücklich zu sein, als ich.", sagt er entsetzt.

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now