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Am nächsten Morgen werde ich um 9.00Uhr vom Klingeln meines Handyweckers geweckt. Gähnend drehe ich mich um und schalte ihn aus, wobei mir auffällt, dass ich mehrere entgangene Anrufe und ungelesene Nachrichten habe. Nach Wincents fünftem Anruf gestern Abend hatte ich mein Handy dann auf lautlos gestellt, um nicht jedes mal daran erinnert zu werden, dass ich sauer auf meinen besten Freund bin und wegen ihm Stress mit meinem Freund habe. Deshalb habe ich auch bis eben nicht gemerkt, dass er noch viele weitere Male versucht hat mich zu erreichen. Ich bin gerade dabei, die Nachrichten von ihm ungelesen zu löschen, da siegt dann doch die Neugier. Ich öffne sie eine nach der anderen.

18.34Uhr > Wieso drückst du mich denn weg? Bist du beschäftigt? <

19.05Uhr > Schon wieder? Muss ich mir Gedanken machen? <

19.57Uhr > Okay, jetzt machst du dir also nicht einmal mehr die Mühe, mich wegzudrücken, sondern lässt einfach durchklingeln. Dein Ernst?? <

21.14Uhr > ????????????? <

00.29Uhr > Gute Nacht, schlaf gut. Es tut mir leid. <

Heute kam noch keine neue Nachricht, aber er hat schon zwei mal versucht mich zu erreichen. In seiner letzten Nachricht hat er sich zwar entschuldigt, aber ich weiß genau, dass er nicht einmal eine Ahnung davon hat, wofür er sich entschuldigt hat. Er merkt einfach nur, dass ich sauer bin, und er irgendwas tun muss, um wieder an mich ranzukommen. Eine Entschuldigung ist natürlich die einfachste Lösung. 


Eine halbe Stunde später klingelt es. Ich drücke auf den Türöffner, öffne meine Wohnungstür und rufe "bin gleich soweit" in das Treppenhaus.

"Ist gut.", ruft Mama zurück.

Als ich an der Haustür ankomme, sitzt sie schon wieder in ihrem Auto und winkt mich hektisch zu sich, da sie keinen Parkplatz hat, sondern nur mit Warnblinkanlage am Straßenrand steht. Hastig laufe ich zu ihr auf die Straße und springe ins Auto hinein. Ich habe die Autotür noch nicht einmal richtig geschlossen, da steigt sie schon auf das Gaspedal.

"Hi.", sage ich und schnalle mich an.

"Guten Morgen.", lacht sie und wirft mir einen kurzen Blick zu. "Du siehst aber nicht sehr ausgeschlafen aus."

"Ich bin eigentlich ziemlich früh ins Bett gegangen, aber Schlaf habe ich trotzdem kaum gefunden.", gebe ich zu.

"Hattest du etwa Besuch?", grinst sie mich verschmitzt an.

"Nein.", entgegne ich knapp.

An der nächsten Kreuzung haben wir eine rote Ampel. Mama bleibt stehen, dreht sich dann langsam zu mir um und mustert mich eingehend.

"Kind, was bedrückt dich?", will sie wissen.

"Ach, wieso müssen Männer nur so kompliziert und anstrengend sein?", schimpfe ich und bereue es sofort.

Sie ist die neugierigste Person auf der Welt. Sie wird mir keine Ruhe lassen, ehe ich ihr alle Einzelheiten haargenau erzählt habe. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht. Sie kennt Wincent gut, viel besser als Samira. 

"Was hat Wincent getan?", lacht sie und schaltet in den ersten Gang, um wieder losfahren zu können, wenn die Ampel grün wird.

"Woher...", beginne ich, stoppe aber, als sie mit quietschenden Reifen über die Kreuzung brettert.

"Mam!", tadle ich sie für ihren Fahrstil, aber sie winkt nur ab.

"Woher ich weiß, dass es um ihn geht?", greift sie meine verschluckte Frage wieder auf. "Es kann nur um ihn gehen! Gäbe es ein Problem mit Sebastian, würdest du nicht so viel darüber nachdenken."

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now