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"Dem Versteckspiel? Du hast das mit Absicht vor mir verheimlicht?", fragt Amelie entsetzt.

"Nein, doch nicht extra vor dir.", antworte ich und gehe einen Schritt auf sie zu. "Ich rede da grundsätzlich nie darüber, weil ich nicht möchte, dass das jeder weiß."

"Okay, das verstehe ich. Aber ich finde es trotzdem scheiße.", antwortet Amelie.

"Das glaube ich dir. Es war aber nie meine Absicht es explizit dir zu verheimlichen. Tut mir leid.", entschuldige ich mich.

Eigentlich müsste ich mich natürlich nicht dafür entschuldigen, aber sie ist immerhin unsere Kollegin. Da sollte ich die Wogen glätten.

"Okay. Na ja, vielleicht bekomme ich ja so einmal die Chance mit ihm zu sprechen.", grinst sie mich an.

"Das hast du doch schon.", wirft Mama lachend ein.

Amelie fährt herum und sieht sie mit großen Augen an.

"Wann?"

"Als du vor Kurzem erst einen Anruf für Kathi angenommen hast. Er sagte dir drei mal, dass es dringend sei und sie hat ihn trotzdem nicht zurückgerufen.", erzählt sie ihr.

"Ach, das war Wincent?", fragt sie ungläubig. "Im Ernst? Krasse Scheiße."

Mama und ich sehen uns an und fangen an zu lachen.

"Ja.", nicke ich. "Das war er. Wir hatten aber zu dem Zeitpunkt gerade ein wenig Stress."

"Verstehe. Und was ist dann eigentlich mit Sebstian? Ist der nur zur Tarnung?"

"Wie, Tarnung? Was meinst du denn damit? Ich bin mit ihm zusammen.", entgegne ich irritiert.

"Und was ist mit Wincent? Fährst du etwa zweigleisig?"

"Ach so, oh Gott, nein!", lache ich. "Wincent und ich sind doch kein Paar. Wir sind nur Freunde. Er ist mein bester Freund."

"Küsst du jeden deiner Freunde?", fragt sie skeptisch.

"Nein, natürlich nicht.", winke ich ab. "Mit Wincent ist das etwas Besonders. Wir stehen uns eben wirklich sehr nah. Aber mehr ist da icht. Nur Freundschaft."

"Okay. Und das findet Sebastian in Ordnung?", fragt sie mit gerunzelter Stirn.

Jetzt sieht mich auch Mama interessiert an.

"Ja.", sage ich, doch an Mamas Blick merke ich, dass sie mir die Antwort nicht abkauft.

Amelie tut das aber scheinbar, denn sie nickt.

"Kannst du uns denn dann mal einander vorstellen?", fragt sie strahlend.

"Dich und Sebastian?", lache ich.

"Quatsch! Wincent natürlich.", kichert sie.

"Vielleicht ergibt sich nach dem Urlaub mal etwas. Mal sehen.", lächle ich und denke mir insgeheim, dass ich das niemals zulassen werde.

Ich werde Wincent niemals gezwungen einem seiner Fans vorstellen. Sollten wir ihr in der Stadt einmal begegnen, dann stelle ich sie gerne vor. Aber ein extra Treffen werde ich dafür auf keinen Fall arrangieren.

"Danke.", grinst sie und fällt mir um den Hals.

"So, jetzt muss ich aber wirklich los.", meine ich und löse mich vorsichtig aus ihrer Umarmung.

Als ich etwa eine Stunde später zu Hause ankomme, springe ich als erstes unter die Dusche. Ich gönne mir eine ausgiebig lange Dusche und föhne mir anschließend meine Haare kurz an, sodass sie zumindest nicht mehr total nass sind. Dann flechte ich sie zu einem Zopf und mache mich an die Hausarbeiten.

Kurze Zeit später ist die Wohnung blitzeblank geputzt und erstrahlt wie neu. Da es mittlerweile schon früher Abend ist, beschließe ich heute nichts mehr weiter zu machen und kuschle mich auf mein Sofa. Ich schalte Netflix an und lasse die neue Folge Riverdale laufen.

Ich bin ungefähr bei der Hälfte der Folge, als mein Handy klingelt. Ich werfe einen Blick darauf und stelle fest, dass ich die anrufende Nummer nicht kenne. Es ist eine Handynummer, die nicht bei mir gespeichert ist. Also drehe ich mein Handy um, damit es aufhört zu klingeln, und konzentriere mich wieder auf meine Serie. Kaum, dass mein Handy aufgehört hat zu vibrieren, beginnt es auch schon erneut zu Klingeln. Es scheint wichtig zu sein. Trotzdem gehe ich nicht an unbekannte Nummern. Wenn es so wichtig ist, kann derjeninge mir auch schreiben oder mich anderweitig erreichen. Die wichtigen Nummern sind immerhin alle abgespeichert.

> Geh endlich an dein verdammtes Handy! <

Nachdem nun auch noch eine Nachricht gekommen ist, überlege ich fieberhaft wer das denn sein könnte. Mir fällt aber niemand ein.

> Wer bist du? <

> JULIA <

Erschrocken starre ich mein Handy an.

> Woher hast du meine Nummer? Und was willst du von mir? <

> Von meinem Bruder. Was ich will? Ich habe gehört, dass du dich tatsächlich noch aus der Affäre ziehen konntest! So haben wir nicht gewettet. <

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sebastian ihr niemals einfach so meine Nummer gegeben hätte. Entweder hätte er mir ihre gegeben, damit ich ihr schreiben kann, wenn sie ihm gesagt hat, dass sie Kontakt zu mir haben möchte. Oder er hätte mich gefragt, ob es okay für mich ist, wenn er meine Nummer weitergibt. Sie hat sich meine Nummer also bestimmt heimlich aus seinem Handy geholt.

> Wir haben gar nicht gewettet. Aber ich lasse mich doch nicht von dir vor Sebastian schlecht machen. <

> Mein Bruder hat es verdient zu wissen, wenn er beschissen wird!! <

> Ich bescheiße ihn doch überhaupt nicht! Zwischen Wincent und mir läuft nichts und das weiß Sebastian auch. <

> Dann hast du ja auch kein Problem damit, wenn ich jetzt in sein Zimmer gehe und ihm die Fotos zeige. <

Da es mir mittlerweile zu blöd mit dem Geschreibe wird, rufe ich Sie kurzerhand an. Ich muss dieses Biest unbedingt davon abhalten Sebastian die Fotos zu zeigen!

"Also soll ich wohl doch nicht zu ihm gehen?", hebt Julia lachend ab.

Ich kann sie förmlich vor mir stehen sehen. Wie sie mich süffisant grinsend ansieht.

"Lass das bloß sein! Wie gesagt, er weiß, dass zwischen Wincent und mir nichts weiter ist. Aber ich möchte ihn nicht unnötig beunruhigen.", versuche ich ihr in einem einigermaßen ruhigen Ton klar zu machen.

"Ja, ist schon klar.", lacht sie. "Wie sieht es denn mit einer Gegenleistung für mein Schweigen aus?"

"Wie bitte? Willst du mich jetzt etwa erpressen?", antworte ich entsetzt.

"Erpressen? Nein. Ich würde es eher ein Geben und ein Nehmen nennen. Ich gebe dir mein Stillschweigen und du gibst mir dafür... Ja, was gibst du mir also dafür?"

"Das nennt man Erpressung.", sage ich zähneknirschend.

Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Sie möchte mich wirklich erpressen. Ich lasse mich doch nicht erpressen! Auf den Fotos ist schließlich auch nichts Schlimmes zu sehen. Diese kleine Schlange!

"Na gut, dann nenne es wie du willst.", entgegnet sie.

"Ich lasse mich nicht erpressen!", meine ich in einem so bestimmten Ton wie es mir nur möglich ist.

"Okay, dann gehe ich eben zu ihm und erzähle ihm, dass er wieder einmal betrogen wurde. Damit wird er schon klar kommen."

Und mit diesen Worten ist die Leitung tot. Sie hat einfach aufgelegt.

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now