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Nachdem ich noch eine ganze Zeit lang verloren am Strand herumgelaufen bin, gehe ich zurück zu unserem Zimmer, um mich für die Heimreise fertig zu machen.

Mama ist in der Zwischenzeit auch aufgestanden und sitzt mit einer Tasse Kaffee in der Hand alleine im Wohnzimmer. Den Geräuschen und dem leisen Fluchen nach zu urteilen, ist Angela gerade dabei ihren Koffer zu packen und bemerkt, dass sie ihn wieder einmal nicht zu bekommt. Und Wincent duscht vermutlich gerade, da ich das Wasser laufen höre.

Ich sehe Mama an und sie sieht mir natürlich sofort an, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

"Möchtest du darüber reden?", fragt sie mich vorsichtig und sieht mich besorgt an.

"Nein."

Mama nickt, stellt ihre Tasse ab und geht hinüber in unser Zimmer, um ebenfalls mit dem Packen zu beginnen.

Ich springe schnell unter die Dusche und packe dann ebenfalls meine Sachen zusammen für die Heimreise.

Kurz vor Mittag müssen Mama, Wincent und ich uns von Angela verabschieden. Ihr Flug geht eineinhalb Stunden nach unseren und deshalb kann sie noch eine Stunde länger im Hotel bleiben. Bis dahin haben Wincent und ich uns nicht gesehen. Jeder war für sich in seinem Zimmer, während unsere Mütter sich noch für eine Stunde auf der Terrasse in die Sonne gesetzt haben.

Angela verabschiedet sich zuerst von Mama. Dann umarmt sie mich.

"Was auch immer er getan hat: Es tut mir schrecklich leid. Wirklich.", flüstert sie mir ins Ohr.

"Es ist alles gut.", lüge ich. "Es ist nicht seine Schuld."

Ich möchte nicht, dass sie ihren Sohn ins Gebet nimmt. Das ist eine Sache zwischen Wincent und mir, da soll sich seine Mutter nicht einmischen. Außerdem weiß ich, dass Wincent nichts mehr nervt, als wenn Angela ihm Ratschläge bezüglich Frauen geben möchte.

"Nichts ist gut! Das sehe ich doch.", antwortet sie und küsst mich auf die Wange.

Ich beende die Umarmung und stelle mich zu Mama an die Seite, damit Angela ihren Sohn verabschieden kann. Die beiden umarmen sich und auch ihm flüstert sie etwas zu. Ich kann es nicht genau verstehen, aber meine etwas wie "eine Bessere gibt es für dich nicht", verstanden zu haben. Wincent antwortet nicht auf die Worte seiner Mutter, sondern küsst sie stattdessen nur kurz auf die Wange.

Dann packt er sich seinen Koffer und geht zur Tür. Er öffnet sie, schiebt seinen Koffer hinaus und dreht sich dann um, um auch meinen Koffer zu nehmen. Schnell greife ich selbst nach meinem und ziehe ihn demonstrativ an ihm vorbei hinaus in den Flur.

Bis wir am Flughafen sind sprechen Wincent und ich kein einziges Wort miteinander. Auch Mama redet nur sehr wenig, da sie nicht recht weiß, wie sie mit der angespannten Situation umgehen soll.

Immer mal wieder spüre ich seinen Blick auf mir, doch ich reagiere nicht darauf. Seine Worte und seine Entscheidung haben mich tief getroffen.

Wie kann er mir sagen, dass er mich liebt, und geichzeitig alles was wir hatten beenden? Und wie kann ihm das offensichtlich auch noch so leicht fallen?

Am Flughafen angekommen stellen wir uns in der Schlange an. Wincent fliegt direkt zu einem Termin nach Köln, während Mama und ich zurück nach München fliegen. Wir können uns allerdings in der Gleichen Reihe anstellen, da sämtliche Flüge von Lufthansa über eine Schlange laufen. Es sind auch nur drei Flüge, die im Moment zum Einchecken bereit sind. Ein weiterer geht noch nach Frankfurt.

Nach dem Einchecken gehen wir noch gemeinsam durch die Sicherheitkontrolle, was nochmal eine knappe Stunde dauert, da hier die Hölle los ist.

"Okay, ich sollte schon einmal mein Gate suchen.", sagt Wincent, als wir endlich durch die Kontrollen durch sind.

"Ja.", antwortet Mama und sieht sich suchend um. "Ich glaube du musst in die Richtung."

Sie deutet nach rechts. Das Boarding für Wincents Flug beginnt schon in 10 Minuten. Mama und ich haben immerhin noch 25 Minuten Zeit, bis wir an unserem Gate sein müssen.

"Na dann.", meint  Wincent, schnallt sich seinen Rucksack auf dem Rücken fest und sieht mich unschlüssig an.

Mama macht den Anfang und umarmt ihn zum Abschied. Danach sieht Wincent mich wieder unsicher an.

Wie verabschiedet man sich von jemandem, der sich gerade gegen einen entschieden hat?

Wincent versucht in meinem Blick herauszufinden, für welche Art der Verabschiedung ich offen bin.

"Wir haben uns bereits verabschiedet.", sage ich und versuche dabei so wenig verletzt wie möglich zu klingen.

Er sieht mich kurz überrascht an, nickt dann aber langsam.

"Na dann.", sagt er wieder, dreht sich um und geht.

Er geht und ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen.

Mama und ich gehen noch jeweils auf die Toilette und kaufen uns ein paar Kleinigkeiten, um die zwei Stunden Flugzeit gut überbrücken zu können. Danach setzen wir uns auf eine Bank an unserem Gate und warten darauf, dass das Boarding beginnt.

Ich scrolle gerade durch meine Instagram-Startseite, als ich eine WhatsApp von Wincent bekomme.

>> Es zerreißt mir wirklich mein Herz. Ich liebe dich! Schon immer und werde ich immer. <<

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now