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Mir stockt der Atem. Es läuft mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter.

Wincent hält meinen Blick fest, während er mit seinem Finger vorsichtig über meine Brust streift.

"Wincent!", keuche ich. "Was tust du da?"

Wincents Lippen umspielt ein Schmunzeln. Er macht noch einen winzigen Schritt auf mich zu, sodass sich unsere Körper nun berühren. Seine Hand liegt auf meinem Schlüsselbein. Langsam bewegt er sie hinauf zu meinem Haaransatz.

Als ich spüre, wie er seinen Griff in meinem Nacken verfestigt, gehe ich einen Schritt zurück.

"Wincent... Nicht.", stammle ich. "Bitte."

Obwohl jede Faser meines Körpers seine Berührung will, ist mein Kopf stark genug, um ihm zu widerstehen. Für ihn ist das nur ein Spiel. Für ihn geht es dabei nur um den Spaß, die Befriedigung. Für mich geht es aber gerade um so viel mehr als das.

Und was ist mit Sebastian? Wir haben uns ja nicht getrennt, oder? Also würde ich ihn betrügen, wenn ich der Versuchung nachgeben würde. So jemand bin ich nicht. Ich gehe nicht fremd.

Und ich lasse mich von Wincent auch nicht um den Finger wickeln! Nicht mehr.

Ich schnappe mir mein Handtuch von der Kommode und stürme an Wincent vorbei hinaus ins Wohnzimmer und dann auf die Terrasse, wo sich unsere Mütter gerade abduschen.

Angela steht mit dem Rücken zu mir, aber Mama entdeckt mich sofort. Natürlich bemerkt sie, dass etwas vorgefallen ist. Aber sie weiß auch, dass ich ihr in Angelas Nähe nichts erzählen werde. Sie wirft mir einen fragenden Blick zu, woraufhin ich nicke. Das soll ihr siganlisieren, dass alles in Ordnung ist. Mama nickt erleichtert und geht dann mit Angela gemeinsam die Treppe hinunter zum Pool, um ihre Runden zu drehen.

Ich breite mein Handtuch auf einer der Liegen aus und lasse mich darauf fallen. Mir ist immer noch heiß. Wie kann Wincent nur so etwas tun? Er weiß doch, dass ich nicht darauf einsteige. Ich würde es ja verstehen, wenn er von dem Streit mit Sebastian wüsste. Aber da er nichts davon weiß, finde ich das äußerst uncool von ihm!

Da die Hitze in mir einfach nicht verschwinden will, stehe ich auf und gehe zu den Duschen hinüber. Ich drehe das Wasser auf und seufze tief, als die ersten kalten Tropfen auf meine Haut fallen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, sodass meine Haare nicht nass werden, und lasse das Wasser auf meine Haut prasseln.

Nach ein paar Minuten drehe ich das Wasser ab und gehe zurück zu meiner Liege, als ich Wincent bemerke. Er steht in der Balkontür und beobachtet mich. Wie lange steht er denn schon da? Hat er mir etwa beim Duschen zugesehen? Das wird ja immer besser!

Ich wende den Blick von ihm ab und setze mich auf meine Liege. Kurz darauf kommt Wincent zu mir. Er legt wortlos sein Handtuch an das Fußende meiner Liege, damit er beide Hände frei hat, um sich eine der anderen Liegen direkt zu mir zu ziehen. Unsere Liegen werden nun nur noch von dem kleinen Tischchen, auf dem zwei Tuben Sonnencreme liegen, getrennt. Er nimmt sich sein Handtuch wieder und breitet es auf seiner Liege aus. Dann geht er aus dem kleinen Spalt zwischen unseren Liegen heraus, stellt sich vor die beiden Liegen und sieht mich direkt an. Seine Hände wandern zum Saum seines Shirts und er zieht langsam daran. Was macht er da? Versucht er etwa mich anzumachen? Ist das sein Ernst?

Zum Schluss hin zieht er sein Shirt schließlich schneller über den Kopf und wirft es auf den Boden. Ich lasse meine Augen krampfhaft auf seine Augen geheftet, da ich genau weiß, was es mit mir macht, wenn ich seinen Körper genauer betrachte.

Wincent dreht sich um und geht zum Rand der Terrasse, um auf das Meer und den Strand hinunterzusehen. Er steht seitlich zu mir, sodass ich mir jetzt einen kurzen Blick auf seinen Körper erlauben kann. Seine Muskeln sind noch härter als früher. Er hat sein Sportpensum offensichtlich erhöht.

Ich lasse meinen Blick wieder hinauf zu seinem Gesicht gleiten.
Verdammt! Er hat mich erwischt. Grinsend kommt er zu den Liegen zurück und legt sich auf seine.

Ich fahre mit meinen Fingern über meine Haut, um zu checken, ob sie von der Sonne schon getrocknet wurde. Da das der Fall ist, greife ich nach einer der Sonnencremetuben und beginne mich einzucremen. Währenddessen liegt Wincent auf dem Rücken, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Ich erlaube mir noch einmal einen genaueren Blick auf seine Bauchmuskeln und bereue es sofort. Ich sollte damit aufhören, Wincent so an zu sehen. Er ist mein bester Freund! Und ganz egal, wie ich mich entscheiden werde, wird da nie mehr sein. Diese Gedanken machen meine Entscheidung nur viel komplizierter. Stopp!

"Soll ich dir helfen?", holt Wincent mich aus meinen Gedanken zurück.

Ich versuche schon eine Weile lang, mir selbst den Rücken einzucremen. Allerdings habe ich gar nicht bemerkt, dass Wincent die Augen wieder geöffnet hat.

Er steht auf und stellt sich abwartend vor meine Liege. Unschlüssig sehe ich ihn an.

"Komm schon, ich zieh dich schon nicht aus.", versucht er zu grinsen, doch es gelingt ihm nicht ganz.

Scheinbar nimmt er die Situation doch nicht so locker, wie er es gerne aussehen lassen würde. Seufzend nicke ich und drehe mich, sodass ich auf dem Bauch liege. Wincent stellt ein Bein links von der Liege, das andere rechts, und setzt sich dann vorsichtig auf meinen Po.

Er verteilt die Creme auf meinem Rücken und stellt dann die Tube beiseite. Während er die Creme auf meiner Haut verteilt, schließe ich die Augen und versuche mich wieder ein wenig zu entspannen.

Wieso macht Wincent das? Wieso provoziert er mich? Was will er damit bezwecken? Er weiß doch, dass ich Sebastian liebe!

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now