Rückblick

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Ich wurde vom Piepsen meines Handys geweckt, welches neben mir auf meinem Bett lag. Eine Nachricht.

Sofort richtete ich mich auf und griff nach dem Gerät, da ich schon wusste, von wem die Nachricht war.

Und ich hatte Recht.

> Ich bin jetzt in München angekommen. Mein Termin ist etwa um 11.30Uhr zu Ende. Anschließend Mittagessen? <

Lächelnd ließ ich meine Finger über die Tastatur in meinem Touchpad fliegen.

> Klar. Holst du mich ab? <

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war 09.50Uhr, ich hatte also noch gute zwei Stunden Zeit, bis ich mich mit Wincent traf.

Mein Handy piepste erneut.

> Logisch. Ich freu mich. <

> Ich mich auch! <

Ich legete das Handy gerade wieder beiseite, als es klingelte. Auf dem Display stand BÜRO.

"Ja, hallo?", meldete ich mich.

"Katharina, du sollst dich doch immer mit deinem Nachnamen melden. Besonders, wenn du siehst, dass dich jemand aus der Arbeit anruft.", schimpfte mich meine Mama am anderen Ende der Leitung.

"Mam? Was ist denn los?", ignorierte ich ihre tadelnden Worte.

"Herr Wittinger steht gerade hier und möchte sein Auto wieder abholen. Hast du gestern die Rechnung noch vorbereitet?"

"Ja. Die liegt auf meinem Schreibtisch, ganz Oben in meinen Ablagefächern. Ist alles fertig."

"Okay. Danke. Das war es auch schon. Wir haben nur die Unterlagen nicht gefunden.", sie räuspert sich kurz. "Dann bis nächste Woche? Ich nehme an, du bist dieses Wochenende mit Wincent unterwegs?"

"Ja, sieht so aus."

"Sag ihm liebe Grüße von uns."

"Ja, das mache ich."

Ich legte auf.

Es hat schon enorme Vorteile, wenn man in der Firma der eigenen Eltern arbeitet. Zum Beispiel habe ich es oft einfacher, mir mal ein verlängertes Wochenende zu nehmen, wie es gerade der Fall war. Heute war Freitag und ich hatte den Tag heute einfach als einen Überstundenfreitag eingetragen. Da ich oft bis zu zehn Stunden am Tag in der Firma bin, ist das auch nicht gelogen. Wir haben kaum Angestellte außerhalb der Familie. Nur einen Auszubildenen und zwei Mechaniker in der Werkstatt und eine Auszubildende bei meiner Mama und mir im Büro. Deshalb sind meine Eltern und ich oft auch noch nach Schließung des Autohauses um 19.00Uhr noch dort, um liegen gebliebene Sachen zu erledigen. Oft nervt mich das, aber wenn ich dann an die Freiheiten denke, die der Job im Familienbetrieb mit sich bringt, nehme ich das in Kauf.

Zwei Stunden später klingelte es an meiner Wohnungstür. Kaum, dass ich die Tür geöffnet hatte, lag ich auch schon in den Armen meines besten Freundes und wurde von ihm durch die Luft gehoben.

"Schön, dich wieder zu sehen!", flüsterte er an meinem Ohr.

"Geht mir genauso."

Wincent und ich sind nun seit vier Jahren beste Freunde. Als er vor seinem musikalischen Durchbruch eine Weile in München gelebt hat, haben wir uns beim Weggehen kennengelernt. Leider sehen wir uns mittlerweile nur noch selten. Wir sehen uns immer, wenn er in München ist, und manchmal reise ich auch zu einem seiner Konzerte, wenn es sich einrichten lässt. Aber auch so belaufen sich unsere Treffen meist nur auf alle zwei bis drei Monate.

"Wie geht's dir? Alles klar?"

Wincent stellte mich wieder auf die Beine und kam einen Schritt in meine Wohnung hinein.

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now