57)

1.9K 55 17
                                    

Schweigend gehen wir gemeinsam zum Strand hinunter. Wir gehen ein Stückchen am Strand spazieren, ehe Wincent sich dann in den Sand setzt und mich neben sich nach Unten zieht.

"Okay, dann reden wir.", sagt er und sieht mich an.

Er wirkt wirklich total verunsichert.  Das ist sehr untypisch für Wincent.

"Okay.", nicke ich.

Wir sehen beide schweigend auf das Meer hinaus. Keiner traut sich so richtig den Anfang zu machen.

"Das fühlt sich komisch an.", gebe ich zu.

"Was meinst du? Das mit uns?", sagt Wincent und sieht mich erschrocken an.

Mein Herz macht einen kleinen Sprung, als er das Wort 'uns' verwendet.

"Nein.", antworte ich und drehe mich zu ihm. "Natürlich nicht das. Aber diese Situation gerade. Es ist einfach ungewohnt, dass wir so nervös voreinander sind."

Wincent lacht kurz und nickt zustimmend.

"Das mit uns fühlt sich alles andere als komisch an.", versuche ich das Gespräch in die richtige Richtung zu führen.

Wincent hebt den Kopf wieder und sieht mich mit strahlenden Augen an.

"Ja, das finde ich auch."

Wir lächeln uns an, doch dann kehrt wieder Stille ein.

"Okay, Stopp.", sagt Wincent plötzlich energisch und steht auf. "Wieso ist es so kompliziert zwischen uns? Es ist doch eigentlich gar nicht kompliziert. Es geht doch nur um die eine Frage: Wollen wir es riskieren und versuchen eine Beziehung zu führen oder nicht. Richtig?"

Wincent stolpert vor Nervosität über seine eigenen Worte, aber ich verstehe was er sagen möchte. Ich stehe auch auf und stelle mich so hin, dass ich Wincents unruhiges Umherlaufen unterbreche.

"Möchtest du es denn riskieren?", frage ich und halte ihn dabei an seinen Handgelenken fest.

Er bleibt stehen und hebt den Blick. Er sieht mir in die Augen, als könnte er dort die Antwort finden.

"Ich würde es gerne versuchen, ja. Aber ich weiß, dass es da auch noch Sebastian gibt. Und ich habe keine Ahnung wie du dazu stehst. Ich meine, du bist ja nicht getrennt und soweit ich weiß läuft es zwischen euch ja auch gut und..."

"Nein, das tut es nicht.", unterbreche ich ihn.

"Wie, tut es nicht? Es läuft nicht gut? Ich meine, das dachte ich mir ja irgendwie schon. Immerhin hättest du sonst nie etwas für mich entwickelt, aber... Wieso? Ich meine, was ist passiert?"

Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm davon erzählen soll, dass Sebastian mich zu Hause vor die Wahl gestellt hat. Ich bin mir nicht sicher, ob das die ganze Situation zwischen uns irgendwie beeinflussen würde, wenn er wüsste, dass ich in diesen Tagen sowieso eine Entscheidung hätte treffen müssen. Auf der anderen Seite waren wir immer ehrlich zueinander und erst gestern hat er mir einen Vorwurf daraus gemacht, dass ich ihm etwas verheimlicht hatte.

"Nein, tut es nicht.", sage ich schließlich erneut. "Überhaupt nicht. Er zwingt mich zu einer Entscheidung."

Wincent zieht verwirrt seine Augenbrauen zusammen.

"Was denn für eine Entscheidung?"

"Ich soll mich zwischen ihm und dir entscheiden. Er hat mir bis nach dem Urlaub Zeit gegeben mir das zu überlegen.", gebe ich vorsichtig zu.

Ich schäme mich.
Ich schäme mich dafür, dass ich mich so von meinem Freund behandeln lasse. Wer lässt sich schon von seinem Freund vorschreiben wer seine besten Freunde sind?

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now